17. November 2020, 12:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In Folge des US-Embargos hat sich Huawei zu einem großen und entscheidenden Schritt entschieden. Das Unternehmen hat seine 2013 gegründete günstige Smartphone-Sparte Honor verkauft. Für Honor selbst könnte sich dieser Schritt allerdings als Vorteil herausstellen.
Seit etwa eineinhalb Jahren haben Huawei und in Folge auch die Tochter-Firma Honor mit dem US-Embargo zu kämpfen. Dieses verbietet es amerikanischen Unternehmen, Geschäfte mit den beiden chinesischen Herstellern zu machen. Die Folgen des Streits zwischen den Regierungen der USA und China sind nicht nur Einschränkungen innerhalb einiger Zuliefer-Beziehungen und somit der Wegfall von zum Teil wichtigen Bauteilen für die Chip- und Smartphone-Produktion. Auch darf Google keine neuen Huawei- und Honor-Smartphones mehr lizenzieren – die Geräte müssen somit ohne Google-Apps auskommen.
Gerade in Europa brachen die Verkäufe von Oberklasse-Smartphones wie dem Huawei P40 Pro und dem Mate 40 Pro dadurch ein. So technisch ausgefeilt die Geräte auch sind, ohne bekannte Software sind vor allem die teuren Top-Modelle nur für wenige Käufer interessant. Huawei versucht, die fehlende Google-Anbindung durch seine eigenen Huawei Mobile Services (HMS) auszugleichen. Ein eigener App Store und eigene App-Lösungen für die Navigation, fürs Browsen im Web etc. wurden geschaffen. Geholfen hat es den Verkaufszahlen in Europa – einem für Huawei wichtigen Markt – bislang allerdings wenig.
Verkauf von Honor soll das Überleben der Marke sichern
Offenbar ist die Lage ernster als gedacht. Und so hat sich Huawei nun dazu entschlossen, seine Tochter-Firma Honor zu verkaufen. Der Verkauf wurde am heutigen 17. November 2020 beschlossen. Sobald die Formalien abgeschlossen sind, gehört Honor somit nicht mehr zu Huawei, sondern zum chinesischen Konsortium Shenzhen Zhixin New Information Technology Co. Ihm gehören über 30 Firmen und Händler unter der Leitung der Shenzhen Smart City Development Group an.
Wie Huawei in einem offiziellem Statement erklärt, solle der Verkauf den Honor-Händlern und Zulieferern dabei helfen, durch die aktuell so schweren Zeiten zu kommen. „Der Grund ist, dass technische Elemente, die für unser Smartphone-Geschäft nötig sind, auf Dauer nicht verfügbar sind,“ so Huawei. Der Verkauf von Honor sichere das Überleben der Marke.
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Seit seiner Gründung im Jahr 2013 hat sich die Marke Honor auf den Markt der eher günstigen bis mittelpreisigen Smartphones konzentriert. Sie trat jugendlicher und etwas hipper auf als Huawei. Dennoch konnte das Unternehmen viele Entwicklungen der großen Schwester übernehmen.
Mittlerweile verkauft Honor jährlich rund 70 Millionen Smartphones und hielt in China im dritten Quartal 2020 einen Marktanteil von etwa 15 Prozent. Berichten zufolge brachte Huawei der Verkauf von Honor umgerechnet etwa 12,1 Milliarden Euro ein. Im Gegenzug trennte sich Huawei von jeglicher Firmenbeteiligung und seinem Mitspracherecht. Etwa 7000 Mitarbeiter wechseln durch den Verkauf zum neuen Eigentümer und auch die Führungsriege bleibt bestehen.
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Mögliche Folgen des Verkaufs
Da Honor durch den Verkauf nicht mehr zu Huawei gehört, ist das Unternehmen auch nicht länger vom US-Embargo betroffen – so zumindest die Hoffnungen beider chinesischer Hersteller. Wie die US-Regierung reagiert, bleibt aber abzuwarten. Vor allem im Hinblick auf den bevorstehenden Regierungswechsel im eigenen Land.
Im besten Fall könnte Honor jedoch wieder mit US-amerikanischen Unternehmen zusammenarbeiten und hätte so wieder Zugriff auf Zulieferketten und Google-Apps. Abzuwarten bleibt allerdings, wie sich Honor nach der Abkehr von Huawei als eigene Marke weiterentwickelt. Bislang wiesen Huawei- und Honor-Smartphones durch ihre eng verflochtenen Beziehungen große Ähnlichkeit zueinander auf. Nun müsste Honor sich wohl neu ausrichten und einen eigenen Weg gehen. Dazu gehören auch eigene Entwicklungen im Bereich Kamera und Hardware, die kommenden Honor-Smartphones einen ganz eigenen Touch geben könnten.