21. Dezember 2017, 15:02 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein japanischer Student entdeckte durch Zufall Glas, dass sich selbst reparieren kann. Damit könnten kaputte Handy-Displays endgültig der Vergangenheit angehören.
Es ist der Albtraum schlechthin: Sie passen einmal nicht richtig auf und schon fällt das Smartphone auf den Boden. War die Landung nicht weich genug, ziert Ihr Handy-Bildschirm fortan mindestens ein Riss. Im schlimmsten Fall ist sogar das gesamte Display zu Bruch gegangen. Wie wäre es da, wenn Sie das Display einfach nur 30 Sekunden zusammendrücken müssten, damit der Riss auf dem Smartphone weg ist?
Diese Vorstellung ist womöglich bald Realität: An der Universität in Tokio haben Forscher ein Material aus Polyether-Thioharnstoffen entwickelt, das sich selbst wieder erneuern kann.
Durch Zufall entdeckt
Entdeckt hat das Zauber-Glas der japanische Student Yu Yanagisawa, wie die britische Zeitung „The Guardian“ berichtet. Auf das Material gestoßen ist er aber nicht durch langjährige Forschung, sondern per Zufall: Eigentlich suchte er nach einem Kleber, fand aber heraus, dass die Kanten aneinander haften, wenn die Oberfläche des Polymer-Materials geschnitten wird. Nach nur 30 Sekunden härtet sich der Stoff außerdem bei Zimmertemperatur (21 Grad) wieder ab. In weiteren Experimenten konnten Wissenschaftler der Universität belegen, dass das Material bereits nach wenigen Stunden die ursprüngliche Härte wieder bekam.
Zunächst konnte der Entdecker nicht glauben, was er da sah, berichtet er der japanischen Seite NHK. „Ich hoffe, dass das reparierbare Glas ein neues umweltfreundliches Material wird, dass nicht weggeworfen werden muss, wenn es kaputt geht“, sagt Yanagisawa.
Erster Stoff seiner Art
Die Wissenschaftler rund um den Professor Takuzo Aida veröffentlichten ihre Ergebnisse über das Sensations-Glas im „Science“-Magazin. Sie sind sich sicher, dass das Material bei der Herstellung von Smartphones schon bald genutzt werden wird. Aber auch in anderen Bereichen ist es denkbar, dass das beinahe unzerstörbare Glas Verwendung findet, wie zum Beispiel bei der Fertigung von Fernsehgeräten. Während bereits selbst heilende Gummi- und Kunststoffarten entwickelt worden sind, sei das Glas aus Polyether-Thioharnstoffen die erste Substanz, die sich bei Raumtemperatur von alleine repariert.
„Hohe mechanische Robustheit und Heilungsfähigkeit schließen sich gegenseitig aus“, schreiben die Forscher. Es gibt zwar harte Materialien, die sich selbst reparieren können, aber in den meisten Fällen sei dafür eine hohe Temperatur von 120 Grad und mehr nötig. Dies sei beim Polymerglas keine Voraussetzung.
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Nachhaltig und umweltschonend
Es ist nicht der erste wissenschaftliche Vorstoß in diese Richtung. Anfang des Jahres hatten Forscher der University of California ein Polymer-Glas entwickelt, dass auf das 50-fache seiner Originalgröße gestretcht werden konnte. Nach 24 Stunden reparierte das Glas sich selbst. Der Hersteller LG hat sogar schon beim Smartphone LG G Flex 2 mit einer selbst heilenden Rückseite gearbeitet. Größere Schäden konnte diese allerdings nicht reparieren.