Spektakulärer Auftakt zum Mobile World Congress (MWC) in Barcelona: Samsung stellt am Abend vor der offiziellen Eröffnung der Mega-Messe seine neuen Flaggschiffe Galaxy S9 und Galaxy S9+ vor. TECHBOOK kennt die Fakten!
XXL-Display bleibt gleich
Optisch hat sich auf den ersten Blick nichts getan. Wie beim Vorgänger setzt Samsung auch beim Galaxy S9 auf ein Glasgehäuse samt riesigen 5,8-Zoll-Display (6,2 Zoll beim S9+), das die ganze Vorderseite einnimmt und an den Seiten etwas abgerundet ist – eine Designspielerei, die der Hersteller seit dem Galaxy Note Edge aus dem Jahr 2015 jedem Topmodell spendiert. Auch die Auflösung von 2960 x 1440 Pixeln übernimmt Samsung vom S8. Gut so, denn dessen Bildschirm war so scharf, farbenfroh und kontrastreich wie kaum ein anderes. Im ersten Test vor Ort erstrahlte das Display vor Ort mit höchster Qualität.
Der physische Knopf an der Vorderseite entfällt aufgrund des XXL-Displays erneut, entsperrt wird das Gerät entweder mit den Augen, dem Gesicht oder dem Fingerabdruck. Waren alle drei Methoden beim Galaxy S8 mehr schlecht als recht umgesetzt, ist Samsung beim S9 auf Wiedergutmachung aus: Der Fingersensor befindet sich nun endlich nicht mehr neben, sondern unter der Kamera, die Gesichtserkennung arbeitet jetzt zusammen mit dem Iris-Scanner. Das macht sie hoffentlich zuverlässiger und schneller als beim Vorgänger, besonders in dunkler Umgebung. Details kann aber nur ein Test zeigen.
Kamera mit flexibler Blende
“Wir haben die Kamera komplett neu erfunden und ein Smartphone drumherum gebaut“, tönte Samsungs Marketing-Chef Justin Denison während der Präsentation. Die Marschrichtung ist klar: Die Knipse soll das neue Herzstück des Smartphones werden.
Nutzer haben nun die Wahl zwischen einer Blende von F/1.5 und F/2.4, was in dieser Form tatsächlich ein Novum in der Smartphone-Welt ist. Was das in der Praxis heißt? Der Lichteinfall lässt sich besser steuern, mit der F/1.5-Blende etwa sollten auch in der Dunkelheit noch ordentliche Schnappschüsse gelingen.
Auch die von Fans lang erwartete Zeitlupenfunktion, die Sony- und Apple-Smartphones bereits verbaut haben, ist nun integriert. Mit unglaublichen 960 Bildern pro Sekunde stellt diese ihre Konkurrenten (iPhone X: 240 Bilder pro Sekunde) weit in den Schatten – einen Seitenhieb, den sich Samsung auf der Präsentation dann auch nicht nehmen ließ und ein Vergleichsvideo zeigte, in dem das Galaxy-Video natürlich weitaus spektakulärer aussah.
Das Galaxy S9+ bekommt neben der üblichen 12-Megapixel-Kamera noch eine zweite spendiert, die ebenfalls einen 12-Megapixel-Sensor hat. Hobbyfotografen freuen sich hier über nette Unschärfe-Effekte (Bokeh) und besseren Zoom. Die neue Kamera packt auf den ersten Eindruck, im Vergleich zum S8, noch einmal eine Schippe drauf. Die Super-Slo-Mo-Funktion mit 960 Bildern pro Sekunde ist zwar etwas umständlich zu bedienen, sieht aber ebenfalls klasse aus.
Auch interessant: Mit diesen 9 Tipps gelingt das perfekte Foto
My Emojis: Angriff auf die Animojis?
Nachdem Apple mit den Animojis – animierten Emojis – beim iPhone X eine innovative Spielerei einführte, heißt Samsungs Antwort AR Emoji. Nutzer können mit der Frontkamera ein Bild von sich schießen, das Galaxy S9 erstellt daraufhin eine individuelle Comic-Figur, die über 100 Gesichtszüge haben kann. Das klappte auf der Bühne allerdings noch nicht perfekt – Samsungs kahler Produktmanager Jonathan Wong hatte als Emoji plötzlich Haare auf dem Kopf. Da musste noch händisch etwas nachjustiert werden. Der Test bestätigt: Bei den neuen AR-Emojis ist noch einiges an Nacharbeit nötig – bei uns war die Haarfarbe zum Beispiel fast immer falsch.
Neuer Prozessor und AKG-Lautsprecher
Im Inneren arbeitet Samsungs eigener Exynos-9810-Prozessor mit insgesamt 8 Kernen mit 4 Gigabyte Arbeitsspeicher in der Standard-Version. Das Galaxy S9+ bekommt 6 Gigabyte. Beide Versionen haben 64 Gigabyte internen Speicher, der sich mit einer SD-Karte auf 464 Gigabyte (!) erweitern lässt. Alle wichtigen Zahlen zu den beiden Topmodellen finden Sie hier in dieser Tabelle.
Auch verspricht Samsung nun besseren Sound durch neue Stereolautsprecher. Hier hat man sich den österreichischen Edel-Soundspezialisten AKG ins Boot geholt (die Marke gehört seit 2016 zu Samsung). Ob das Ganze unter dem Dolby-Atmos-Logo mehr als ein Marketing-Gag ist, kann aber nur der Test zeigen.
Preise, Farben und Datum
Das Samsung Galaxy S9 und das S9+ sind ab dem 25. März 2018 verfügbar, die Vorbestellungen laufen ab sofort. Die Preise: 849 Euro für das Galaxy S9 mit 64 Gigabyte Speicher, 949 Euro für das S9+ mit 64 Gigabyte Speicher und 1.049 Euro für die Version mit 256 Gigabyte Speicher, die es aber nur exklusiv im Samsung-Shop geben soll. Alle Version sind wahlweise auch als Dual-SIM-Variante mit zwei SIM-Kartenslots erhältlich.
Angeboten werden drei Farben: Schwarz (Midnight Black), Blau (Coral Blue) und Lila (Lilac Purple).
Auch interessant: Für wen lohnt sich ein Dual-SIM-Smartphone
Fazit: Samsung Galaxy S9 / S9+
Mit dem S8 führte Samsung 2017 viele Neuheiten wie die Gesichtserkennung und das Riesen-Display in die Galaxy-Reihe ein. Das S9 hingegen bietet weitaus weniger Überraschungen, macht an den richtigen Stellen aber viele Verbesserungen: Die ohnehin schon gute Kamera bekommt zeitgemäße Updates wie die Super-Zeitlupe und zumindest beim S9+ die Doppelkamera, und auch die Gesichtserkennung hat nun hoffentlich den nötigen Feinschliff bekommen. Das macht es dem iPhone X ebenbürtig, wenn auch nicht überlegen. Zu sehr nerven die bei Samsung standardmäßig installierte App-Flut (Bloatware) und der smarter Assistent Bixby, der wohl weiterhin erst einmal nur auf Englisch verfügbar ist. Der Fokus des Galaxy S9/S9+ liegt klar auf der Kamera. Alles in allem bietet es aber keine bahnbrechenden Neuerungen und ist „nur“ eine konsequente Weiterentwicklung des Galaxy S8.
Der Preis ist zwar hoch, aber Android-Geräte sinken in der Regel relativ schnell im Preis. Wir wagen die kühne Behauptung: Das Galaxy S9 wird um Weihnachten herum für knapp 500 Euro verfügbar sein.