16. Oktober 2018, 10:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Prepaid-Tarif fürs Smartphone hat viele Vorteile: Volle Kostenkontrolle, kein Mindestumsatz, keine monatliche Grundgebühr. Aber es gibt auch Gründe, die gegen einen Prepaid-Tarif sprechen können.
Für viele Smartphone-Besitzer haben echte Prepaid-Tarife Vorteile: Böse Überraschungen in Form hoher Handyrechnungen sind ausgeschlossen, da nur aufgeladenes Guthaben verbraucht werden kann.
„Damit sind Prepaid-Tarife nicht nur für Kinder und Jugendliche eine gute Wahl, sondern auch für preisbewusste Verbraucher, die ihre Kosten im Blick behalten möchten“, sagt Jannik Degner vom Portal „Smartphonepiloten.de“.
Zero-Rating-Angebote nur für Vertragskunden
Doch Prepaid-Tarife können auch Nachteile haben. „Wer sich für einen Prepaid-Tarif entscheidet, muss immer damit rechnen, schlechter gestellt zu werden als Vertragskunden“, sagt Hayo Lücke vom Portal „Inside-Digital.de“. So gibt es unter anderem die Zero-Rating-Angebote von Telekom und Vodafone, bei denen etwa Musik- oder Videostreaming kein Inklusiv-Datenvolumen verbraucht, nur für Laufzeitverträge.
Und: Einige Prepaid-Tarife bieten nur eingeschränkte Rufumleitung an. „Die Rufumleitung kann dann beispielsweise nicht zu jeder beliebigen Rufnummer, sondern nur als Umleitung auf die Mailbox eingerichtet werden“, erklärt Oliver Müller von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Auch die Möglichkeit, mehrere SIM-Karten pro Rufnummer zu nutzen, um auf verschiedenen Geräten unter der gleichen Nummer erreichbar zu sein, haben Prepaid-Kunden oft nicht.
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Planung notwendig
Außerdem können Prepaid-Tarife mitunter etwas Vorausplanung erfordern. „Der Verbraucher muss hier selbst im Blick behalten, ob noch ausreichendes Guthaben zu Verfügung steht, sofern keine automatische Aufladung eingerichtet ist“, sagt Müller. Schätzt dann jemand seinen Verbrauch falsch ein oder vergisst, aufzuladen, kann eine Verbindung einfach abbrechen.
Da man mit Aufladungen in Vorleistung tritt, stellen viele Anbieter auch keine monatliche Rechnung aus. „Das kann ein Nachteil sein, falls eine regelmäßige Rechnungsstellung erwünscht ist“, sagt Müller. Stellt ein Anbieter grundsätzlich keine Rechnungen aus, haben Nutzer in der Regel auch keinen Anspruch auf Einzelverbindungsnachweise. Dann ist es sinnvoll, sein Nutzungsverhalten im Blick zu behalten.
Eigenen Verbrauch analysieren
Attraktive Prepaid-Tarife gibt es dennoch viele auf dem Markt. Lücke empfiehlt aber, genau zu vergleichen. Denn bei Prepaid-Tarifen werden etwa Flatrates oft nicht monatlich, sondern im 28-Tage-Rhythmus abgerechnet. Über das Jahr entspricht das nicht 12, sondern 13 Monaten.
Um den passenden Tarif zu finden, ist es vor allem wichtig, den eigenen Bedarf zu kennen. „Wer einen über- oder unterdimensionierten Tarif verwendet, der zahlt in der Regel mehr“, erklärt Degner. Er empfiehlt, den Verbrauch der vergangenen Monate zu analysieren und auf dieser Grundlage eine Entscheidung für ein Minutenpaket, eine Flatrate oder einen anderen passenden Mobilfunktarif zu treffen.
Bei Tarifen, die über viele zubuchbare Optionen wie Minuten- und Datenpakete oder Flatrates verfügen, lässt sich das Prepaid-Modell besonders gut nutzen. Jeden Monat können die Nutzer flexibel entscheiden, welche Leistung sie gerade benötigen – und welche nicht.
Aktivitätszeiträume
Wer nur ein Handy besitzt, um im Notfall zu telefonieren oder erreichbar zu sein, sollte sich genau über die Tarifkonditionen informieren. Denn viele Anbieter legen sogenannte Aktivitätszeiträume fest. „Das bedeutet, dass der Verbraucher innerhalb eines bestimmten Zeitraumes – zum Beispiel sechs Monate – das Guthaben mindestens um einen bestimmten Betrag aufladen muss, um die Funktionsfähigkeit aufrechtzuerhalten“, erklärt Müller. Lädt er das Guthaben nicht auf, werden Funktionen eingeschränkt oder im schlechtesten Fall wird die SIM-Karte abgeschaltet. Ungenutztes Guthaben darf allerdings nicht verfallen, sondern muss nach der Kündigung in der Regel ausgezahlt werden.
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Echter Prepaid-Vertrag?
Vor Abschluss eines Prepaid-Vertrages sollten sich Verbraucher außerdem informieren, ob es sich um einen echten Prepaid-Vertrag handelt, bei dem nur das aufgeladene Guthaben genutzt wird. Sonst kann ein Negativ-Saldo auf dem Guthabenkonto auftauchen, wenn zum Beispiel eine Verbindung bei aufgebrauchtem Guthaben nicht abgebrochen oder durch den Anbieter erst verzögert abgerechnet wird. „Entsprechende Regelungen können in den AGB der Anbieter genannt sein. Ob die entsprechenden Klauseln wirksam sind, muss im Einzelfall überprüft werden“, sagt Müller.
Berücksichtigen sollten Verbraucher in jedem Fall auch die Netzqualität vor Ort. Degner empfiehlt, Freunde und Bekannte nach ihren Erfahrungen zu fragen und Netzabdeckungskarten zu studieren.