14. November 2019, 17:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Lange war Apples MacBook das Notebook der Wahl für Profi-Anwender. Doch zuletzt machte Microsofts Surface die Spitzenposition streitig. Mit dem neuen MacBook Pro setzt Apple nun zum Konter an.
Apple-Kunden sind im Prinzip ein loyales Volk. Wer sich einmal für die Produkte mit dem Apfel-Logo entschieden hat, bleibt häufig der Marke über Jahre hinweg treu. Unter den Besitzern der MacBooks rumort es allerdings seit einiger Zeit. Und Konkurrent Microsoft gewinnt mit seinen Surface-Computern an Boden.
Mit dem am Mittwoch (Ortszeit) in New York vorgestellten MacBook Pro im 16-Zoll-Format setzt Apple nun wieder zum Konter an. Und räumt einen der größten Kritikpunkte der aktuellen MacBook-Reihe aus – die Zuverlässigkeit der Tastatur. Kunden klagten hier über mechanische Probleme. Beim Druck auf die Buchstabentaste passierte zuweilen nichts, manchmal erschienen Buchstaben doppelt. Schon wenige Staubkörner zwischen den Tasten reichen gelegentlich aus, um die Funktion zu beeinträchtigen. Apple zeigte sich zwar bei der Reparatur der betroffenen Geräte in der Regel kulant, trotzdem waren die Kunden genervt.
Tschüss Butterfly-Keyboard, hallo Magic Keyboard
Nach mehreren Verbesserungsversuchen ist nun Schluss mit der Butterfly-Tastatur. Das neue MacBook Pro kommt mit einem neu gestalteten Keyboard. Das „Magic Keyboard“ orientiert sich am Design der bewährten Tastatur des iMac Pro. Im ersten Kurztest hinterlässt es einen guten Eindruck mit schnellen und flüssigen Eingaben. Der Tastenhub ist zwar immer noch sehr flach, aber ausgeprägter als bisher. Zudem soll die Tastatur jetzt weniger anfällig für Staubpartikel sein, die bei der Butterfly-Tastatur vermehrt zu Ausfällen führen konnten.
Beim Neu-Design der Tastatur ist Apple auch auf die wichtige Kundengruppe der Software-Entwickler zugegangen. Sie erhalten nun links neben der TouchBar, einem flachen Display mit virtuellen Tasten, wieder eine echte ESC-Taste.
Auch interessant: So schlagen sich Apples AirPods Pro im Test
Sechs Lautsprecher für ungeahnten Klang
Ein riesiger Unterschied zum Vorgänger-Modell lässt sich beim Klang feststellen. Sechs Lautsprecher sorgen für eine bei Notebooks bislang unbekannte Klangqualität mit sattem und breitem Stereoklang und einem vollen Bass. Ein ausgeklügeltes System sorgt dafür, dass die einzelnen Lautsprecher untereinander Vibrationen neutralisieren. Dadurch scheppert das Gehäuse nicht.
Auch beim Sound-Input legt Apple die Messlatte höher: Drei Mikrofone zeichnen den Ton quasi in Studioqualität auf. Hintergrundgeräusche werden weitgehend ausgeblendet. Das ist nicht nur für Podcaster interessant, die ihre Sendungen von unterwegs aus aufzeichnen wollen. Auch die Tonqualität bei Videokonferenzen profitiert.
Deutlich mehr Speicherplatz im neuen Modell
Für den Einsatz als mobiles Multimedia-Studio hat Apple das neue MacBook Pro mit modernen Intel-Mikroprozessoren (6-Kerne Core i7 und 8-Kerne Core i9) bestückt. Außerdem sorgt ein leistungsstarker Grafikchip von AMD (Radeon Pro 5000M mit GDDR6-Speicher) für Tempo.
Beim Bearbeiten von Videos in Programmen wie Final Cut Pro oder Adobe Premiere sieht man nun die Auswirkungen von Filtern oder Belichtungskorrekturen in Echtzeit. Beim Vorgängermodell bekam man sie erst nach dem Rendern der Videos zu Gesicht. Paul Ripke, der sich unter anderem als Fotograf der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein Namen gemacht hat, zeigte sich nach einem ersten Test direkt nach der Vorstellung in New York begeistert.
Video-Profis wie Ripke profitieren beim neuen MacBook Pro nicht nur vom größeren Bildschirm (16 statt 15 Zoll, 3072 zu 1920 Pixel), sondern auch von neuen Speicheroptionen: Das Gerät kann bis zu 64 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher aufnehmen. Mit 512 GB und 1 Terabyte (TB) sind die SSD-Speicher in beiden Standardkonfigurationen doppelt so groß als beim bisherigen 15-Zoller. Neu sind bis zu 8 TB SSD-Speicher.
Auch interessant: Das müssen Sie beim Kauf gebrauchter MacBooks und Macs beachten
Maximale Akku-Kapazität, stolzer Einstiegspreis
Beim Akku ging Apple mit 100 Wattstunden (Wh) Kapazität sogar bis an die Grenze des rechtlich Erlaubten. Mehr darf nach den Regeln der US-Flugaufsichtsbehörde Federal Aviation Administration (FAA) in Akkus nicht stecken, damit sie noch in einem Flugzeug transportiert werden dürfen. Das Vorgängermodell bot nur 84 Wh. Der Akku soll damit das MacBook Pro für durchschnittlich elf Stunden in Betrieb halten, eine Stunde länger als zuvor.
Die Ausstattung des Edel-MacBooks lässt sich Apple gut bezahlen: Das neue Apple-Notebook ist in der Einsteigerversion ab knapp 2700 Euro zu haben. Damit liegt der Preis allerdings genau auf dem Niveau des Vorgängermodells. Schnellere Prozessoren und zusätzlicher Speicher lassen die Kosten aber deutlich ansteigen – bis auf rund 7140 Euro für die Maximalausstattung. Apple startet den Verkauf bereits in dieser Woche.
Neue Modelle Apple stellt neues iPad Pro und MacBook Air vor
Neue Modelle MacBook Air 15″ und Mac Studio im Test – welcher Rechner lohnt sich für wen?
Surface-Geräte und KI Alle Neuheiten des Microsoft-Events im Mai
Nur für Professionelle und Kreative
MacBook Pros hat sich Apple schon immer gut bezahlen lassen. Das ist auch beim MacBook Pro 16 Zoll der Fall. Das Unternehmen setzt natürlich sehr auf Kundenbindung, wer einmal Apple kauft, kauft wieder Apple. Doch auch viele professionelle Programme wie etwa Final Cut sind nur für Macs verfügbar und perfekt auf die von Apple verbaute Hardware abgestimmt. Das MacBook Pro 16 Zoll richtet sich damit vor allem an diejenigen, die den Laptop für ihren Beruf nutzen und damit Filme von unterwegs schneiden. Oder für andere Dinge benutzen, die nur auf einem Mac laufen. Wer einen Mac braucht und mobil arbeiten will, ist eben auf die teure Hardware, die Apple bereitstellt, angewiesen.
Interessant ist, dass Apple mit seinem MacBook Pro 16 ziemlich allein dasteht. Uns ins kein anderer Laptop bekannt, der 8 TB SSD ab Werk ausgestattet werden kann. Selbst der neue XPS 15 von Dell mit dem gleichen Prozessor und einer ähnlich starken Grafikkarte kommt mit maximal 2 TB SSD, kostet mit 2999 USD aber nicht mal halb so viel wie das MacBook in den USA (6099 USD). In Deutschland ist das Gerät allerdings mit maximal 32 GB zu haben. Wer also das Beste vom Beste zum Arbeiten braucht – oder glaubt zu brauchen – muss auf das MacBook setzen. Wer nicht auf macOS angewiesen ist und bereit ist, den Speicher nachträglich aufzurüsten, findet in der Windows-Welt hervorragende und deutlich günstigere Alternativen.