3. Mai 2021, 16:00 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
iOS 14.5 steht nun zum Download bereit. Wer das Update installiert hat, wird höchstwahrscheinlich das ein oder andere neue Pop-up-Fenster sehen. TECHBOOK hat für Sie herausgefunden, was es damit auf sich hat.
Viele Medien berichten derzeit, Apple würde Schluss mit Tracking machen. Das stimmt nicht ganz. Mit iOS 14.5 bekommen Nutzerinnen und Nutzer eines iPhones zunächst die Möglichkeit, das App-Tracking einzuschränken. Bislang konnten Apps untereinander Daten austauschen, ohne dass man davon etwas mitbekommen hätte. Nun deckt Apple diesen Prozess auf und gibt den Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle darüber. Apps müssen nun nachfragen, ob sie Daten von einer anderen App nutzen dürfen – und man kann einfach ablehnen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Apps jetzt plötzlich gar nicht mehr tracken können. TECHBOOK erklärt, warum das so ist.
iOS 14.5 schränkt App-Tracking ein
Mit dem Update kommt eine neue Funktion zum Schutz der Privatsphäre: App Tracking Transparency, oder ATT. Apples Senior Vice President Craig Federighi beschreibt die Funktion gegenüber dem Wall Street Journal wie folgt: „ATT gibt Nutzerinnen und Nutzern die Wahl, ob Sie über Apps und Webseiten hinweg getrackt werden möchten.“
iOS vergibt schon seit langem einen Identifier For Advertisers (IDFA) für jedes iPhone. Diese ID ist einzigartig und erlaubt es, die Nutzeraktivität zwischen Apps zu verfolgen. Sucht man etwa nach einem bestimmten Artikel in einer App, kann es passieren, dass genau dieser Artikel in einer anderen App als Werbung auftaucht. Die eine App gibt die Informationen an die andere über den IDFA weiter.
In iOS 14.5 wird der IDFA nicht mehr automatisch weitergegeben. Stattdessen kann man selbst entscheiden, ob man erlauben möchte, dass eine App darauf zugreift. Zu diesem Zweck erscheint nun ein Pop-up, wenn eine App auf den IDFA zugreifen möchte. Darin haben die App-Developer noch Gelegenheit zu erklären, warum sie den IDFA brauchen. Manche Apps zeigen bereits davor schon eine eigene Meldung an, die erklärt, wofür die Daten dienen.
Man kann diese Abfrage aber auch von vornherein in den Einstellungen deaktivieren. Das ist unter dem Pfad Einstellungen>Datenschutz>Tracking möglich mit der Option „Apps erlauben, Tracking anzufordern“. Auf der gleichen Seiten findet man auch die Apps, für die man die Entscheidung bereits getroffen hat. Damit ist es möglich, im Nachhinein noch dem Tracking zuzustimmen oder es abzulehnen. Anders als auf Internet-Seiten, die immer wieder Pop-ups zur Abfrage von Cookies zeigen, fragt iOS für jede App nur ein einziges Mal.
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Apple kann mit iOS 14.5 nicht jede Art von App-Tracking unterbinden
Obwohl man Apps den Zugriff auf den IDFA verbieten kann, können sie über sogenanntes „Fingerprinting“ trotzdem Tracking-IDs erstellen, die unabhängig von dem Tracking in iOS sind. Fingerprinting funktioniert mit individuellen Nutzerprofilen, mit denen sich einzelne Personen über Webseiten und Apps hinweg identifizieren lassen.
Dass Apple Fingerprinting nicht verhindern kann geht in der deutschen Übersetzung des Pop-ups („App-Tracking ablehnen“) etwas verloren. Auf Englisch heißt es „Ask App Not to Track“ („App auffordern, nicht zu tracken“). Damit ist klargestellt, dass man das Tracking nicht komplett ausstellen kann. Die Formulierung ist klug gewählt, weil Apple eben nicht zu Hundert Prozent sicherstellen kann, dass eine App nicht trackt.
Federighi sagt, das derzeit keine Apple-eigenen Apps das Pop-up zeigen. Das liegt daran, dass keine der Apps Daten an Dritte weitergibt.
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Facebook wehrt sich gegen Apples Vorstoß
Facebook sagte in einem Statement gegenüber der New York Times: „Kostenlose, werbegestützte Dienste sind grundlegend für das Wachstum und die Lebendigkeit des Internets gewesen. Aber Apple versucht, die Regeln neu zu schreiben, um sich selbst einen Vorteil zu geben und anderen zurückzuhalten.“ Das Unternehmen nannte Apples Vorgehen zudem „scheinheilig“ und „wettbewerbsfeindlich“. Anfang des Jahres gab es bereits Berichte, dass Facebook an einer Kartellklage arbeite.
Derzeit macht das Unternehmen von der Möglichkeit Gebrauch, Nutzerinnen und Nutzer über den Gebrauch ihrer Daten zu informieren, bevor das Pop-up auftaucht. In einem Fenster erklärt Facebook wofür es die Nutzerdaten braucht. In einem Post auf dem eigenen Blog schreibt das Unternehmen zudem: „Apples neue Aufforderung suggeriert, dass es einen Interessenkonflikt zwischen personalisierter Werbung und Datenschutz gebe, während wir in Wirklichkeit beides anbieten können und das auch tun.“