1. Juli 2017, 11:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Um das iPad ist es in jüngster Zeit etwas stiller geworden. Ein neues Pro-Modell lässt aber aufhorchen. Insbesondere in Kombination mit dem neuen Betriebssystem iOS 11 überzeugt das neue Apple-Tablet im Praxistest, auch wenn Käufer eine bittere Pille schlucken müssen.
Nach der Premiere des ersten Apple-Tablets im Jahr 2010 glaubten manche Experten, das iPad werde gewöhnliche Desktop-Computer in die Nische drängen. Doch nach einem riesigen iPad-Boom gingen die Verkäufe der Tablet-Computer in den jüngsten Quartalen insgesamt wieder deutlich zurück.
Apple investiert trotzdem massiv in die Tablet-Sparte und entwickelt neue iPad-Modelle. Knapp zwei Jahre nach der Vorstellung des ersten iPad Pro gibt es nun zwei neue Pro-Modelle.
Neben der Jumbo-Variante mit 12,9 Zoll großem Bildschirm (33 Zentimeter) ist vor allem das kleinere 10,5-Zoll-Modell (27 Zentimeter) interessant. Das Gehäuse ist kaum größer als beim ersten Pro-Modell (9,7 Zoll bzw. 25 Zentimeter) und auch kaum schwerer. Durch den deutlich schmaleren Bildschirmrand bekommt man aber gefühlt deutlich mehr Bildschirmfläche in die Hand.
Wenn Apple behauptet, die neuen iPads seien die schnellsten, die sie je gebaut haben, untertreiben die Kalifornier sogar etwas. Auch das aktuelle iPhone-Modell wird bei Benchmark-Test deklassiert. Mit den sechs Prozessor-Kernen, von denen allerdings drei alleine für die Stromspartechnik zuständig sind, hängt das neue iPad Pro sogar etliche aktuelle Laptop-Modelle mit einem Intel-Chip ab.
Mit einer Batterielaufzeit von acht bis neun Stunden kommt man locker durch einen gewöhnlichen Arbeitstag oder einen Langstreckenflug. Die Kameras entsprechen denen im iPhone 7, können also mit 12 Megapixeln fotografieren und Videos in UHD (4K) oder Full HD (1080p) mit 30 beziehungsweise 60 fps aufnehmen.
Richtig interessant werden die neuen iPads aber erst mit dem neuen Betriebssystem iOS 11, das wir in einer frühen – aber schon überraschend stabilen – Beta-Version ausprobiert haben. Es wird im Herbst als kostenloses Upgrade zur Verfügung stehen.
Mit dem neuen System gewinnt das Dock mit den Symbolen der meistgenutzten Apps am unteren Bildschirmrand an Bedeutung. Bis zu 14 Apps (13 beim 10,5-Zoll-Modell) lassen sich dort ablegen und per Wischgeste vom unteren Displayrand nach oben aufrufen. Wenn man noch weiter nach oben wischt, erscheint das neu gestaltete Kontrollzentrum, mit dem man schnell wichtige Funktionen (Flugmodus, Bildschirm-Helligkeit, Bluetooth, Lautstärke, Taschenlampe, Sprachmemos und etliche mehr) aufrufen kann. Hier werden auch die Fenster der zuletzt geöffneten Apps angezeigt. Im Test erwies sich das als ungemein praktisch, weil man häufig sich das Starten von bestimmten Apps und das Navigieren durch Menüs ersparen konnte.
Auch die neue Drag-and-Drop-Funktion von iOS 11 hinterließ einen guten Eindruck. Das funktioniert zum einen in der geteilten App-Ansicht. Man kann Fotos, Texte oder Web-Adressen mit einem Finger antippen, halten, auf das Ziel ziehen und dann dort loslassen. So landen Inhalte einer Webseite schnell in einer E-Mail. Auch Programme, die nicht in der geteilten App-Ansicht geöffnet sind, lassen sich per Drag-and-Drop ansteuern.
Ob das neue iPad Pro nun tatsächlich im Alltag einen Laptop ersetzen kann, hängt stark von der Nutzung ab. Text-Arbeiter werden vermutlich weiterhin eher einen PC oder Mac bevorzugen. Kreativ-Anwendungen wie Affinity Photo funktionieren auf dem iPad dagegen mindestens genau so gut wie auf dem Mac oder Windows-PC. Auch eine für den deutschen Sprachraum angepasste QWERTZ-Tastatur mit Umlauten gibt es nun.
Die neuen Profi-Tablets von Apple sind leider ziemlich teuer: Das neue iPad Pro mit 10,5-Zoll-Display kostet je nach Speicherausstattung zwischen 729 Euro (64 GB) und 1049 Euro ((512 GB). Das 12,9-Zoll-Modell fängt bei 899 Euro (64 GB) an. Die Variante mit 512 GB kostet 1219 Euro. Für eine Mobilfunk-Option berechnet Apple einen Aufschlag von 160 Euro. Der Pencil kostet 109 Euro, die Tastatur (Smart Keyboard) 179 bzw. 189 Euro.