7. September 2019, 15:20 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Einmal jährlich stellt Huawei seine neueste Chip-Generation für High-End-Smartphones vor. In diesem Herbst geht der Kirin 990 an den Start. TECHBOOK verrät, welche Leistung das neue System-on-Chip (SoC) bietet, in welchen Smartphones er eingesetzt wird und was sonst noch vom neuen Chip zu erwarten ist.
Der Kirin 990 löst in diesem Herbst den Kirin 980 als aktuellen Top-Chip ab. Bislang war er im Netz auch als Kirin 985 bekannt. Gefertigt wird der neue Octa-Core-Chip wie immer von Huaweis hauseigener Chip-Sparte HiSilicon. Auf der IFA in Berlin hat Huawei den neuen Chipsatz offiziell gemacht und bei der Vorstellung besonders den 5G-Support sowie die gehobene Leistung bei der Fotografie hervorgehoben.
Die Neuerungen beim Kirin 990
Schon im Vorfeld zur Präsentation gab es erste Details über das SoC. Viele davon haben sich im Nachhinein bestätigt. Im Vergleich zum Vorgänger läuft der Chip laut Huawei nicht nur stromsparender, er bietet auch eine bessere Performance und ist schon von Haus aus mit einem 5G-Modem ausgestattet. Anders als der Kirin 980 benötigt er somit kein separates 5G-Modul – wie beispielsweise das Balong-5000-Modem – mehr. Dadurch gewinnt Huawei Platz auf dem SoC, das wie der Vorgänger-Chip im 7-Nanometer-Verfahren gefertigt wird.
Zwei Varianten des Kirin 990 verfügbar
Der Kirin 990 5G setzt sich aus insgesamt acht Kernen zusammen, die sich in je zwei Cortex-A76-Kerne mit bis zu 2,86 GHz, zwei mit bis zu 2,36 GHz sowie vier Cortex-A55-Kerne mit bis zu 1,95 GHz unterteilen. Anbieten möchte Huawei allerdings auch eine Version ohne 5G-Modul, das in günstigeren Smartphones eingesetzt werden könnte. Hier takten die Kerne mit 2,86 GHz und 2,09 GHz (A76) sowie mit 1,86 GHz (A55). In beiden Varianten kommt die neue Mali-G76 GPU mit 16 Rechenkernen sowie der Intel Smart Cache zum Einsatz. Die Grafikeinheit bieten eine höhere Performance als bisherige Varianten bei gleichzeitig weniger Energieverbrauch. Zudem ist sie auf die aktuellen Ansprüche beim Gaming optimiert.
Huawei hat die Dual-NPU (Neural Processing Unit), die die Basis für die künstliche Intelligenz ist, nochmal verbessert. Aufgaben rechnet der Chip somit noch etwas schneller als bisher. Dank der ebenfalls aktualisierten HiAi 2.0 Mobile Computing Plattform für künstliche Intelligenz unterstützt das Framework nun mehr als 300 Betreiber. Dadurch erhofft sich Huawei eine Vielzahl neuer KI-Applikationen.
Optimierte Fotografie
Aufgrund der verbesserten KI und des neuen Bildprozessors IPS 5.0 verspricht der Kirin 990 einen sichtbaren Qualitätsanstieg bei Fotos. Funktionen wie Block-Matching und 3D-Filtering (BM3D) sollen das Bildrauschen bei Nahaufnahmen minimieren und die Qualität von Bildern und Videos auch bei schlechten Lichtverhältnissen optimieren. Auf Basis von KI-Segmentierung erfolgt das Rendering bei der Videobearbeitung in Echtzeit: Die Farbe wird Bild für Bild angepasst, bis ein kinoähnliches Seherlebnis entsteht.
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In der Vergangenheit nutzte Huawei in der Regel seine Mate-Serie, um den neuen Kirin-Prozessor auf dem Markt einzuführen. In diesem Jahr sind es das Mate 30 und Mate 30 Pro, in denen der Kirin 990 erstmals zum Einsatz kommt. Huawei wird beide neuen Smartphones am 19. September in München vorstellen – allerdings ohne Android-Apps. Denn aufgrund des Handelsstreits zwischen den USA und China hat Huawei keine Google-Lizenz für die beiden neuen Modelle erhalten.
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Doch noch ein weiteres Gerät wird den Kirin 990 zeitnah bekommen – das Huawei Mate X, das faltbare Smartphone des Herstellers. Dieses wurde zwar schon auf dem MWC Ende Februar 2019 präsentiert, doch auf den Markt gekommen ist es bislang nicht. Wie Huawei bereits bestätigt hat, hat der Hersteller den Kirin 980 pünktlich zum bevorstehenden Verkaufsstart des Mate X im November gegen den neueren Kirin 990 ausgetauscht. Das soll dem Falt-Smartphone eine gewisse Aktualität geben.
Im kommenden Jahr werden wir den neuen Chip wohl im Huawei P40 (Pro) finden. Denn bei der P-Reihe bedient sich Huawei häufig am SoC aus dem vorherigen Herbst.