19. März 2018, 12:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie soll von einer der hoffnungsvollsten Technologien zum großen Problem für Apple geworden sein: Die Sprachassistentin Siri. Das behauptet zumindest ein Ex-Entwickler und erklärt nun in einem Interview, wie es dazu kam.
Auf der Internetseite The Informant sprechen mehrere Entwickler darüber, warum ihrer Meinung nach Siri für das Unternehmen Apple zu einem der größten Probleme geworden sei und wie es dazu kommen konnte.
Zu früh eingeführt
Gleich zu Beginn habe Apple einen großen Fehler begangen, brachte Siri zu früh an Start. Eingeführt wurde Siri für Verbraucher auf dem iPhone 4S. Zu diesem Zeitpunkt sei die Technologie allerdings noch nicht vollends ausgereift gewesen sein. Selbst im Unternehmen sei lange darüber diskutiert worden, ob das halbfertige Produkt wirklich schon an den Start gehen oder lieber weiter daran gearbeitet werden solle.
„Siris verschiedene Teams verwandelten sich in einen unhandlichen Apparat, die sich in engstirnigen, rasenden Kämpfen und hitzigen Auseinandersetzungen darüber befanden, was eine ideale Version der Sprachassistentin sein sollte – ein schneller und genauer Informationsbeschaffer oder ein vertrauter und intuitiver Assistent, der zu komplexen Aufgaben fähig ist“, beschreibt ein Entwickler die damalige Situation.
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Zu viele Köche verderben den Brei
Ein weiteres Problem in der Anfangszeit: Viele unterschiedliche Teams arbeiteten an dem Sprachassistenten. Zunächst sollte Scott Forstall, der damalige iOS-Chef, für Siri verantwortlich sein. Der war allerdings zu sehr in andere Projekte eingespannt, weshalb er Richard Williamson für diese Aufgabe vorschlug. Williamson, der Apple Maps managte, wurde zum Chef der Siri-Teams.
Laut den Aussagen der Siri-Entwickler gegenüber The Informant habe Richard Williamson eine Reihe von Entscheidungen getroffen, gegen die viele Apple-Mitarbeiter waren – etwa, Siri nur einmal jährlich mit neuen Funktionen auszustatten. Williamson weißt die Vorwürfe zurück, er sei lediglich gegen eine permanente Verbesserung von Siri gewesen. Sowohl Forstall als auch Williamson wurden 2012 von Apple gefeuert, nachdem der Launch von Apple Maps auf iOS 6 nicht den Vorstellungen des Konzerns entsprach. Die Kündigung von Forstall hätte negative Auswirkungen auf einige Entwickler gehabt, weil dieser an ihre Ideen für Siri geglaubt hatte.
Zu spät vom HomePod erfahren
Kaum zu glauben ist auch folgende Information zum HomePod: So sollen Apple-Mitarbeiter erst 2015 überhaupt von der Entwicklung erfahren haben, obwohl bereits seit 2012 erste Prototypen entstanden. Zu dieser Zeit war das Konkurrenzprodukt Amazon Echo bereits vorgestellt wurden.
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Der Konzern habe habe das Projekt geheim halten wollen. Zusätzlich soll Apple die Rivalität mit Amazon unvorbereitet getroffen haben. Als Amazon Echo enthüllt wurde, soll es wohl auch einen Plan gegeben haben, den HomePod ohne Siri in den Verkauf zu bringen. Siri soll auch die Ursache dafür sein, dass der HomePod nicht seine besten Möglichkeiten abrufen könne. So würde er gegenüber der Konkurrenz auf dem Markt wie Google Assistent und Amazon Echo schlechter abschneiden.
Einer der größten Fehler in Siris Entwicklung sei es, dass es für Siri immer noch kein Drittanbieter-Ökosystem gibt. Das hätte das Schlüsselelement der ursprünglichen Siri-Version werden sollen. 2016 hatte Apple schließlich ein SiriKit ins Leben gerufen. Dennoch sind die Optionen für Drittanbieter sehr gering.
Und Apple? Das Unternehmen reagierte auf die Kritik in dem Bericht: „Wir haben bedeutende Fortschritte in der Leistung, Skalierbarkeit und Zuverlässigkeit von Siri
gemacht und die neuesten maschinelle Lerntechniken angewendet, um eine natürlichere Stimme und proaktivere Funktionen zu schaffen.“ In der Erklärung heißt es weiter: „Wir investieren weiterhin intensiv in maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz, um die Qualität der Antworten, die Siri anbietet, und die Breite der Fragen, auf die Siri antworten kann, kontinuierlich zu verbessern.“