22. September 2020, 14:55 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
5G ist derzeit das große Thema bei den Mobilfunk-Anbietern. Seit der Versteigerung der Frequenzen Mitte 2019 arbeiten die Provider in Deutschland am Aufbau des 5G-Netzes. Gleichzeitig gerät das ältere 3G-Netz immer mehr ins Hintertreffen. 2021 soll die 3G-Abschaltung beginnen. Doch das Ende von UMTS hat für einige Nutzer drastische Folgen.
Der neue Datenstandard 5G verspricht nicht nur Datenraten von bis zu 1 GBit/s, der LTE-Nachfolger bietet mit seinen extrem kurzen Latenzzeiten auch die ideale Grundlage fürs Gaming sowie für Zukunfstechnologien wie Robotik und das autonome Fahren. Nicht nur die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica/O2 arbeiten am Ausbau der 5G-Netze in Deutschland. Auch 1&1/Drillisch als neuer, vierter Netzbetreiber in Deutschland möchte künftig 5G anbieten. Doch während der 5G-Ausbau in vollen Zügen ist, rückt die Abschaltung des 3G-Netzes immer näher. Die Netzbetreiber haben sogar schon konkrete Termine für die 3G-Abschaltung genannt.
Warum wird UMTS abgeschaltet?
Früher als „ultimativer Standard der Zukunft“ gefeiert, ist UMTS mittlerweile nicht mehr wirklich zeitgemäß. Der um die Jahrtausendwende eingeführte und ab 2004 erstmals kommerziell verfügbare Standard erlaubt dank seiner Erweiterung HSPA+ Datenraten von bis zu 42 Mbit/s und ist GSM somit deutlich überlegen. Doch mittlerweile sind ganz andere Bandbreiten gefragt. So hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) die Netzbetreiber verpflichtet, bis Ende 2019 mindestens 98 Prozent der deutschen Haushalte mit bis zu 50 Mbit/s schnellen Anschlüssen zu versorgen – ein Ziel, dass sie nicht im vollen Umfang erfüllen konnten. Die BNetzA gab den Netzbetreibern daher einen Aufschub. Sie haben nun bis 31. Dezember 2020 Zeit, die Auflagen vollständig zu erfüllen. Hierbei wurden den Unternehmen auch Teilfristen für Meilensteine im Juni und September gesetzt, um weiteren Verzögerungen möglichst frühzeitig entgegenwirken zu können, wie die BNetzA schreibt.
Mit UMTS lassen sich die gewünschten Mindestdatenraten allerdings nicht erreichen. Daher liegt der Fokus nun auf dem weiteren Ausbau von LTE und 5G. UMTS muss weichen. Der Rückbau von 3G ist schon im Gange und soll spätestens im kommenden Jahr Fahrt aufnehmen. Vodafone und Telefónica setzen bereits die ursprünglich für UMTS reservierten Frequenzen um 2.100 MHz zur Erweiterung des LTE-Standards ein. Die großflächige 3G-Abschaltung soll ab 2021 starten.
Das 2G-Netz (GSM) bleibt hingegen für die Telefonie sowie den SMS-Versand bestehen. Auch über 4G/LTE lassen sich Telefonate führen. Das sogenannte VoLTE – Voice over LTE – verspricht eine bessere Sprachqualität bei Telefonaten sowie einen schnelleren Verbindungsaufbau.
3G-Abschaltung ab 2021 bei der Deutschen Telekom
Die Deutsche Telekom hat bereits ein konkretes Datum für die Abschaltung des UMTS-Netzes in Deutschland festgesetzt. Am 30. Juni 2021 schaltet der Netzbetreiber sein 3G-Netz in Deutschland ab und macht so Platz für schnellere Technologien. Durch das Ende von UMTS werden bislang blockierte Frequenzen frei, die die Telekom wiederum für den weiteren Ausbau von 4G und das neue 5G verwenden kann. Die Regionen in Deutschland, die bisher über 3G, aber nicht über 4G versorgt sind, sollen künftig mit 4G versorgt werden, so der Provider. Und auch die Tarife hat der Anbieter angepasst – LTE ist bereits in vielen Handytarifen der Telekom inklusive. Die Umstellung in den restlichen Angeboten folgt spätestens bis zur 3G-Abschaltung im Sommer 2021.
„Durch die 3G-Abschaltung nächsten Sommer können wir unser Netz weiter verbessern“, sagt Dirk Wössner, Telekom Deutschland-Chef. „Das freiwerdende 3G-Frequenzspektrum nutzen wir für die modernsten Technologien. Wir wollen LTE für alle und bauen jeden Tag an Deutschlands größtem 5G-Netz.“
3G-Abschaltung bei Vodafone
Auch Vodafone gab bekannt, sein 3G-Netz am 30. Juni 2021 abzuschalten. Die derzeit noch verbleibenden 3G-Ressourcen gibt der Netzbetreiber zu diesem Zeitpunkt vollständig für LTE frei. Laut Vodafone macht der Datenverkehr über UMTS bereits jetzt nur noch etwa fünf Prozent des gesamten mobilen Datenverkehrs im Vodafone-Mobilfunknetz aus. Weniger als 3 Prozent der Kunden sollen das alte Netz überhaupt noch nutzen. Sie alle möchte Vodafone bis zum Abschaltungszeitpunkt kostenfrei auf aktuelle Tarife umstellen. Bis zum Stichtag erhalten dafür die Tarife, die noch ohne LTE laufen, ohne Aufpreis Zugriff auf das 4G-Netz. Alte SIM-Karten, die kein LTE unterstützen, tauscht Vodafone kostenlos aus.
O2 lässt sich für UMTS-Abschaltung mehr Zeit
Auch Telefónica/O2 bereitet in Deutschland die Abschaltung des von ihm betriebenen 3G-Netzes vor. Allerdings lässt sich der Netzbetreiber etwas länger Zeit dafür. Man wolle „die genutzten 3G-Frequenzen bis spätestens 2022 schrittweise für effizientere Technologien wie LTE“ freigeben, so die Aussage. Bis dahin möchte O2 weiterhin die drei Netztechnologien GSM, UMTS und LTE betreiben und parallel 5G ausbauen.
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Die Deutsche Telekom und Vodafone bieten bereits Tarife mit 5G an, entsprechende Angebote bei O2 soll es bis Ende 2020 geben. Wirklich nutzen lassen sich die 5G-Tarife bislang jedoch nur in bestimmten Regionen, zu denen vor allem die größeren Ballungszentren in NRW, Berlin, München und Co. gehören. So wie der Netzausbau voranschreitet, ist mittlerweile auch die Auswahl an 5G-Smartphones gestiegen. Geräte, die den neuen Datenstandard unterstützen, gibt es bereits für unter 300 Euro.
Trotz des voranschreitenden 5G-Ausbaus dominieren aber noch Handytarife mit UMTS/3G sowie LTE/4G. Dabei lag die Zahl der LTE-Nutzer 2019 erstmals vor denen, die noch das 3G-Netz nutzen. Laut der Bundesnetzagentur waren 2019 59,1 Millionen Mobilfunknutzer (55 Prozent) über LTE und 48,1 Millionen (45 Prozent) über UMTS unterwegs. 2018 lag die Verteilung noch bei 50,5 Millionen Nutzern (47 Prozent) im LTE-Netz und 57 Millionen Nutzern (53 Prozent) im UMTS-Netz. Allerdings gibt die Auflistung keinen Aufschluss darüber, wie viele Handynutzer ihr Gerät ausschließlich zum Telefonieren verwenden.
Die kommende 3G-Abschaltung trifft vor allem Kunden hart, die in einem Gebiet leben, in dem LTE noch nicht zufriedenstellend ausgebaut ist. Und davon gibt es selbst 10 Jahre nach der Einführung von 4G in Deutschland einige.
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Vor allem in ländlichen Regionen sind noch viele Anwender auf UMTS angewiesen. Es gibt auch noch einige Bürger, die ein Smartphone ohne LTE-Modul oder sogar nur ein einfaches Handy zum Telefonieren und den Versand von SMS verwenden. Sie haben daher keinen Zugriff auf 4G. Man könnte zwar sagen, dass es bei ihnen Zeit für einen Wechsel hin zu einem aktuelleren Modell ist, aber so einfach ist es meist nicht.
Aufgrund der geplanten UMTS-Abschaltung wird es für die UMTS-Tarife, die nicht auf LTE umgestellt werden, langsam eng. Dann können Nutzer nur noch auf das GSM-Netz zurückgreifen. Die Geschwindigkeiten über GPRS und EDGE sind jedoch dermaßen langsam, dass sich mit ihnen mobil quasi nicht im Internet surfen lässt. Lösen lässt sich das Problem durch den Wechsel auf einen LTE-Tarif.