20. November 2019, 15:15 Uhr | Lesezeit: 12 Minuten
Das Xiaomi Mi Note 10 hat in der Mittelklasse einiges zu bieten: ein gebogenes AMOLED-Display, eine Pentakamera mit satten 108 Megapixel und mehr. Doch welchen Eindruck macht das Gerät, wie fühlt es sich an – und wie ist es verarbeitet? TECHBOOK verrät, wie das Smartphone im Test abgeschnitten hat.
Xiaomi ist im Heimatland China bereits eine echte Smartphone-Größe. Seitdem die Produkte des Elektronik-Unternehmens aber zunehmend auch in Europa verkauft werden, ist der Hersteller hierzulande ebenfalls vielen ein Begriff. Denn Xiaomi überzeugt häufig durch ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die modern ausgestatteten Smartphones kosten oft weitaus weniger als ähnliche Modelle von anderen Marken wie Apple, Samsung oder Huawei.
In Madrid hat Xiaomi Anfang November 2019 neue Geräte vorgestellt: Das Highlight war ohne Frage das Mi Note 10. Der Hersteller wurde während der Vorstellung nicht müde, auf Features wie die Pentakamera (fünf Kameras in einem Verbund), die hohe Auflösung sowie die neue Schnellladefunktion hinzuweisen. Doch auch abseits dieser – zugegeben beeindruckenden Merkmale – braucht sich das Xiaomi Mi Note 10 nicht verstecken, wie unser Test zeigt.
Inhaltsverzeichnis
Genau erklärt: So testet TECHBOOK
Verarbeitung top, aber wackelig auf dem Tisch
Mit seinem Snapdragon 730G bewegt sich das Xiaomi Mi Note 10 in der gehobenen Mittelklasse. Optisch betrachtet könnte das Smartphone aber auch der Oberklasse entstammen. Denn das gebogene AMOLED-Display macht in Verbindung mit der durch Glasrückseite und dem Metallrahmen einiges her. Die Komponenten gehen nahtlos ineinander über, die Tasten haben einen guten Druckpunkt und Zugänge wie USB C und die Klinkenbuchse sind sauber in den Metallrahmen gefräst. Einzig auf der Rückseite gibt es Grund zur Kritik. Denn die Kamera ragt deutlich von der Oberfläche ab. Liegt das Xiaomi mit dem Rücken auf dem Tisch, wackelt es daher.
Teilnote: 4 von 5 Sternen
Xiaomi setzt auf gebogenes Display
Beim Display hat sich Xiaomi für die AMOLED-Technologie entschieden. Dementsprechend knallig ist die Farbdarstellung. Gleichzeitig finden Nutzer aber auch die tiefen Schwarztöne und hohen Kontraste, für die OLED-Displays bekannt sind. Die gebogene Form zu den Seiten hin muss man aber mögen, denn hier kann es zum einen zu störenden Lichtreflexionen kommen, zum anderen bricht hier die Tastatur etwas um. Bei der Einrichtung des Smartphones bemerkten wir, dass die äußeren Tasten der Tastatur etwas in die Biegung reinragten. Das ist kein Drama, sollte aber erwähnt werden. Möglicherweise schafft eine alternative Tastatur hier Abhilfe.
6,47 Zoll misst das Display des Xiaomi Mi Note 10 in der Diagonale. Damit ist das Smartphone trotz des Fullview-Formats des Bildschirms nicht gerade kompakt. Wer kleine Hände hat, merkt das nach längerer Bedienung. Durch die abgerundeten Ränder liegt das Gerät dennoch bequem in der Hand. Nichts schneidet ein. Einhändig bedienen lässt es sich aber nicht.
Teilnote: 4,5 von 5 Sternen
Flotte Performance trotz Mittelklasse-Prozessor
Obwohl Xiaomi im Mi Note 10 nur auf den bis zu 2,2 GHz getakteten Octa-Core-Prozessor Snapdragon 730G setzt, ist die Performance im Test erstaunlich flott. Im Benchmarkt-Test von AnTuTu kommt das Gerät auf einen Score von 258.073, wodurch es sich ungefähr auf dem Level eines Huawei P20 Pro oder Samsung Galaxy S9 liegt. Beide Vergleichsmodelle sind ehemalige Flaggschiffe.
Alle Eingaben setzt das Smartphone umgehend und ohne Verzögerung um. Auch das Scrollen durch Webseiten gelang flüssig. Die Speicherausstattung ist mit 6 GB RAM und 128 GB sehr solide, hat aber einen entscheidenden Haken. Denn der Speicher lässt sich nicht per Micro-SD-Karte erweitern
Beim Multitasking und anspruchsvolleren Anwendungen wie Gaming schlägt sich das Smartphone des chinesischen Herstellers gut. Gibt es allerdings sehr schnelle Grafikwechsel oder aufwendige Grafiken wie Explosionen im Spiel, kann es zu kurzen Ruklern kommen. Das liegt vor allem an der Grafikeinheit Adreno 618, die Teil des Mittelklasse-Chips ist.
Teilnote: 3,5 von 5 Sternen
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Ältere System-Version, aktuelles MIUI
Xiaomi liefert das Mi Note 10 noch mit Android 9 Pie aus. Das ist schade, steht mit Android 10 mittlerweile doch eine aktuellere Version zur Verfügung. Hier zeigt sich der Mittelklasse-Charakter. Bei einem neuen Flaggschiff wäre die alte Version hingegen ein No-Go gewesen. Hinzu kommt, dass ab Werk bereits einige Apps wie Facebook, Netflix, AliExpress und auch einige Spiele vorinstalliert sind. Immerhin lassen sie sich aber vollständig vom Gerät entfernen.
Zudem mussten wir uns zum Testzeitpunkt auch noch mit dem veralteten Sicherheitspatch vom September begnügen. Mögliche aktuelle Sicherheitslücken sind somit noch nicht gepatcht. Dafür hat der Hersteller mit MIUI 11 aber die aktuelle Version seiner Nutzeroberfläche aufgespielt. Die Oberfläche ist sauber und lässt sich intuitiv bedienen. Ein Wisch nach rechts auf dem Homescreen öffnet die wichtigsten Einstellungen und Übersichten zu wichtigen Systemtools. Wischen Nutzer hingegen von unten nach oben, öffnet sich die Google-Suche. Schade ist, dass bislang noch ein App Drawer fehlt, in dem alle installierten Apps übersichtlich gesammelt werden. Sie werden stattdessen direkt auf dem Homescreen abgelegt.
Fingerabdrucksensor mit kleinen Eigenheiten
Zur Ersteinrichtung gehört auch die Einrichtung des Fingerabdrucksensors. Dieser befindet sich unter dem Display. Beim Entsperren mit dem Fingerabdruck kam es während der ersten Versuche im Test aber zu Verwirrung, da das Smartphone den Abdruck nicht erkannt hat. Mal war das Auflegen der Fingerkuppe, mal die der unteren Fingerhälfte notwendig, damit der Sensor die Eingabe erkannte. Das nervte etwas, legte sich später aber. Ob das Xiaomi Mi Note 10 nun eine gewisse Aufwärmphase für die Sensorsensibilität benötigte, oder ob wir einfach ein Gefühl für das richtige Auflegen des Fingers benötigten, muss offen bleiben. Nach einer Weile ließ sich der Sensor immerhin zuverlässig nutzen.
Teilnote: 3 von 5 Sternen
Großer Akku für lange Laufzeit
Das Xiaomi Mi Note 10 verfügt über satte 5.260 mAh (Milliamperestunden). Diese klingen nicht nur auf dem Papier beeindruckend, auch im Alltag erleichtern sie den Umgang mit dem Gerät. Denn das Smartphone muss dadurch deutlich seltener aufgeladen werden. Im Test erreichten wir eine Laufzeit von guten zwei Tagen bei normaler Nutzung – inklusive Social Media und Foto-Aufnahmen. Wer weniger fotografiert, kommt sogar noch länger mit einer Akkuladung aus.
Ist die Batterie leer, lässt sie sich ausgesprochen schnell wieder aufladen. Denn das Mi Note 10 erlaubt eine Energieaufnahme von 30 Watt, das passende Netzteil ist im Lieferumfang bereits enthalten. Von 0 auf 100 Prozent Ladung dauert es so gerade einmal 1,15 Stunden. Einziger Pferdefuß: Das Xiaomi Mi Note 10 unterstützt kein Wireless Charging, das Aufladen ist somit nur kabelgebunden möglich.
Teilnote: 5 von 5 Sternen
108-Megapixel-Kamera feiert im Xiaomi Mi Note 10 Premiere
Das Xiaomi Mi Note 10 verfügt nicht nur über ein leicht gebogenes Display und einen starken Akku, auch die Kamera ist bemerkenswert. Denn das Mi Note 10 ist das erste Smartphone mit 108-Megapixel-Pentakamera – also einem Verbund aus gleich fünf untereinander angeordneten Sensoren.
Eine Pentakamera kennen wir bereits von Nokia. Der Hersteller nutzt die Fünf-Kamera-Kombi im Nokia 9 PureView, setzt dabei allerdings auf 12-Megapixel-Sensoren.
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Dass Xiaomi beim Mi Note 10 aber mit ganzen 108 Megapixel aufwartet, ist ein absolutes Novum. Nicht nur für den Hersteller, sondern auch am gesamten Smartphone-Markt. Denn ein solch hochauflösender Sensor wurde bislang in keinem Smartphone verbaut. Die Frontkamera zeigt sich hingegen klassisch mit einem Sensor, der mit 32 Megapixel und f/2.0-Blende immerhin aber recht hoch auflöst.
Der 108-Megapixel-Sensor wurde im Zusammenarbeit mit Samsung entwickelt und setzt auf das bereits bekannte „Pixel Bining“. Das heißt, Fotos werden nicht in den vollen 108 Megapixel gespeichert, sondern es werden jeweils vier nebeneinanderliegende Pixel zu einem zusammengeschlossen. Bei den bekannten 48-Megapixel-Sensoren bedeutet dies eine reelle Speichergröße von 12 Megapixel. Im Falle des neuen 108-Megapixel-Sensors bietet es somit eine Speichergröße von 27 Megapixel.
Durch die vierfache Pixelzahl werden die Bilder deutlich schärfer, kontrastreicher und heller, was sich vor allem dann bemerkbar macht, wenn man Fotos groß auf Leinwand ziehen möchte. Xiaomi hat auch einen speziellen Nachtmodus entwickelt, durch den die Kamera auch bei starker Dunkelheit viele Details einfangen soll. Wer möchte, kann auch Videos aufnehmen. Dabei sind Slow-Motion-Aufnahmen mit bis zu 960 fps (Bilder pro Sekunde) möglich.
Abseits des Hauptsensors gibt es vier weitere Sensoren mit zum Teil sehr ordentlicher Ausstattung. Beim zweiten Sensor handelt es sich um ein 12-Megapixel-Teleobjektiv mit zweifach optischem Zoom und f/2.0-Blende. Auch die dritte Kamera im Bunde ist ein Teleobjektiv, löst allerdings nur 5 Megapixel auf. Dafür hat Xiaomi hier den Zoom optimiert. Der Sensor erlaubt eine bis zu fünffach optische und bis zu 50-fach digitale Vergrößerung. Damit bei einem derart starken Zoom die Bilder nicht allzu sehr verwackeln, begleitet den Sensor ebenfalls ein optischer Bildstabilisator. Dem zweiten Teleobjektiv folgt ein vierter Sensor in Form einer 20-Megapixel-Kamera mit Ultra-Weitwinkel und f/2.0-Blende. Der fünfte und letzte Sensor der Pentakamera ist ein Makro-Objektiv mit 2 Megapixel, er ist also in der Lage, sehr nah an Objekte heranzuzoomen.
Hier die Kamera-Ausstattung auf einen Blick:
- Sensor 1: 108 Megapixel (12.032 x 9024 Pixel),f/1.69-Blende, Autofokus und OIS
- Sensor 2: 12-Megapixel-Teleobjektiv mit 2-fach optischem Zoom und f/2.0-Blende
- Sensor 3: 5-Megapixel-Teleobjektiv mit bis zu 5-fach optischem, bis zu 10-fach digitalem und bis zu 50-fach digitalem Zoom; OIS
- Sensor 4: 20-Megapixel-Kamera mit Ultra-Weitwinkel und f/2.0-Blende
- Sensor 5: Makro-Objektiv mit 2 Megapixel
Die Flaggschiff-Alternative: Alle Infos zum Xiaomi Mi 10 (Pro)
Nutzer können aus verschiedenen Modi wählen und auch die künstliche Intelligenz nutzen, um noch mehr aus ihren Bildern herauszuholen. So gelingen gute Fotos auch bei dunkler Umgebung. Ein weiterer Modus ist der Makro-Modus, der es erlaubt, ein Objekt aus unmittelbarer Nähe aufzunehmen. Besonders gut lassen sich so Oberflächenstrukturen oder Details einfangen – die Fotos bekommen das gewisse Extra.
Besonders beeindruckend war im Test vor allem aber der 50-fache Zoom. Durch ihn lässt sich unglaublich nah an Objekte heranzoomen, wobei die Darstellung dann allerdings leicht pixelig wird. Dennoch, steht man sehr weit von einem Motiv entfernt, lassen sich durch den Zoom Details erkennen, die ansonsten verborgen geblieben wären. Auch der optische Bildstabilisator hat bei maximaler Zoom-Stärke so seine Mühe, Verwacklungen auszugleichen. Bei voll genutztem 50-fach-Zoom ist ein Stativ somit unabdingbar.
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Kamera-App mit vielen Möglichkeiten
Die wichtigen Modi zeigt das Mi Note 10 direkt über dem virtuellen Auslösebutton an. Hier finden sich in der Reihenfolge links nach rechts: Zeitlupe (maximal 960 fps), Kurzvideo, Video (inklusive Vlog-Modus), Foto, 108 Megapixel, Porträt, Nacht Panorama und Pro. Dadurch lässt sich die App recht intuitiv bedienen, zumal weitere Einstellungen innerhalb des jeweiligen Modus jeweils am oberen Bildrand angezeigt werden. Wer möchte, kann übrigens auch über die seitlichen Lautstärketasten auslösen – das allerdings nur mit leichter Verzögerung (Countdown).
Eine KI (künstliche Intelligenz) lässt sich bei den Aufnahmen auf Wunsch hinzuschalten. Sie nimmt wichtige Einstellungen wie Belichtung, Farbanpassung und Kontrastoptimierungen vor, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Von Huawei kennen wir solche Optimierungen bereits, wenn sie das Bild hin und wieder auch zu stark angepasst haben, sodass dieses schon fast unnatürlich wirkt. Xiaomi bekommt dies insgesamt etwas besser hin.
Teilnote: 5 von 5 Sternen
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Preislich ein Mittelklasse-Gerät
Xiaomi bietet das Mi Note 10 in den Farben Midnight Black, Aurora Green und Glacier White an. Zudem stehen zwei Speichervarianten zur Wahl. Das Basismodell besitzt 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB internen Speicher. Es startet mit einem Preis von 549 Euro auf dem Markt. Die Pro-Version bringt hingegen 8 GB RAM und 256 GB Speicher mit, kostet mit 649 Euro aber auch etwas mehr. Bestellen lassen sich beide Modelle seit dem 11. November, wobei sie unter anderem bei O2, der Telekom sowie Media Markt, Saturn und Amazon zu haben sind.
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Fazit
Das Xiaomi Mi Note 10 schneidet im Test gut ab und ist durchaus eine Alternative zu den teureren Smartphones von Huawei und Samsung. Die Verarbeitung ist top, die verwendeten Materialien des Smartphones hochwertig. Die Vorderansicht erinnert durch die leichte Displaykrümmung etwas an das Huawei P30 Pro. Auch von der guten Performance konnten wir uns im Test überzeugen, auch wenn diese an die der aktuellen Top-Modelle nicht ganz herankommt. Das Highlight des Geräts sind aber ohne Zweifel die Kamera sowie der Akku mit Top-Ergebnissen im Test.
Alles in allem zeigte sich der Smartphone-Neuling als ein sehr vielversprechendes Gerät, dessen Schwächen aber der nicht erweiterbare Speicher, das nicht ganz aktuelle System, die vielen vorinstallierten Apps sowie der etwas zickige Fingerabdrucksensor sind.
Gesamtnote: 4 von 5 Sternen / 83 Prozent
Xiaomi Mi Note 10
Vergleichsweise günstig, Penta-Kamera mit 108 MP, gebogenes AMOLED-Display, gute Verarbeitung, sehr starker Akku
Keine Speichererweiterung, kein Wireless Charging, kein Android 10, kein App Drawer