26. Dezember 2021, 12:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Christoph Krupp arbeitet nicht direkt in der digitalen Welt. Allerdings hilft ihm in seinem Bereich, digitale Technologien zu verstehen und für die eigenen Zwecke einzusetzen. Der 42-jährige sucht und findet passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für kleine und mittelständische Unternehmen. „Das ginge heute gar nicht mehr ohne das Verständnis von Social Media und Online-Marketing.“
In der Reihe „Wie werde ich …?“ spricht TECHBOOK mit Menschen, die ganz unterschiedliche Berufe haben. Doch wie sind sie überhaupt zu ihnen gekommen? Hier im Gespräch – Christoph Krupp, Personal Recruiter im Online-Bereich.
Bereits in seiner Kindheit und Jugend in der Eifel ging Christoph Krupp den Dingen auf den Grund. Damals zockte er erste Spiele auf dem C64 und später auf dem Amiga 500. „Dabei wuchs mein Interesse, selbst kleine Spiele programmieren zu können.“ Ein nicht einfaches Unterfangen zu Beginn der 1990er Jahre. Akribisch steckte Christoph Krupp seinen Kopf in unzählige Bücher und brachte sich im Selbststudium das Programmieren bei. „Das sind richtig dicke Wälzer gewesen. YouTube und Erklärvideos gab es leider noch nicht.“
Einen richtigen Plan für seine berufliche Karriere besaß Christoph Krupp nach seiner Schulzeit nicht wirklich. Das IT-Thema reizte ihn schon. Er machte auch einige Schulungen in diesem Bereich und sammelte einige Zertifikate. „Die reine IT war mir allerdings viel zu theoretisch. Mir fehlte das Menschliche.“
Den menschlichen Faktor entdeckte er dann im Personalbereich. So entschied sich Christoph Krupp für ein Studium im Personalbereich. Dort bekam er die betriebswirtschaftliche Grundlage, die ihm geholfen hat, später sein eigenes Geschäft aufzubauen. „Mein vorhandenes technisches Interesse, sich in eine Software oder andere digitale Technologien reinzufuchsen, hat mir auch im Personalbereich im Rahmen der Digitalisierung sehr geholfen.“
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Personal Recruiter nutzen KI und Social Media
Unternehmen wenden sich an Christoph Krupp, wenn sie auf der Suche nach passenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind oder die Möglichkeiten des digitalen Marketings kennenlernen und für sich nutzen wollen. In beiden Geschäftsbereichen nutzt der inzwischen selbstständige Berater für eRecruiting und automatisiertes Marketing, so seine offizielle Berufsbezeichnung, auch Künstliche Intelligenz.
„Mit Hilfe von KI kann man beispielsweise Social-Media-Kanäle durchforsten und geeignete Personen ausfindig machen.“ Denn Noten sollten niemals das alleinige Kriterium bei der Personal-Auswahl sein: „Die spielen, meiner Meinung nach, eine untergeordnete Rolle.“ Das persönliche Gespräch hält Christoph Krupp immer noch für unerlässlich. „Bei der Auswahl geht es doch auch darum, ob jemand seinen künftigen Beruf liebt und lebt. Sowas kann dir keine KI sagen, jedenfalls noch nicht. Schulabgängern und Berufswechslern rät er daher: „Gerade Berufseinsteiger sollten ihren Fokus mehr auf Eignungen und Fähigkeiten legen.“
Auch im weiteren Auswahlprozess unterstützt Christoph Krupp die Unternehmen auf digitale Weise. „Das gesamte Onboarding läuft heute per Software. Das bedeutet, die neuen Mitarbeiter kennen ihr künftiges Unternehmen schon bis ins kleinste Detail, bevor sie auch nur einen Fuß ins Unternehmen gesetzt haben. „Dadurch haben die neuen Mitarbeiter eine viel stärkere Bindung zum Unternehmen. Zudem steigt die Qualität der Einarbeitung enorm.“
Die Lufthansa beispielsweise schult ihr Personal auf diese Art und Weise. Das Kabinenpersonal lernt per Software-Simulation, wie das Handgepäck im Flugzeug platzsparend und ohne viel Zeitverlust verstaut wird.
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Digitale Kenntnisse immer mehr gefragt
Die weiter fortschreitende Digitalisierung sieht Christoph Krupp nicht unkritisch. „Digitale Technik kostet zunächst einmal Arbeitsplätze.“ Dennoch betrachtet er die gesamte Entwicklung im größeren Zusammenhang und kommt zu dem Ergebnis: „Digitale Skills werden über alle Berufe hinweg immer wichtiger. Schon heute operieren Ärzte Menschen mit Hilfe von KI über einen Bildschirm.“ Als Personal Recruiter rät er Berufseinsteigern daher, sich unbedingt in der digitalen Welt weiterzubilden und auszuprobieren.
Der Personal Recruiter hat 20 Jahre im Angestellten-Verhältnis gearbeitet. Irgendwann fühlte er sich eingeengt und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Ein empfehlenswerter Schritt? „Wenn dir Mut, Risiko und der Willen fehlen, dann ist Selbstständigkeit vermutlich nicht das Richtige für dich. Mit Willen meine ich, wenn du fünf Mal gescheitert bist, solltest du die Kraft haben, auch ein sechstes Mal voller Energie durchzustarten. Das erfordert gewisse Fähigkeiten und eine Menge Ehrgeiz.“
Wichtig sei aus seiner Sicht, sich ausgiebig Gedanken über seine Interessen im Vorfeld zu machen. „Wenn du planst, dich selbstständig zu machen, dann ist es völlig egal, welche Ausbildung du genossen hast. Deine Kunden interessiert nur, ob du ihr Problem professionell lösen kannst.“ Eine solide Ausbildung schade dennoch nicht. Für bestimmte Berufe gelten spezielle Zulassungsvoraussetzungen. „Wer die dann nicht mitbringt, für den bleiben die Türen zum Traumjob leider verschlossen.“