7. November 2021, 17:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Katerina Capellmann stammt aus einer bodenständigen Familie. Ihr ganzes Umfeld vermittelte ihr: „Du kannst machen, was du willst, aber bitte arbeite später in einer großen Firma.“ Deswegen arbeitet sie heute als selbstständige Unternehmerin. Klingt paradox, passt aber haargenau. Denn für den einfachen Weg interessierte sich die gebürtige Rheinländerin noch nie.
In der Reihe „Wie werde ich …?“ spricht TECHBOOK mit Menschen, die ganz unterschiedliche Berufe haben. Doch wie sind sie überhaupt zu ihnen gekommen? Hier im Gespräch – Katerina Capellmann, Online-Marketing-Managerin.
In jungen Jahren fand Katerina Capellmann die digitale Welt nur mäßig spannend. Sie hatte zwar einen Gameboy, aber die meiste Zeit verbrachte sie dann doch lieber draußen in der Natur, auf dem Reiterhof, bei ihren Freunden und ihrem Pferd. „Ich hatte damals allerdings schon so ein Bauchgefühl: Dieses digitale Ding wird unser aller Leben schon bald wesentlich verändern.“
Ihr fehlte jedoch zunächst das Verständnis, und vor allem „hatte ich damals noch viel Angst und habe mich immer wieder selbst blockiert. Ich habe gedacht, arbeiten in der digitalen Welt, das kann ich alles eh nicht, wird mir sicher keinen Spaß machen und ist sowieso nur etwas für Nerds.“ Also schrieb sie sich in den Niederlanden für ein Bachelor-Studium im Bereich International Marketing Management ein. Nur Studentin reichte Katerina Capellmann natürlich auch nicht. Daher arbeitete sie von Anfang an nebenher und sammelte eine Menge berufliche Erfahrung.
„Ich wollte eben nicht nur lernen, sondern auch praktisch etwas tun und mich ausprobieren.“ Einen Rat, den sie auch allen jungen Leuten wärmstens empfiehlt: „Schnuppert in Unternehmen rein, macht Praktika und seid offen für neue Dinge.“ So wie eben Katerina Capellmann. Die Basis für unternehmerisches Handeln lernte sie fast ausschließlich in der Getränkeindustrie. „Ich habe beispielsweise für Pernod Ricard ein neues Getränk erfunden: den Ramazzotti Aperitivo Rosato. Die gesamte Markteinführung lief damals noch komplett offline, nur über Events vor Ort.
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Vom Ehrgeiz gepackt
Facebook und Co. waren zu der Zeit, Anfang der 10er Jahre, natürlich schon in aller Munde. Aber irgendwie fehlte selbst bei den großen Unternehmen noch der passende Türöffner, um die Online-Welt für sich zu nutzen. Daher hatte sich Katerina Capellmann in den Kopf gesetzt, die digitale Welt im Alleingang zu erobern. „Über die IHK Köln wurde ich auf das Online-Marketing-Angebot von Stefan Strauss aufmerksam und habe mich einfach angemeldet.“ Ein weiterer Kurs zur Social-Media-Managerin sollte später folgen.
Da Katerina Capellmann allerdings schon immer sehr ehrgeizig gewesen ist, wollte sie schon vorab selbst etwas auf die Beine stellen. „Ich habe stundenlang irgendwelche YouTube-Videos geschaut. Darüber habe ich mir selbst beigebracht, eine eigene Webseite zu basteln und einen Shop einzurichten.“ Ihr Mann arbeitet als Tierarzt in Remscheid, also entwickelte Katerina Capellmann Carnilo, ein Indoor-Hundeklo. „In der Praxis meines Mannes bekam ich mit: Frisch operierte Hunde sollen ein paar Tage Ruhe schieben und sich möglichst wenig bewegen. Daraus entstand die Idee für das mobile Hundeklo.“
Freunde und Familie erklärten Katerina Capellmann für völlig durchgedreht. Doch es dauerte nicht lang und die erste Bestellung für das von ihr entwickelte Hundeklo ging über ihre selbst gebastelte Webseite und den dazugehörigen Shop ein. „Das war wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag an einem Tag.“ Und ihr neues Geschäft nahm schon Fahrt auf, bevor sie überhaupt gelernt hatte, wie Online-Marketing und Social Media funktionieren.
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Den einen Weg zum Erfolg gibt es nicht
„Ich kann das gar nicht genau beschreiben. Die Ausbildung zum Online-Marketing-Manager öffnete mir eine riesige, bislang unbekannte Welt.“ Das frisch erlernte Wissen anzuwenden, wirkte bei Katerina Capellmann wie eine Droge. „Jeden Tag entwickelte ich neue Ideen und habe neue Sachen ausprobiert. Das macht unfassbar viel Spaß.“ Heute, sagt die selbstständige Unternehmerin, möchte sie nie wieder in einem Unternehmen beschäftigt sein. Inzwischen trägt Katerina Capellmann selbst Verantwortung für fünf festangestellte Mitarbeiter und sieben Freelancer, die auf der ganzen Welt leben und digital miteinander vernetzt sind.
„Was ich für mich gelernt habe: Den einen erfolgreichen Weg gibt es in der digitalen Welt nicht. Mein Tipp: Sei offen und optimistisch in dem, was du tust. Limitiere dich vor allem nicht selbst und lasse dich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen.“ Sie sagt außerdem, ihr Studium habe ihr geholfen, Jobs in Unternehmen zu finden. „Wenn du planst, dich im Bereich Online-Marketing oder in anderen digitalen Bereichen selbstständig zu machen, dann ist ein Studium nicht zwingend notwendig.“