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Aus den Anfängen des Mobilfunks

Warum Pager heute immer noch im Einsatz sind

Man könnte meinen, Pager haben heutzutage ausgedient. Doch sie kommen immer noch zum Einsatz.
Man könnte meinen, Pager haben heutzutage ausgedient. Doch sie kommen immer noch zum Einsatz. Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

1. April 2024, 16:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Noch vor dem Handy-Boom in den 1980er-Jahren tauchen plötzlich überall kleine, graue oder schwarze Geräte auf, die in jede Tasche passen. Pager, Piepser oder Pieper gelten damals als Statussymbol. Denn wenn es damals piept oder vibriert, signalisiert der Besitzer gleichzeitig: „Hey, ich bin wichtig.“ Eigentlich braucht so ein Teil heute niemand mehr. Doch ausgestorben sind Pager immer noch nicht.

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Ständige Erreichbarkeit bereitet gerade in der Arbeitswelt Menschen große Sorgen. Einfach mal abschalten, heute gar nicht mehr so leicht. Vor 40 Jahren das genaue Gegenteil. Jemanden nur über einen Festnetzanschluss an den Apparat zu bekommen, ist abenteuerlich und zeitraubend. Noch vor dem Handy feierten daher sogenannte Pager ihren Siegeszug. TECHBOOK blickt auf ihre Anfangszeit zurück und verrät, wo sie noch heute zum Einsatz kommen.

Erreichbarkeit, ein hohes Gut

Ständige Erreichbarkeit ist in den 1950er-Jahren noch kein Alptraum, sondern ein sehnsüchtiger Wunschtraum. Er beginnt in den USA. Dort entwickeln einige Tüftler sogenannte Funkempfänger – so die offizielle Bezeichnung für die Geräte.

Der Name Pager etabliert sich erst später. Die Bezeichnung leitet sich von den Pagen im Hotel ab. Der Hotelpage taucht in den guten alten Zeiten immer dann auf, wenn ein Gast einen Anruf bekommen hat oder kurz zur Rezeption kommen soll.

Die ersten Funkempfänger oder Pager möchten die Entwickler Ärzten und Krankenhäusern schmackhaft machen. Die Ärzteschaft sieht durchaus einen Nutzen in den Geräten. Allerdings scheitert der Versuch, weil viele Beschäftigte im Krankenhaus an der Bedienung verzweifeln.

Dabei funktioniert ein Pager simpel. In der Regel ist das Gerät mit einer Rufnummer verknüpft. Wird diese angerufen, piept das Gerät. Der Empfänger hat dann gewusst, was zu tun ist. Im Krankenhaus beispielsweise eine bestimmte Station anzurufen oder einen festgelegten Ort aufzusuchen. Komfortabel ist das noch nicht.

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Pager sind klein, funktionell und preiswert

Die Entwicklung der Pager schreitet allerdings voran. Die Geräte werden immer kleiner, funktioneller und preiswerter. In Deutschland kosten die ersten Funkempfänger mehrere tausend Mark plus monatliche Nutzungsgebühren. Bekannte deutsche Marken wie Telefunken oder Grundig steigen ab Mitte der 1970er-Jahre ein.

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Damals werden von der Bundespost erste Frequenzen freigeschaltet. Diese liegen am unteren Ende des UKW-Funks, also bei 87 Megahertz. Mit etwas technischem Verstand ist es daher möglich gewesen, die Funksignale über ein normales Radio „abzuhören“.

Einen großen Boom erfahren Pager in den 1980ern. Die neueste Generation piept oder vibriert nicht nur, sondern zeigt auf einem grauen Display sogar die Rufnummer an. Somit kann der Empfänger direkt reagieren und zurückrufen – selbstverständlich noch per Festnetz. Denn einen Rückrufkanal besitzen Pager nicht.

Dafür lassen sich mit dem Gerät später auch kurze Textnachrichten empfangen und versenden. Das fühlt sich dann schon an, wie eine SMS schreiben. Den Begriff kennt damals allerdings noch niemand.

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Pager leben im Alltag weiter

Gesimst wird dann erst mit dem Auftauchen massentauglicher Mobilfunkgeräte, oder kurz Handys. Ab den 1990er-Jahren verschwinden Pager sehr schnell aus den Hosentaschen. Wer es sich leisten kann, telefoniert nun mobil.

Ausgestorben sind Pager allerdings immer noch nicht. Interessanterweise vertrauen viele Rettungsdienste, Feuerwehren oder Krankenhäuser noch immer auf Funkempfänger. Denn die Geräte sind deutlich zuverlässiger bei der Übermittlung als Smartphones. Zudem ist der Akkuverbrauch extrem niedrig.

Seit Jahren versucht die Bundesregierung ein funktionierendes Alarmsystem per Smartphone aufzubauen. Die NINA-App ist das Ergebnis. Testalarme über NINA haben allerdings gezeigt, die Übermittlung funktioniert nicht so zuverlässig wie erhofft. Fachleute befürchten, bei einem Ernstfall würden nicht alle Menschen flächendeckend erreicht. Gründe dafür sind Funklöcher oder die Überlastung öffentlicher Netze in Krisensituationen.

Tatsächlich seien Pager für Notfälle von nationaler Bedeutung noch immer die bessere Alternative, so die Experten. Denn diese funken über eigene, stabile Netze. Ein Alarm käme daher sicher beim Empfänger an.

Es muss ja nicht immer katastrophal sein. Manchmal reicht auch großer Hunger. Vielleicht haben Sie dann nach der Bestellung auch schonmal so ein schwarzes Teil in die Hand gedrückt bekommen. Auch das sind einfache Pager. Diese Geräte signalisieren: „Ihr Essen ist fertig.“ Guten Appetit.

Themen Geschichte
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