10. August 2024, 13:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der amerikanische Uhren-Hersteller Fossil hat das Ende seiner Smartwatch-Sparte angekündigt. Das Unternehmen ist der katastrophalen Business-Strategie von Google zum Opfer gefallen, glaubt TECHBOOK-Redakteur Adrian Mühlroth.
Googles Wear OS ist so gut aufgestellt wie noch nie. Mit der Pixel Watch und der engen Kooperation mit Samsung zeigt das Unternehmen, dass es den Wearable-Markt doch nicht vergessen hat. Doch die vielen Jahre, in denen Smartwatch-Hersteller an Googles (und Qualcomms) Versprechungen geglaubt haben, fordern nun ihren Tribut. Mit Fossil verabschiedet sich eine der markantesten Namen aus dem Geschäft.
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Zahlreiche Smartwatches aus dem Hause Fossil
Zur Fossil Group gehören unter anderem Diesel, Michael Kors und Skagen. Das Unternehmen hat Smartwatch in verschiedenen Formen und Ausführungen unter diesen Marken und dem eigenen Namen auf den Markt gebracht. Der Konzern hat insgesamt sechs Generationen von Uhren mit Google-Betriebssystem entwickelt. Die erste Generation ging 2015 noch mit dem damaligen Android Wear an den Start. Nach jährlichen Updates ist mit der sechsten Generation von 2021 wohl Schluss – es wird keine neuen Fossil-Smartwatches mehr geben.
Damit ist Fossil einer der weniger Hersteller, die Wear OS über die schwierigsten Jahre treu geblieben sind – trotz leerer Versprechungen von Google und Qualcomm. Dabei sind einige hervorragende Smartwatches entstanden. Ich selbst habe eine Fossil Sport der 4. Generation besessen und sie lange Zeit täglich getragen. Meinem Bruder habe ich die 5. Generation zum Geburtstag geschenkt. Die Uhren waren stets einwandfrei verarbeitet und ein haptischer Genuss – das Ganze zu vertretbaren Preisen.
Google und Qualcomm verhindern Fortschritt
Doch es hat immer an Software und Hardware im Inneren gehapert. Die Chips waren immer langsam, die Wear-OS-Oberfläche hinkte bei jeder Bewegung hinterher. Google Assistant per Sprachbefehl funktionierte vielleicht bei einem von zehn Versuchen. Die Akkulaufzeit: nicht mal einen ganzen Tag. Faktoren, die Fossil kaum beeinflussen konnten.
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Denn die Chips kamen von Qualcomm und die Software von Google. Beide Unternehmen haben über Jahre hinweg nur halbherzig in Smartwatches investiert. Google hat Wear OS praktisch nur weiterentwickelt, um das Spielfeld nicht gänzlich Apple zu überlassen. Qualcomm hat Jahr für Jahr den gleichen 28-Nanometer-Chip mit einer neuen Modellnummer wiederveröffentlicht. Horrende Performance und schlechte Akkulaufzeit durch den veralteten Fertigungsprozess waren die Folge.
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Fossil-Smartwatches sind passé – das wird Folgen haben
Es brauchte die Überzeugungskraft eines Big Players wie Samsung, um Google aus dem Traumland zurück in die Realität zu holen. Samsung sicherte sich dadurch selbstverständlich die Sahneschnittchen und darf exklusive Wear-OS-Funktionen in seinen Galaxy Watches integrieren. Funktionen, die den anderen Wear-OS-Herstellern – auch Fossil – unzugänglich sind. Google selbst ist nach der Akquirierung von Fitbit und dem Launch der Pixel Watch 2022 nun endgültig auf dem Smartwatch-Markt angekommen. Und siehe da: auf einmal erwacht auch Qualcomm aus der Untätigkeit und ist mit dem W5 plötzlich in der Lage, einen brauchbaren Chip für Wearables auf den Markt zu bringen.
Für Motorola, Casio und jetzt eben auch Fossil kommt dieser Sinneswandel zu spät. Obwohl vor allem letzteres Unternehmen dem Namen Wear OS durch die Mangeljahre stets treu geblieben ist, konnte es zuletzt nicht mehr mit den exklusiven Features von Samsung und Google selbst konkurrieren. Galaxy Watch und Pixel Watch bieten jedoch nur in Verbindung mit den Smartphones des jeweiligen Herstellers den vollen Funktionsumfang – gesunder Wettbewerb geht anders. Mit dem Abgang von Fossil ist der Smartwatch-Markt um einen bedeutenden Konkurrenten ärmer und Kunden werden den Preis dafür – buchstäblich –bezahlen.