24. Dezember 2022, 16:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der erste Kontakt per Chat. Das erste Date. Große Gefühle. Die Liebe des Lebens? Plötzlich: Funkstille! So in etwa läuft Ghosting, die moderne Form der Trennung.
Ein bis dahin intensiver Kontakt zu einem Menschen bricht plötzlich ohne Grund ab. Jegliche Kontaktversuche per Chat, Messenger oder Telefon laufen ins Leere. Sind Sie möglicherweise bereits selbst Opfer von Ghosting geworden? Dann erinnern Sie sich an den Schmerz, als die Person, mit der Sie bis dahin viel Zeit verbracht haben, wie ein Geist aus Ihrem Leben verschwunden ist.
Laut einer Statista-Erhebung sind etwa jede dritte Frau und jeder fünfte Mann in Deutschland bereits einmal Opfer von Ghosting geworden. Es betrifft beide Geschlechter. Ebenso verhält es sich umgekehrt: Sowohl Frau als auch Mann ghosten gleichermaßen. Das Phänomen Ghosting gab es bereits vor der Internet-Revolution. Durch Social Media, Online-Dating, WhatsApp und Co. ist das Thema allerdings wesentlich präsenter geworden. Denn so einfach es heutzutage ist, eine andere Person online kennenzulernen, so schnell lässt sich die gleiche Person mit nur einem Klick ignorieren.
Warum ghostet jemand?
Ghosting kennt kein Geschlecht und kein Alter. Vielmehr weisen Ghoster bestimmte Wesenszüge auf, die zu so einem Verhalten führen.
- Mangelndes Selbstbewusstsein: Menschen mit gering ausgeprägtem Selbstbewusstsein meiden oft Konflikte. Wenn der Partner oder die Partnerin Redebedarf hat, weicht die andere Person aus Angst vor Streit lieber aus. Solche Menschen neigen dazu, andere Menschen zu ghosten. Es ist für sie die einfachste und bequemste Form, das eigene Ego zu schützen.
- Interesse verloren: Das passiert und ist überhaupt nicht schlimm. Die meisten Menschen können das dem Gegenüber auch mitteilen, wenn die große Flamme einfach nicht wärmt. Ghoster brechen in dem Fall den Kontakt von jetzt auf gleich ab. Es ist eine besonders feige und empathielose Form jemanden durch Schweigen mitzuteilen: Sorry, kein Interesse mehr. Beim Ghosting-Opfer sorgt so eine stumme Botschaft allerdings nur für großen emotionalen Schmerz.
- Bindungsangst: Vor allem Menschen, die bereits eine gescheiterte Beziehung hinter sich haben, tun sich in der Folge schwer, neue Bindungen einzugehen. Allerdings tragen Dating-Apps ihren Teil dazu bei, langfristige Bindungen zu verhindern. Eigentlich möchten solche Dienste Menschen verbinden. Viele Nutzer und Nutzerinnen solcher Apps werden allerdings von dem Gedanken getrieben, hinter dem nächsten Swipe wartet vielleicht das nächste große Date. Letztlich ist das auch das eigentliche Geschäftsmodell solcher Apps: Die Menschen möglichst lange wischen lassen. Aus Gewohnheit wandern Ghoster ohne ein Wort der Erklärung einfach weiter zur nächsten Liebelei. Bloß keine Bindung eingehen.
- Nur eine Affäre: Auch das Phänomen zur „Zweitliebe“ wird durch die unendlichen Kontaktmöglichkeiten über das Internet befeuert. Nicht alle Singles in Dating-Apps sind wirklich alleinstehend. Wenn sich plötzlich ein Kontakt, der über Chat oder Dating-App geknüpft worden ist, wie ein Geist in Luft auflöst, liegt die Vermutung nahe: Hier hat jemand nur eine Affäre gesucht und die erste Liebe hat davon Wind bekommen.
Egal aus welchem Grund jemand eine andere Person ghostet, für die Opfer ist so ein Verhalten eine schmerzhafte Erfahrung. Schließlich hat zumindest eine Seite ernsthafte Gefühle entwickelt. Wortlos abserviert zu werden, tut weh.
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So kann man mit Ghosting umgehen
Eines sollten Betroffene von Ghosting auf keinen Fall tun: Sich selbst die Schuld geben. Bei allem Schmerz haben Sie keinen Fehler gemacht. Die Gründe, warum ein anderer Mensch Sie geghostet hat, liegen im Wesen und Charakter der anderen Person begründet.
Bei aller Enttäuschung und Schmerz sehen Sie das Positive. Oder möchten Sie eine Beziehung mit einer Person, die bei der kleinsten Kleinigkeit schweigt und nicht in der Lage ist, Konflikte reif und erwachsen auszuhalten?
Versuchen Sie daher auch nicht den Ghoster über alle Kanäle mit Nachrichten zuzuschütten. Wenn ein Mensch nicht einmal die Zeit aufbringt, Ihnen ein Wort der Erklärung zu geben, lassen Sie die Geschichte auf sich beruhen. Machen Sie sich nicht klein. Vor allem bei einer Beziehung, die sich erst in der Anbahnung befunden hat, lohnen zu viele Emotionen nicht. Zu so einem frühen Zeitpunkt gibt es keine Verpflichtungen oder Versprechen.
Seien Sie hingegen aktiv und schauen nach einer Person, die viel besser zu Ihnen passt. Wenn Sie jemand geghostet hat, ist das definitiv nicht der Fall gewesen.