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Humanoide Roboter

Warum Roboter nie wie Menschen aussehen sollten

Frau beugt sich zu Roboter der menschenähnlich aussieht
Noch sind Roboter als Maschinen deutlich erkennbar. Trotzdem weisen sie menschenähnliche Züge auf. Foto: Getty Images
Jan Rentzow

15. Oktober 2022, 12:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In der Robotik sind die Fortschritte und Entwicklungen immer besser sichtbar. Längst träumt die Industrie, dass Roboter unsere Weggefährten von morgen sind. Doch ab wann ist die Akzeptanz von Robotern am größten? TECHBOOK hat Martina Mara befragt, die als Roboterpsychologin am renommierten Ars Electronica Futurelab in Linz (Österreich) tätig ist.

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TECHBOOK.de: Wie muss ein Roboter gebaut sein, damit wir ihn als Gegenüber akzeptieren?
Martina Mara:
 „Zurzeit gibt es im asiatischen Bereich viele Roboter-Entwickler, die in die Richtung gehen, möglichst menschengleiche Roboter zu erschaffen. Nicht nur im Sozialverhalten, auch in der Optik. Aus psychologischer Perspektive würde ich dazu jedoch sagen: Das ist kontraproduktiv. Auch, wenn es schon früh in der Menschheitsgeschichte Versuche gab, möglichst realistische Abbilder unserer Selbst zu erzeugen, lehnen wir solche Kreaturen in der Realität eher ab. Häufig finden wir allzu menschliche Maschinen sogar unheimlich.“

Warum?
„Nun, eigentlich würde ja gelten: Je menschenähnlicher ein Roboter, in seinem Auftreten, in seinem Aussehen, desto besser können wir ihn akzeptieren, uns in ihn hineinfühlen. Bei vielen Trickfilmfiguren oder bei Robotern des Typs R2-D2 stimmt das auch. Die Unheimlichkeit entsteht an dem Punkt, an dem der Roboter probiert, den Menschen möglichst perfekt nachzuahmen, das aber nicht ganz schafft. Wenn in dem Abbild auch nur der Wimpernschlag etwas verzögert ist oder eine ganz leichte mechanische Ecke in der Bewegung drin ist, nehmen wir das oft als gruselig wahr. Wissenschaftler würden sagen: Der Roboter fällt in das sogenannte Uncanny Valley, das ‚unheimliche Tal‘. Die Akzeptanz der Figur nimmt dramatisch ab, weil wir sie nicht mehr einordnen können.“

Wir bekommen Angst?
„Wir bekommen ein Kategorisierungsproblem: Was ist das jetzt? Ist das eher ein Mensch oder eher eine Maschine, oder ist das irgendein Hybridwesen? Man weiß dann nicht, mit welcher Erwartungshaltung man sich annähern soll. Soll ich jetzt erwarten, dass sich das Wesen so verhält wie ein Mensch, das so intelligent ist wie ein Mensch, oder ist das nur ein Computer, der in einem speziell designten Outfit steckt?“

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Bei Robotern, die uns überhaupt nicht ähneln, passiert das nicht?
„Wenn ein Roboter für uns ganz klar als Maschine erkennbar ist, können wir ihn in der Regel besser akzeptieren. Da finden wir dann auch menschliche Verhaltensweisen sympathisch, denn da ist schon beim ersten Aufeinandertreffen klar: ‚Okay, Kategorie Roboter.‘ Gerade jetzt, in den Beginn-Zeiten von Mensch-Roboter-Interaktionen im Alltag, tun wir uns leichter, wenn der Roboter klar als solcher identifizierbar bleibt. Nicht zuletzt angesichts der alten Angst vor dem Ersetztwerden durch die Maschine, sei sie in ethischer oder ökonomischer Sorge begründet, würde ich Roboter begrüßen, die uns als Partner komplementieren, aber nicht imitieren. Visuell und in ihren Aufgabengebieten.“

Welche Design-Ansätze helfen ansonsten, den akzeptierten freundlichen Hilfs-Roboter von Morgen zu entwickeln?
„Ein Aspekt wäre zum Beispiel die Körpergröße des Roboters. Ein Roboter wirkt weniger dominant, wenn er kleiner ist als der User. In vielen Umgebungen sind kleinere Roboter ja auch besser einsetzbar als zwei Meter große Maschinen. Dann gibt es das Phänomen des Head-Tilts, der Kopfschieflage. Wir wissen aus weit zurückreichender Forschung, dass Menschen, die auf Porträts mit leichter Schieflage des Kopfes abgebildet sind, als freundlicher, attraktiver und weniger dominant wahrgenommen werden als Menschen mit gerade gehaltenem Kopf. Dieser nonverbale Effekt zeigt sich bei Robotern genauso. Eine leichte Schieflage der Kopfpartie, auch wenn diese abstrakt ist, verleiht ein bisschen Unterwürfigkeit im Ausdruck. Auch das Kindchenschema funktioniert gut. Ein großer Kopfbereich, eine Überrelation des Kopfes zum Körper. Wenn es sein muss: große Augen. Das ist bei Robotern ja leicht machbar.“

Ein deutlich sichtbarer Aus-Knopf hilft?
„Würde ich annehmen, ja. Es kann der Akzeptanz durchaus dienlich sein, wenn uns ein Roboter auch in Zukunft, wenn er noch smarter geworden ist, letztgültige Entscheidungen überlassen wird, obwohl er vieles genauso autonom durchführen könnte. Bei Transport- und Assistenzaufgaben, im Krankenhaus, im Firmenfoyer, zu Hause. Ich halte es für gut, wenn der Roboter auch proaktiv kommuniziert, uns auf dem Laufenden hält. ‚Du, es gebe jetzt gerade Möglichkeit A und Möglichkeit B, wahrscheinlich wäre es besser, wenn du jetzt Möglichkeit A nimmst. Ist das in deinem Sinn?‘. Da geht es auch um unser Kontrollbedürfnis.“

Sollten Roboter auch lecker riechen?
„Eine interessante Frage. Unbewusst spielt natürlich auch sowas mit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es schon Roboter gibt, die auch Parfüm benutzen. Es wird ja an allem möglichen gearbeitet.“

Themen Künstliche Intelligenz Roboter
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