13. Juni 2024, 12:58 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Für die smarte Küchenmaschine von Vorwerk muss man inzwischen 1499 Euro hinlegen. TECHBOOK hat nachgerechnet, wann und für wen sich die Investition finanziell lohnt.
Der Thermomix TM6 hat viele Fans. Immerhin soll die Kochmaschine des Wuppertaler Herstellers Vorwerk zahlreiche einzelne Küchengeräte in sich vereinen. Eine Waage ist ebenso enthalten wie ein Mixer, ein Dampfgarer, ein Knet- und Rührgerät. Außerdem gibt es eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für einzelne Rezepte. Auch komplexere Fisch- und Fleischgerichte sollen damit leichter von der Hand gehen. Selbst der Stauraum ist vergleichsweise klein. Einen großen Haken hat das Wunderwerkzeug aber: seinen selbstbewussten Preis von 1499 Euro.
Da drängt sich die Frage auf, ob man mit dem Thermomix neben Zeit tatsächlich auch Geld sparen kann. In der Anschaffung sollte das zwar nicht die einzige Überlegung sein, aber ein wichtiger Punkt ist sie dennoch. Wir helfen Ihnen bei der Kosten-Nutzen-Analyse und dröseln auf, für wen sich die Investition in einen Thermomix wirklich lohnt.
Beispielrechnung: Thermomix für eine vierköpfige Familie
TECHBOOK hat nachgerechnet, für wen sich ein Thermomix finanziell lohnen könnte. Inflation und steigende Energiekosten treiben nicht nur die Durchschnittskosten einer Mahlzeit in die Höhe, sondern haben 2021 auch für eine Preiserhöhung des Thermomix von 1359 auf 1399 Euro gesorgt. Lohnt sich der Küchenhelfer jetzt erst recht oder eher deutlich weniger? In beiden Beispielrechnungen gehen wir von einer vierköpfigen Familie mit gesundem Appetit aus. Außerdem ergänzen wir die Rechnung um den zukünftigen Preis ab Januar 2024.
Beispielfamilie 1 isst fünfmal pro Woche gemeinsam warm und ist bereit, bei der Zubereitung voll und ganz auf den Thermomix zu setzen. Beispielfamilie 2 isst sogar siebenmal pro Woche gemeinsam, möchte aber nicht nur den Thermomix nutzen, sondern bleibt auch beim klassischen Abendbrot.
Auch interessant: Was man über den Hersteller Vorwerk wissen sollte
Beispielfamilie 1:
Wöchentliche Kosten ohne Thermomix: 162,90 Euro
- An zwei Abenden pro Woche wird Essen bestellt; das macht bei etwa 8,50 Euro pro Person eine Summe von mindestens 68 Euro pro Woche.
- An fünf Abenden wird gekocht. Die Lebensmittel kosten im Schnitt 4,63 Euro pro Person. Das ergibt Gesamtkosten in Höhe von 92,60 Euro pro Woche.
- Je nachdem, welcher Herd mit welcher Leistung genutzt wird, entstehen etwa 46 Cent Kosten in einer Stunde Kochen.
- Hinzu kommt die Zeit, die mindestens ein Familienmitglied ins Kochen investieren muss.
Wöchentliche Kosten mit Thermomix: 132,86 Euro + Anschaffung
- Für den Thermomix von Vorwerk muss die Familie einmalig 1499 Euro investieren.
- Idealerweise ersetzt der Thermomix die Essensbestellungen.
- Hinzu kommen die Kosten für die Zutaten. Bei 4,63 Euro pro Mahlzeit und Person sind das an sieben Tagen 129,64 Euro pro Woche.
- Im Koch-Modus verbraucht der Thermomix je nach konkretem Programm knapp 1khW, sodass sich die Kosten ähnlich wie beim Herd auf etwa 46 Cent belaufen.
Lesen Sie auch: 6 Tipps, mit denen Sie Strom im Haushalt sparen können
Beispielfamilie 2:
Wöchentliche Kosten ohne Thermomix: 111,92 Euro
- An vier Abenden wird gekocht. Die Lebensmittel kosten 4,63 Euro pro Person. Das ergibt Gesamtkosten in Höhe von 74,08 Euro pro Woche.
- An zwei Abenden gibt es Brotzeit für 3 Euro pro Person und Mahlzeit. Das soll auch mit Thermomix so bleiben. Zusammen ergibt das in einer Woche 36 Euro.
- Je nachdem, welcher Herd mit welcher Leistung genutzt wird, entstehen im Schnitt etwa 46 Cent Kosten in einer Stunde Kochen. An vier Abenden in der Woche sind das 1,84 Euro
- Hinzu kommt die zusätzliche Zeit beim Kochen, etwa eine Stunde, die ein Familienmitglied investieren muss.
Wöchentliche Kosten mit Thermomix: 111,92 Euro + Anschaffung
- Für den Thermomix von Vorwerk muss die Familie einmalig 1499 Euro investieren
- Hinzu kommen die Kosten für die Zutaten. Bei 4,63 Euro pro Mahlzeit und Person sind das 74,08 Euro pro Woche.
- An zwei Abenden gibt es weiterhin Brotzeit für 3 Euro pro Person und Mahlzeit. Das sind weiterhin 36 Euro.
- Im Koch-Modus verbraucht der Thermomix je nach konkretem Programm knapp 1kWh, sodass sich die Kosten ähnlich wie beim Herd auf etwa 46 Cent belaufen.
Auch interessant: EU erweitert „Recht auf Reparatur“! Was das für Nutzer bedeutet
Gesamteinschätzung
Ob sich ein Thermomix rein finanziell lohnt, ist eine individuelle Sache. Bestellungen, Lebensmittel und Stromkosten ergeben bei Beispielfamilie 1 wöchentliche Kosten in Höhe von 162,90 Euro. Würde man alle gemeinsamen Mahlzeiten mit dem Thermomix zubereiten, sprich auf Bestellungen und Restaurantbesuche verzichten, könnte man 30,04 Euro pro Woche einsparen. Bei dieser wöchentlichen Differenz müsste unsere Testfamilie also knapp 50 Arbeitswochen – ein knappes Jahr – durchgehend kochen, damit sich das Gerät tatsächlich rechnet.
Da der Thermomix sowohl durch seinen Preis, seine Qualität als auch durch die gesetzliche Garantie mindestens zwei Jahre in Gebrauch sein sollte, lohnt sich die Anschaffung eher auf lange Sicht. Vor allem, da der Thermomix als langlebiges Gerät konzipiert ist, für das man eine Garantie für drei weitere Jahre hinzukaufen kann. So gesehen sollte der TM6 bei sachgerechter Nutzung und Pflege mindestens fünf Jahre in Gebrauch sein.
Bei der Brot-affinen Beispielfamilie 2 amortisiert sich der Thermomix dagegen rein finanziell gerechnet nicht – und zwar weder jetzt noch nach der Preiserhöhung. Hier müsste den Käufern die Zeitersparnis, eine potenziell gesündere Ernährung und der Komfort wichtig genug sein, um die Anschaffung zu begründen. Wer beim Kochen ganz auf den Thermomix setzen möchte, kann sich außerdem die Anschaffung von Mikrowelle, Wasserkocher und verschiedenen Töpfen sparen. Oder diese gewinnbringend auf Ebay weiterverkaufen.
Zusätzlich gewinnen Sie noch etwas der wertvollen Zeit, die nicht beim Kochen verloren geht – ein Wert, den jeder für sich selbst beziffern muss. Allerdings muss man auch einschränkend hinzufügen, dass viele Familien aus den Resten eines gekochten Abendessens oft noch ein Mittagessen zusammenstellen. Hier könnte der Thermomix bei einer vierköpfigen Familie an die Grenzen seines Fassungsvermögens stoßen, wenn in ihm das Hauptgericht zubereitet wird. Unterstützt der Thermomix dagegen vor allem bei der Zubereitung von einzelnen Komponenten wie Reis, Soßen oder Nudeln, besteht hier kein Problem.
Lesen Sie auch: Wie aussagekräftig sind die EU-Energie-Label wirklich?
Lohnt sich der Thermomix für Paare oder Singles?
Ein Haushalt mit zwei Personen, der sich verhält wie Familie 1, gibt für eine gekochte Mahlzeit im Schnitt 5,67 Euro pro Person aus plus die Essensbestellungen. Dementsprechend hätte ein solcher Zwei-Personen-Haushalt mit Thermomix und ohne Lieferessen eine Ersparnis von schmalen 10,40 Euro in der Woche. Damit sich der Thermomix mit dem aktuellen Preis finanziell lohnt, müsste man mindestens 135 Wochen bzw. 31 Monate bzw. zweieinhalb Jahre durchkochen. Nach der Preiserhöhung amortisiert sich der Thermomix erst nach drei Jahren. Für Single-Haushalte lohnt sich die Anschaffung rein finanziell noch viel weniger.
Und auch in Sachen Koch-Erlebnis ist es eine echte Typfrage, ob der Thermomix als Bereicherung oder eine Bremse wahrgenommen wird. Gerade diejenigen, die gern improvisieren und sich kreativ ausprobieren möchten, werden sich vom Thermomix bisweilen gehemmt fühlen. Wer dagegen nur einige wenige Funktionen wie den Reiskocher oder den Mixer nutzt, ist mit einem oder zwei günstigeren Einzelgeräten unter Umständen besser beraten. Wer aber wirklich auf den Großteil der 15 Funktionen zugreift und dabei den geringen Stauraum des Geräts genießt, wird eine große Vielzahl von Rezepten ausprobieren können.
Kann sich aus gesundheitlicher Sicht lohnen
Finanziell lohnt sich ein Thermomix für Paare oder Singles also kaum. Aber: Das Küchengerät kann dabei helfen, ungesunde Fertiggerichte durch frische Gerichte zu ersetzen. Selbstgebackenes Brot, frische Soßen, sogar Joghurt oder saure Gurken – das alles könnte man selbst herstellen. Wer will, kann so auf unnötige Zusatzstoffe, Plastikverpackungen und Geschmacksverstärker verzichten, die in vielen Alltagslebensmitteln enthalten sind. Wer aufgrund von Diabetes oder Unverträglichkeiten genau aufs Kleingedruckte schauen muss, könnte mit dem Thermomix größere Freiheiten gewinnen. Überhaupt kann die bewusstere Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung zu einem gesünderen Lebensstil motivieren.
Wichtiger Hinweis: Rezepte kosten extra
Aber Achtung: Die oben genannte Beispielrechnungen gelten nur, wenn Sie den Thermomix selbst bedienen. Wer Zugriff auf die große Rezeptdatenbank mit „Guided Cooking“ haben möchte, zahlt noch einmal 48 Euro jährlich für das Rezepte-Abonnement. Unsere Beispielfamilien müssten also noch knappe zwei Wochen länger durchgehend mit dem Gerät kochen, um auch diese Ausgabe finanziell lohnend zu machen. Besitzer des Vorgängers, dem Thermomix TM5, zahlen noch einmalig 99 Euro für die WLAN-Antenne.
Satte Preiserhöhung Thermomix wird teurer – kann die smarte Küchenmaschine trotzdem überzeugen?
Küchenhelfer Großes Thermomix-Update bringt wichtige Neuerung für den Kochprozess
Vorwerk „Thermomix Friend“ angekündigt – was es mit dem neuen Gerät auf sich hat
Günstige Alternativen ab 200 Euro
Wem der originale Thermomix TM6 von Vorwerk zu teuer ist, der kann auf zahlreiche Mitbewerber zurückgreifen. Die immer günstigeren Alternativen, die es oft im Angebot bei Aldi oder Lidl gibt, kosten teilweise nur 200 Euro. TECHBOOK hat sich die Thermomix-Konkurrenz genau angeschaut. Das Fazit: Wer auf smartes Schnick-Schnack wie den Rezept-Chip verzichten kann, der ist auch mit einer Thermomix-Alternative vom Discounter gut bedient.