19. April 2024, 16:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sie waren einst große Hersteller technischer Geräte für Endverbraucher. Doch aus unterschiedlichen Gründen konnten sich die Unternehmen am Markt nicht halten und sind mittlerweile verschwunden. TECHBOOK zeigt fünf Unternehmen, die Sie vielleicht noch von früher kennen, die es aber nicht mehr gibt.
Die Gründe für das Ende eines Unternehmens sind im Tech-Bereich oft ähnlich. Manche reagieren zu spät auf technische Neuerungen, andere setzen auf falsche Produkte oder werden einfach schlecht gemanagt. Diesen Schicksalen fielen in der Vergangenheit auch wahre Riesen der Tech-Branche zum Opfer.
Compaq
Der Name Compaq thronte hierzulande ab Mitte der 90er-Jahre bis wenige Jahre nach der Jahrtausendwende auf vielen Heimcomputern. Der US-Hersteller begann Mitte der 1990er – vor vielen anderen – mit dem Bau von Desktop-PCs für den Heimgebrauch. Besonders beliebt, weil auch mit guter Ausstattung ausgeliefert, war Compaqs Presario-Reihe.
Das Verschwinden von Compaq hat nichts mit Insolvenz zu tun. Vielmehr übernahm Tech-Riese Hewlett-Packard das Unternehmen im Zuge einer Fusion im Jahr 2002. In einigen Ländern, auch Deutschland seit 2008, wurde die Marke bis spätestens 2013 weitergeführt. Danach war auch mit dem Namen endgültig Schluss.
Siemens Mobile
Erinnern Sie sich noch an den letzten richtig großen deutschen Handyhersteller? Siemens Mobile zählte in den 90er-Jahren zu den ganz großen Marken im Handybereich und leistete Anfang des Jahrzehnts sogar Pionierarbeit bei den ersten Geräten für ein größeres Publikum. 2005 war für die Tochterfirma von Siemens dann Schluss. Die komplette und spannende Geschichte von Siemens Mobile finden Sie in unserem Artikel:
Der Aufstieg und Fall des einstigen Handy-Riesen Siemens Mobile
Netscape
„Netscape Communications“ war eines der größten Software-Unternehmen im Bereich Internet Mitte der 1990er-Jahre. Popularität erreichte Netscape mit seinem Internetbrowser, dem „Netscape Navigator“. Bis ins Jahr 1996 war dies der beliebteste Browser auf Windows-PC und Macs weltweit. Für die Internet-Nutzer damals war es also in der Regel der erste Kontakt mit dem World Wide Web. Heute nicht mehr vorstellbar, aber für die Nutzung des Internetbrowsers musste man damals bezahlen. 39 US-Dollar kostete die erste Version.
Der Platz an der Spitze der Browser – mangels Konkurrenz – blieb aber nicht lange. In dem sogenannten Browserkrieg musste der „Netscape Navigator“ in nur zwei Jahren das Feld fast komplett Microsofts neuem „Internet Explorer“ überlassen. Dieser kam kostenlos mit jedem Windows-PC und beendete nicht nur Netscapes Browserherrschaft, sondern läutete auch den Untergang des ganzen Unternehmens ein. Die letzte Version erschien im Jahr 2008, zehn Jahre nachdem Netscape praktisch von der Bildfläche verschwunden war.
Der Geist lebt aber bis heute weiter. Basierend auf dem Code gründete man nämlich „Mozilla“ und meldete sich damit zurück ins Browsergeschäft.
Palm
Noch bevor Blackberrys das Non-plus-Ultra für Geschäftsleute waren, waren es oftmals die Organizer von Hersteller Palm. Die sogenannten PDAs (Personal Digital Assistant) sehen aus wie Steinzeit-iPhones. Um die Jahrtausendwende herum war Palm DER Hersteller für stiftgesteuerte Taschencomputer und hatte den – wenn auch kleinen – Markt größtenteils für sich.
Geräte wie der „Palm Zire“ aus dem Jahr 2002 konnten dabei nicht viel mehr als ein Terminkalender, waren jedoch sehr handlich und nicht zuletzt auch irgendwie cool. Da die Geräte damit keinen Unterhaltungswert hatten und man auch nicht mit ihnen telefonieren konnte, blieb die Masse natürlich bei herkömmlichen Handys.
Mit dem Aufkommen der Konkurrenz, vor allem durch Microsoft, und schließlich der Erfindung des Smartphones, endete die Relevanz von Palm. 2010 kaufte Hewlett-Packard das Unternehmen und verkauft die Namensrechte 2015 nach China.
Kodak
Der Fotoausrüster Eastman Kodak Company, oder kurz Kodak, gehörte früher zu den ganz großen Unternehmen der Tech-Branche. Bereits 1892 gegründet, feierte Kodak im 20. Jahrhundert einen wahren Boom. Vor allem der Kauf diverser deutscher Filmhersteller und Kamerawerke und die daraus resultierende Produktion von (Farb-)Filmen für Kameras trugen dazu bei.
Anfangs hielt Kodak sogar der zunehmenden Digitalisierung stand. 1987 fertigte das Unternehmen die weltweit erste digitale Spiegelreflexkamera, die unter dem Namen Canon New F-1 Electro-Optic Camera vermarktet wurde. In den 90ern feierte man zudem mit der Photo-CD Erfolge. Auch einen Abstecher in den Bereich der digitalen Druckmaschinen machte Kodak, verkaufte diese Sparte aber Ende der 90er-Jahre.
Am Ende konnte Kodak aber nicht mithalten. Anfang der 2000er verabschiedete sich das Unternehmen vom Verkauf bestimmter Kameras, später wurde auch die Fertigung von Schwarz-Weiß-Fotopapier eingestellt. Es folgten diverse Umstrukturierungen und Neuausrichtungen, die am Ende aber nichts brachten. Im Dezember 2011 stellte Kodak einen Insolvenzantrag und beendete 2012 die Produktion von Digitalkameras, Videokameras und digitalen Bilderrahmen. Im September des Folgejahres wurde das Kerngeschäft komplett aufgegeben und mit Kodak Alaris ein neues Unternehmen gegründet.
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Minolta
Heutzutage stellt sich beim Kauf einer Kamera für viele die Frage: Canon oder Nikon? Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts war das aber noch anders. Da durfte man noch die Frage stellen: Canon, Nikon oder Minolta. Das japanische Traditionsunternehmen war in dieser Zeit nämlich der drittgrößte Kamera-Hersteller der Welt.
Insgesamt blickt Minolta auf eine Firmengeschichte von 1928 bis 2006 zurück. Ein Jahr vor dem Rückzug aus dem Kamera-Geschäft kündigte man noch an, in Partnerschaft mit Sony neue Digitalkameras zu entwickeln. Dazu kam es dann aber doch nicht und Sony übernahm stattdessen einige Systeme von Minolta und verbaute sie in eigenen Kameras. Unter dem Namen „Konica Minolta“ verlagerten die Japaner ihr Geschäft dann auf andere Branchen. Aktuell zum Beispiel auf Cloud-Lösungen.