18. Dezember 2018, 16:21 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Seit Jahren sind Bose-Kopfhörer bei der aktiven Geräuschunterdrückung ungeschlagen. Noch vor wenigen Monaten kürten wir das Modell QC 35 II zu unserem Champion. Doch nun hat Sony nachgelegt und mit dem WH-1000XM3 ein neues Topmodell im Angebot. Wir haben den Herausforderer mit dem Titelverteidiger verglichen.
Active Noise Cancelling, also die aktive Geräuschunterdrückung von Außengeräuschen, wird bei Kopfhörern immer beliebter. Fast jeder namhafte Audio-Hersteller führt mindestens ein Modell im Angebot. Kein Wunder, denn sowohl auf Reisen als auch im Alltag kann gutes Noise Cancelling enorm zur Entspannung beitragen und beim konzentrierten Arbeiten helfen, indem es nervige Außengeräusche dämpft.
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Unser großer Vergleichstest zeigte jedoch, dass nur die wenigsten Hersteller diese Technik gut beherrschen. Die Sennheiser 550 PXC sowie die Sony WH-1000XM2 rauschten uns zu sehr, die Bowers & Wilkins PX waren nicht effektiv genug, die Bang & Olufsen H9i waren zwar insgesamt gut, aber mit fast 500 Euro auch extrem teuer. Mittlerweile ist das Modell „schon“ ab 350 Euro erhältlich.
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Schlussendlich setzte sich der Bose QC 35 II mit der besten Mischung aus hohem Tragekomfort, exzellentem Noise Cancelling und gutem Klang durch. Doch Sony scheint sich vorgenommen zu haben, den ewigen Noise-Cancelling-Meister zu stürzen und versucht es mit dem aktuellen Modell WH-1000XM3 erneut. TECHBOOK klärt, ob es Sony diesmal gelingt.
Design
20 Gramm leichter und etwas kompakter ist das neue Modell im Vergleich zum Vorgänger WH-1000XM2. Zudem ist der Bügel deutlich besser gepolstert. Kleine Maßnahmen, die aber eine große Wirkung zeigen. Die Kopfhörer sitzen jetzt bequemer und sehen weniger klobig aus. Zudem fühlen sie sich hochwertiger an als die Konkurrenz von Bose. Speziell die wackeligen Bedienknöpfe des QC 35 II waren ein Kritikpunkt von uns. Sony überzeugt in dieser Hinsicht auf ganzer Linie.
Zwar wird kein Echtleder oder Aluminium verbaut wie beim Edel-Bluetooth-Kopfhörer Bang & Olufsen H9i, doch der Sony WH-1000XM3 fühlt sich dennoch hochwertig an. Schade nur, dass die Ohrpolster nicht austauschbar sind und so die Lebenszeit des ganzen Kopfhörers bestimmen.
Pluspunkte gibt es für den Einbau einer USB-C-Ladebuchse. Der aktuelle Kabelstandard ist deutlich langlebiger als die Micro-USB-Variante, die noch im Bose QC 35 II benutzt wurde.
Bedienung
In diesem Punkt hinterlässt der Sony einen sehr guten Eindruck: Die Verbindung per Bluetooth funktioniert reibungslos. Per Knopfdruck lässt sich der Akkustand abfragen sowie das Noise Cancelling deaktivieren oder in den Ambient-Modus wechseln, um die Umgebung besser wahrzunehmen. Die rechte Ohrmuschel dient als Touch-Pad. Per Tipp- und Wischgesten lassen sich Titel überspringen, anhalten, fortsetzen und die Lautstärke regulieren.
Etliche Funktionen lassen sich sehr einfach per Smartphone-App aktivieren. Wenn die adaptive Geräuschsteuerung an ist, erkennt der Kopfhörer, ob man sitzt, unterwegs ist oder mit der Bahn fährt und passt das Noise Cancelling entsprechend an. Außerdem wird eine automatische Optimierung der Geräuschunterdrückung vorgenommen, um sich beispielsweise dem Luftdruck im Flugzeug anzupassen. Wer mag, kann verschiedene Klangmodi einstellen. Auch die Durchlässigkeit für Stimmen ist regelbar, um beispielsweise im Büro ansprechbar zu bleiben.
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Zudem lässt sich einstellen, nach welcher Zeit sich der Kopfhörer ausschalten soll, sobald keine Bluetooth-Verbindung vorhanden ist. So muss man sich keine Gedanken machen, ob der Kopfhörer noch an ist oder nicht.
Klang
Besonders überrascht hat uns die gestiegene Klangqualität. Wie immer haben wir hierbei Musik vom Streaming-Dienst Tidal in höchster Auflösung (CD-Qualität) über ein iPhone per Bluetooth abgespielt. Beim Vorgänger Modell WH-1000XM2 fanden wir die Klangabstimmung noch zu dumpf und zu basslastig. Als wir dann das erste Mal den WH-1000XM3 hörten, konnten wir kaum glauben, wie stark Sony das Klangbild verbessert hat. Nun kommen Stimmen glasklar mit allen Details rüber, der Oberbass wurde reduziert, dafür der Tiefbass mächtiger. Dadurch wirkt das gesamte Klangspektrum deutlich größer und differenzierter.
Diesmal bewirkt die Aktivierung von DSEE HX (Sonys digitale Aufbereitung des Audiosignals) tatsächlich eine Verbesserung. Die Musik klingt räumlicher, noch einen Tick druckvoller und dichter. Ein Kollege fühlte sich sofort wie auf einem Konzert, obwohl die räumliche Surround-Einstellung gar nicht aktiv war. Zwar gibt es in der Headphones-App von Sony viele verschiedene Klangeinstellungen, wir fanden allerdings keine überzeugend. Sie alle verfälschten oder verzerrten den hervorragenden Klang der Standard-Einstellung.
Im direkten Vergleich mit dem QC 35 II war der Sieger klar: der Sony-Kopfhörer klang natürlicher, dynamischer und verzerrungsärmer bei hohen Lautstärken. Der WH-1000XM3 ist zwar kein neutral abgestimmter Kopfhörer, verpasst aber dafür jedem Song eine Portion Extra-Spaß.
Noise Cancelling
Und nun zum letzten und entscheidenden Punkt: der aktiven Geräuschunterdrückung. Auch hier konnten wir den Sprung zum Vorgängermodell kaum fassen. Insbesondere das leichte Dauerrauschen ist komplett verschwunden. So kann man den Kopfhörer auch ohne Musik, aber mit aktiviertem Noise Cancelling wunderbar nutzen. Dabei ist er bei der Bekämpfung der Außengeräusche vergleichbar effektiv wie das Bose-Topmodell. Wir konnten hier keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Konkurrenten heraushören. Beide erzeugen eine Oase der Stille und lassen nervige Geräusche nur stark gedämpft ans Ohr heran.
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Fazit
Sony hat es geschafft: Beim Noise Cancelling ist der neue WH-1000XM3 unserer bisherigen Referenz dem QC 35 II ebenbürtig, beim Klang sogar überlegen. Und auch bei der Ausdauer punktet der Sony mit 30 zu 20 Stunden. Beim Tragekomfort, der Verarbeitungsqualität und der Bedienung gibt es ebenfalls nichts zu meckern – bis auf die nicht auswechselbaren Ohrpolster aus Kunstleder. Somit ist der Sony unsere neue Noise-Cancelling-Referenz. Ab etwa 350 Euro ist das Modell erhältlich.
Sony WH-1000XM3
Exzellenter Klang, hochwirksame Geräuschunterdrückung, sehr guter Tragekomfort, einfache Bedienung, hochwertige Verarbeitung, lange Akkulaufzeit
Keine austauschbaren Ohrpolster, nur Kunstleder verbaut