5. Juli 2024, 17:17 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Mit dem Modell Ace steigt Sonos nun auf dem umkämpften Markt für Bügel-Kopfhörer mit aktiven Noise Cancelling ein. Kann sich das Unternehmen von der Konkurrenz absetzen?
Bose war das erste Unternehmen, das ANC-Kopfhörer salonfähig machte. Dann kam Sony dazu und machte vom einstigen Vorreiter Konkurrenz. 2020 mischte Apple den Markt mit den starken AirPods Max auf. Nun gibt es einen weiteren Player, der um die ANC-Krone kämpft. TECHBOOK hat die Sonos Ace dem Test unterzogen und zeigt, was die Kopfhörer können.
Übersicht
Datenblatt
Sonos Ace | |
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TECHBOOK-Score | 3,95 Punkte |
Preis | 499 Euro |
Treiber | 40 Millimeter |
Maße Kopfhörer | Höhe: 191 mm Breite: 160 mm Tiefe: 85 mm Gewicht: 312 g |
IP-Rating | – |
Akkulaufzeit | 30 Stunden |
Laden | USB-C |
So bewertet TECHBOOK
Wir sind für die Bewertung auf Klang, ANC-Leistung und Transparenz, Features sowie Haptik und Bedienung eingegangen – wobei die beiden ersten Kriterien mit jeweils 30 Prozent und die beiden letzten mit jeweils 20 Prozent Gewichtung in die Endwertung eingeflossen sind. Wir haben für jede Testkategorie zwischen 0 und 5 Punkte vergeben und unter Berücksichtigung der Gewichtung zum TECHBOOK-Score zusammengerechnet.
Haptik und Bedienung
Für ein Produkt der ersten Generation hat Sonos die Haptik und den Komfort hervorragend gemeistert. Klar, die Kopfhörer sind teuer genug, um Qualität vorauszusetzen – aber selbst Unternehmen mit viel Erfahrung in dieser Sparte können sich hier etwas abschauen. Auf den ersten Blick dachte ich sofort: Wow, die sehen wie eine Mischung aus Sony WH-1000XM5 (kurz „XM5“) und Apple AirPods Max aus.
Tatsächlich scheint Sonos sich von beiden Modellen Inspiration geholt zu haben. Während Form und Materialien (Plastik) der Hörmuscheln sowie das Kopfband den XM5 zum Verwechseln ähnlich sehen, erinnert der robuste Metallbügel an die AirPods Max. Wie diese lassen sich die Sonos Ace stufenlos einstellen, um den perfekten Sitz zu finden. Die Ohrpolster sind – wie im Übrigen auch das Kopfband – gut mit Schaum ausgepolstert, sodass sie angenehm sitzen. Die Spannung ist dabei nicht zu hoch und ich kann auch als Brillenträger die Ace mehrere Stunden am Stück verwenden.
Ein weiteres Detail von den AirPods Max, das zum Standard bei Kopfhörern werden sollte: mit einem Handgriff abnehmbare, magnetische Ohrpolster. Sonos geht sogar einen Schritt weiter und stimmt den Schmutzfang am rechten Ohrpolster farblich auf die Innenseite des Tragecases ab. Damit lässt sich nicht nur schnell feststellen, wie herum die Kopfhörer gehören. Es ist auch ein gewisser Touch von Extravaganz, die ein 450 Euro teures Gerät braucht.
Apropos Case: Hier hätte Sonos etwas mehr Zeit in R&D (Forschung und Entwicklung) stecken können. Positiv ist zwar, dass das Case recht flach ist – und somit in fast alle Taschen passt, obwohl sich die Ace nicht zusammenklappen lassen. Augenmerk liegt auch hier auf dem Detail. Lade- und Audiokabel finden Platz in einer kleinen Tasche, die magnetisch im Case festhält. Das Filzmaterial macht ebenfalls einen qualitativen Eindruck. Der Reißverschluss gefällt uns hingegen gar nicht. Er ist zu dünn und fängt sich manchmal etwas an den Ecken. Im Vergleich zu den hochwertigen und butterweich laufenden Reißverschlüssen von Bose und Sony kann ich mir vorstellen, dass Sonos‘ Variante eher früher als später entgleist.
Bei der Bedienung setzt Sonos erfreulicherweise ausschließlich auf physische Knöpfe und Schalter. Touch-Flächen sorgen bei vielen Kopfhörern regelmäßig für Probleme – etwa bei Kälte – und sind zudem oft ungenau. Die Bedienelemente der Ace sind nahezu perfekt. Links ist der An- und Ausschalter, der auch für die Bluetooth-Verbindung dient. Rechts unten ist der Button, der zwischen ANC und Transparenzmodus umschaltet. Darüber sind ein Multifunktions-Schalter, den Sonos „Content Key“ getauft hat und der sich sowohl klicken als auch schieben lässt. Er dient zur Steuerung der Musikwiedergabe und der Lautstärke. Durch längeres Drücken übernehmen die Kopfhörer Audio von einer Sonos-Soundbar – mehr dazu später.
Wertung: 4,5 von 5 Punkten
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Klang
Sonos ist für seine Audio-Expertise bei Smart-Home-Lautsprechern und -Soundbars bekannt. Wer befürchtet, dass das Unternehmen dieses Wissen nicht auf eine komplett andere Produktkategorie übertragen kann, darf beruhigt sein. Mit den Ace ist Sonos der Einstieg in das Kopfhörer-Business mit Bravour gelungen.
Die Kopfhörer haben ein ausgewogenes Klangprofil, das Bässe im Vergleich zur Konkurrenz von Sony und Bose etwas attenuiert. Wer mehr Bass bevorzugt, kann das aber in der App individuell einstellen. Aber Obacht: zu viel Bass führt schnell zu einem unangenehm dumpfen Klang. Mitten und Höhen sind detailliert, aber insgesamt nicht so klar wie bei anderen Modellen in dieser Preisklasse. Stimmen haben deshalb einfach nicht den gleichen Pep, den viele hier vielleicht erwarten würden. Mit der Anpassung der Treble-Einstellung kann man hier etwas Abhilfe schaffen. Die Klangbühne ist im Vergleich mit anderen höherpreisigen ANC-Kopfhörern etwas weiter, die Quelle einzelner Instrumente lässt sich somit recht präzise verorten.
Das klingt alles viel komplizierter, als es im Endeffekt ist. Sonos hat die Ace so getunt, dass sie dem Geschmack der breiten Nutzermasse entsprechen. Ausgewogener und insgesamt detaillierter Klang machen sie zu einer geeigneten Option für alle, die auf der Suche nach guten Kopfhörern mit aktivem Noise Cancelling sind.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Active Noise Cancelling und Transparenzmodus
Sonos bewirbt die Ace als Bügel-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) auf Spitzenniveau. Doch die Konkurrenz ist stark: Bose und Sony liefern sich seit Jahren einen Wettkampf um die ANC-Krone. Auch Apple hat sich mit den AirPods Max fest auf diesem Marktsegment etabliert. Kann Sonos im ersten Anlauf direkt in die Riege der besten ANC-Bügel vordringen?
Leider muss die Antwort „nein“ lauten. Denn obwohl die Ace mit insgesamt acht (!) Mikrofonen versuchen, Außengeräusche zu verarbeiten und durch Gegenschallwellen zu eliminieren, gelingt ihnen das einfach nicht effektiv genug. Während Sony, Bose und Apple mit ihren Spitzenmodellen die Umgebung praktisch stummschalten können, haben die Sonos Ace eher eine dämpfende Wirkung. Geräusche werden abgeschwächt, sind aber in den meisten Fällen noch wahrnehmbar. Selbst im Vergleich mit den mittlerweile drei Jahre alten Sony WH-1000XM4 können die Ace in einer Büroumgebung die mittel- und hochtonigen Frequenzen nicht so effektiv reduzieren. Tastentippen und Office-Gespräche sind deutlich direkter wahrnehmbar. Besser funktioniert das ANC im Straßenverkehr mit vielen dröhnenden Geräuschen. Insgesamt performen die Sonos Ace aber durchaus respektabel – vor allem angesichts der Tatsache, dass Sonos bislang keine Erfahrung beim Thema ANC vorweisen konnte.
Besser ist dem Unternehmen die Umsetzung des Transparenzmodus gelungen, den Apple mit seinen AirPods populär gemacht hat. Damit ist es möglich, sich mit anderen zu unterhalten oder Ansagen zu hören, ohne die Kopfhörer abzusetzen. Bislang hat es kein anderer Hersteller geschafft, die Umgebung so klar und unverfälscht durch Kopfhörer durchzulassen. Das ändert sich auch mit den Sonos Ace nicht – aber es ist verdammt knapp. Sonos hat es geschafft, den „Aware“-Modus so zu tunen, dass es sich fast so anfühlt, als würde man keine Kopfhörer tragen. Das merkt man vor allem daran, wie natürlich und klar die eigene Stimme durch die Treiber klingt. Lediglich ein Minimum an Hintergrundrauschen kann die Illusion zerstören – aber selbst daran gewöhnt man sich schnell.
Wertung: 3,5 von 5 Punkten
Features
Die neue Sonos-App, die zusammen mit den Ace erschienen ist, stellt für viele Nutzer ein Downgrade dar. Auf Social Media gibt es zahlreiche Beschwerden über fehlende Funktionen und Fehler in der App. Leider bietet sie auch in Verbindung mit den Kopfhörern wirklich nur ein spärliches Gerüst an Funktionen. Den integrierten „Equalizer“ – wenn man ihn denn so nennen kann – empfinde ich persönlich schon fast als Affront. Während andere Hersteller umfangreiches EQ-Tuning mit Pro-Level-Einstellungsmöglichkeiten bieten, liefert Sonos, äh, das:
Drei Slider für Bass, Treble und Balance – das war’s? Gut, damit lässt sich immerhin die Basswiedergabe nach Belieben aufpeppen. Zwar begrüße ich eine Balance-Option, etwa für Personen, die auf einem Ohr schlechter hören als auf dem anderen. Aber andere Hersteller bieten dafür persönliche Soundprofile, die sich automatisch dem Gehör anpassen. Ich suche in einem Equalizer nach den Frequenzbändern und der Filterbandbreite, nicht nach der Balance. Hier muss Sonos nachliefern, wenn es mit anderen Herstellern mithalten möchte.
Immerhin unterstützen die Kopfhörer 3D-Audio mit Head-Tracking in Apps, die Dolby-Atmos-Integration haben – darunter Apple Music, Amazon Music und Tidal. Ansonsten bietet die Sonos-App kaum mehr als das absolut notwendige. Bluetooth-Multipoint für die simultane Verbindung mit zwei Geräten und die Trageerkennung sind in dieser Preisklasse das Minimum. In unserem Test hat sich die App zudem mehrfach aufgehängt, nicht reagiert oder die Ace gar nichts erst unter den Geräten angezeigt.
Wir können diesen Test allerdings nicht abschließen, ohne die Funktion zu bewerben, auf die Sonos wohl am stolzesten sein dürfte: TV Audio Swap. Zwar bietet das Unternehmen nicht die Möglichkeit, die Ace direkt in ein bestehendes Lautsprecher-Setup zu integrieren. Aber ein Ass haben die Ace trotzdem im Ärmel. Mit Audio Swap verbinden sich die Kopfhörer direkt mit einer kompatiblen Sonos-Soundbar. Zum Start ist das zwar nur die Sonos Arc, später sollen aber auch Beam ( Gen 1 und Gen 2) und Ray folgen. Per Knopfdruck übernehmen die Kopfhörer den Sound von der Soundbar, sodass man ein persönliches TV-Erlebnis genießen kann – ohne andere zu stören. Sonos gelingt es dabei, die Latenz erstaunlich niedrig zu halten, sodass im Regelfall kein Versatz bei der Lippensynchronisation entsteht. Später folgt mit „TrueCinema“ auch noch eine zusätzliche Funktion, die durch Dolby Atmos ein noch besseres Heimkinoerlebnis liefern soll. Zum Zeitpunkt dieses Tests war sie jedoch noch nicht verfügbar.
Wertung: 4 von 5 Punkten
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Fazit
Im TECHBOOK-Test schneiden die Sonos Ace mit soliden 4 von 5 Punkten ab. Sie können vor allem durch die exzellente Verarbeitungsqualität, die sinnvolle Bedienung, einen ausgewogenen Klang und den gelungenen Transparenzmodus überzeugen. Allerdings merkt man bei den Features und der ANC-Leistung, dass Sonos noch die Erfahrung bei der Entwicklung von Kopfhörern fehlt. Hier hat die Konkurrenz einfach noch die Nase vorn – und das zu einem günstigeren Preis. Für 499 Euro reicht das Zusammenspiel mit anderen Sonos-Produkten nicht als Alleinstellungsmerkmal, zumal das Feature zum Start nur begrenzt verfügbar ist. Zwar können die Sonos Ace nicht ganz oben mitspielen. Wer aber Fan der Marke ist oder genau die nahtlose Anbindung an das TV-Gerät ist, bekommt trotzdem ein starkes Paar Kopfhörer.