8. Dezember 2024, 10:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Open-Ear-Kopfhörer sind eine vergleichsweise junge Alternative zu den herkömmlichen On-Ears, Over-Ears und In-Ears. Doch was unterscheiden die Kopfhörer-Typen? Und was machen Open-Ears vielleicht sogar besser als andere Kopfhörer?
Anders als traditionelle Kopfhörer setzen Open-Ear-Modelle auf eine offene Bauweise, die den Gehörgang unbedeckt lässt. Dadurch bleiben Umgebungsgeräusche wie Verkehr oder Gespräche wahrnehmbar – ganz ohne Transparency-Modus. TECHBOOK erklärt, wie die Technologie funktioniert und für wen sie sich eignet.
Das Konzept von Open-Ear-Kopfhörern
Anders als In-Ear-, On-Ear- oder Over-Ear-Kopfhörer lassen Open-Ear-Modelle den Gehörgang frei. „Bei den In-Ears wird der Gehörgang verschlossen, bei On-Ears abgedeckt und Over-Ear-Modelle umschließen die gesamte Ohrmuschel“, erläutert Herbert Bisges vom Fachmagazin „HIFI.de“. Der Hauptzweck dieser Bauformen besteht darin, Umgebungsgeräusche möglichst auszublenden, was viele durch aktive Geräuschunterdrückung (ANC) unterstützen.
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Open-Ear-Kopfhörer verfolgen hingegen ein anderes Konzept: „Das Ohr und der Gehörgang bleiben hier frei und offen für Schall aus der Umgebung“, ergänzt Bisges. Dies ist besonders praktisch, wenn Kopfhörer bei Aktivitäten wie Radfahren getragen werden, bei denen Umweltgeräusche wichtig sind.
Das ist nicht nur relevant, um Gefahren rechtzeitig zu bemerken. Auch die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass „Sicht und Gehör nicht beeinträchtigt“ sein dürfen. Noise Cancelling im Straßenverkehr ist also verboten. Open-Ear-Kopfhörer hingegen sind schon vom Bau her dazu gemacht, Umgebungsgeräusche durchzulassen, beziehungsweise den Träger gar nicht erst vor diesen abzuschirmen.
Vor- und Nachteile der offenen Bauweise
Open-Ear-Kopfhörer erlauben es also, wichtige Geräusche wie Verkehr oder Warnsignale weiterhin wahrzunehmen. Die Bauweise schont zudem den Ohren und den Gehörgang. Insgesamt berichten Nutzer von einem angenehmen Tragekomfort auch nach mehreren Stunden. Und trotz des offenen Designs steht auch bei Open-Ear-Modellen eine gewisse Qualität der Musikwiedergabe im Fokus.
Je nach Übertragungstechnologie fällt diese allerdings deutlich unterschiedlich aus. Grundsätzlich muss man zwischen das Luftschall- und das Knochenschallprinzip unterscheiden.
Luftschall
Die meisten Open-Ear-Modelle setzen auf Luftschall. Diese Technologie ist im Schnitt deutlich weiter verbreitet Ähnlich wie bei klassischen Kopfhörern wird der Schall dabei durch die Luft und den Gehörgang ans Trommelfell geleitet. Ein Nachteil davon ist, dass die Umgebung einen gewissen Teil der abgespielten Geräusche mithört. Etwa für die Arbeit in einem Großraumbüro oder für eine Flugzeugreise sind solche Modelle also nicht geeignet.
Knochenschall
Seltener ist hingegen die Knochenschall-Technologie, bei der der Schall durch Vibrationen über den Schädelknochen ins Innenohr gelangt. Dafür sitzen die Kopfhörer direkt vor dem Ohr, was eine besonders gute Wahrnehmung von Umgebungsgeräuschen ermöglicht. Allerdings muss man dafür Abstriche bei der Klangqualität machen.
„Die Klangqualität von Knochenschall-Modellen ist häufig nicht so gut wie bei Kopfhörern, die den Sound über das Trommelfell zum Innenohr leiten“, sagt Matthias Sternkopf vom Technikportal „Techstage.de“. Besonders tiefe Bässe seien davon betroffen. Zudem sist die Technologie nicht für jeden geeignet. „Wer von Hörverlust betroffen ist oder einer Gehörsensitivität, kann Probleme haben, den Schall über Knochenschall-Kopfhörer wahrzunehmen“, erklärt Sternkopf.
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Gute Technik mit kleineren Nachteilen
Wer oft und gerne Kopfhörer trägt, etwa auch, um zu telefonieren, hat mit Open-Ear-Modellen eine gute Alternativ zu In-Ears, die irgendwann beginnen zu drücken oder die Tragenden von ihrer Umgebung zu sehr abschirmen. Musikgenuss aber ist nur mit Einschränkungen möglich, wie Herbert Bisges ausführt: „Satte Bässe aber darf man nicht erwarten, das gibt die Bauart nicht her.“
Mit Material der dpa.