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Nothing Ear und Ear (a) im Test – welche Kopfhörer sich für wen eignen

Adrian Mühlroth
Redakteur

18. April 2024, 15:26 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Das Londoner Start-up Nothing hat zwei neue Kopfhörer im Earbud-Formfaktor vorgestellt. TECHBOOK hat beide Modelle ausführlich getestet.

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Nothing hat 2021 mit den Ear (1) sein erstes Produkt vorgestellt und damit den Grundstein für seine Audio-Expertise gelegt. Die neuen Ear sind die nunmehr dritte Generation der eigenen Earbuds-Reihe, die nun auch einen günstigeren Ableger in Form der Ear (a) umfasst. Damit verabschiedet sich das Unternehmen von der bisher stringenten Namensgebung (Ear (1), Ear (2)), um sie an seine Smartphones anzupassen. Was die Modelle unterscheidet und welches sich für wen lohnt, erfahren Sie in unserem TECHBOOK-Test.

Gewohntes Design mit einem Klacks Farbe

Äußerlich bleibt Nothing der transparenten Designsprache treu, die das Unternehmen mit den Ear (1) eingeführt hat. Die Optik ist dabei stark an durchsichtige Elektronik aus den 90er-Jahren angelehnt, die damals einen regelrechten Boom erlebte. Inspiration dürften vor allem Nintendo Game Boy, Apple Mac G3 und Nintendo 64 geliefert haben, die allesamt mit transparentem Gehäuse kamen.

Die Gehäuse von Ear und Ear (a) sind dabei keineswegs komplett durchsichtig. Nothing hebt sorgfältig designte Elemente besonders hervor – etwa die Magnete und den roten sowie weißen Punkt für den rechten und den linken Earbud. Die Treiber selbst sind hingegen hinter undurchsichtigem Plastik verborgen. Ebenso wie die Elektronik des Ladecases.

Ein Earbud der Nothing Ear
Ein Earbud der Nothing Ear Foto: TECHBOOK

Ein Detail, das uns aufgefallen ist und das wir uns nicht erklären können: Bei den Ear ist das weiße Plastik im Gehäuse matt, an den Earbuds selbst jedoch glänzend. Bei den Ear (a) ist es hingegen genau umgekehrt: matte Earbuds und glänzendes Case. Das ist schade, denn Nothing hätte die Option gehabt, eines der beiden Modelle komplett in mattem Finish zu halten. Wir hätten es gerne gesehen, denn Fingerabdrücke und andere Verschmutzungen hinterlassen darauf weniger Spuren.

Die Earbuds selbst sehen bei beiden Ausführungen praktisch gleich aus. Der Stiel der Ear (a) ist etwas länger und die Position der Mikrofone unterscheidet sich. Die generelle Form und der Sitz im Ohr sind aber exakt gleich. Beide Modelle kommen in einer schwarzen und in einer weißen Variante. Die Ear (a) gibt es zusätzlich in einer neuen, gelben Ausführung – eine Neuheit für Nothing.

Die Nothing Ear (a) in ihrem Ladecase
Die Nothing Ear (a) in ihrem Ladecase Foto: TECHBOOK

Unterschiede bei Case und Akkulaufzeit

Während die Nothing Ear mit dem gleichen Case-Design kommen, das wir von Ear (1) und Ear (2) kennen, hat das Unternehmen für Ear (a) ein neues Layout gewählt. Der neue Formfaktor ähnelt den AirPods Pro, allerdings öffnet das Case weiterhin so, dass die Earbuds direkt frei liegen. Das macht das Herausnehmen und Einsetzen zum Kinderspiel. Die Magnete zum Fixieren sind wie bei den teureren Nothing Ear stark genug, dass die Earbuds selbst bei ruckartigen Bewegungen nicht gleich aus dem Case fallen – Spitze! Beim Rest des Case merkt man den Ear (a) allerdings den niedrigeren Preispunkt an. Es fühlt sich etwas weniger wertig an und knarzt hörbar, wenn man den Deckel leicht zur Seite biegt. Außerdem konnten wir hier mehr Spiel feststellen als bei den Nothing Ear. Insgesamt wirkt das Case nicht sehr elegant, was sicher auch an der recht dicken Plastiklippe an Basis und Deckel liegt.

Zwar haben beide Modelle ein IP54-Rating für Staub- und Spritzwasserschutz. Das Case der Ear (a) ist jedoch nur nach IPX2 geschützt (kein Schutz vor Staub), während das Case der Ear ein IP55-Rating bekommen hat. Damit hält das teurere Modell erheblich besser Spritzwasser stand.

Das Case der Nothing Ear
Das Case der Nothing Ear Foto: TECHBOOK

Auch bei der Akkulaufzeit hat das günstigere Modell die Nase vorn. Zwar liefern die Nothing Ear mit bis zu 5,2 Stunden etwas mehr Laufzeit als die Vorgänger Ear (2). Die Ear (a) halten mit bis zu 5,5 Stunden jedoch noch länger durch. Auch das Ladecase der Ear (a) hat mit 19 Stunden minimal mehr Reserven als das der Ear (18,8 Stunden). Beide laden mit USB-C, aber nur die Nothing Ear unterstützten zusätzlich kabelloses Laden. Unabhängig davon können Ear und Ear (a) 10 Stunden zusätzliche Laufzeit nach nur 10 Minuten an der Steckdose liefern.

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Die ANC-Leistung von Nothing Ear und Ear (a) im Test

Die Ear sind bereits die dritte Generation von Nothings Kopfhörern mit aktivem Noise-Cancelling (ANC). Vor allem beim Sprung von der ersten auf die zweite Generation ist die Geräuschunterdrücken deutlich besser geworden. Für Ear und Ear (a) gibt Nothing eine Reduzierung um bis zu 45 Dezibel (dB) an – 13 Prozent mehr als bei Ear (2). Das sind Werte aus dem Labor, wie schlagen sich die Kopfhörer also im echten Leben?

Es ist zwar bemerkenswert, dass Nothing den günstigeren Ear (a) die gleiche ANC-Leistung wie den Ear spendiert. Anders als das Unternehmen verspricht, werden Umgebungsgeräusche damit allerdings nicht „eliminiert“. Der Effekt lässt sich am ehesten als ein Dämpfen der Geräusche bezeichnen – es ist schwer zu erklären. Mittlerweile gibt es ANC-Kopfhörer, die bestimmte Frequenzbänder praktisch komplett stumm schalten können. Es sind in der Regel die tiefen Frequenzen, die durch ANC besonders effektiv ausgehebelt werden können. Doch die Nothing-Earbuds – weder Ear noch Ear (a) – sind dazu wirklich in der Lage.

Ein Earbud der Nothing Ear (a)
Ein Earbud der Nothing Ear (a) Foto: TECHBOOK

Selbst mit den teureren Nothing Ear konnten wir im Test im Straßenverkehr weiterhin vorbeifahrende Autos hören. Im Büro waren die Gespräche der Kollegen deutlich hörbar – genauso wie Husten und Räuspern. Im Vergleich erzeugen AirPods Pro 2 und Sony WF-1000XM5 eine regelrechte Blase, in die bis auf Tastaturtippen kaum Außengeräusche eindringen. Die Nothing Ear überdecken zwar recht effektiv tieffrequente Geräusche, aber das ist bei günstigen ANC-Kopfhörern mittlerweile Standard.

Nach dem Einsetzen mussten wir uns mehrfach vergewissern, dass auch wirklich ANC und nicht der Transparenz-Modus aktiv ist, da die Earbuds trotzdem eine Menge Lärm durchlassen. Während Apple, Sony, Bose und andere Hersteller mittlerweile exzellente ANC-Optionen liefern, die selbst Stimmen und grelle Geräusche effektiv eliminieren können, kann Nothing hier schlichtweg nicht mithalten.

Das Case der Nothing Ear (a)
Das Case der Nothing Ear (a) Foto: TECHBOOK

Das kann auch ein Vorteil sein. Nicht jeder möchte die Umgebung jederzeit komplett ausblenden. Etwa, um Gespräche mitverfolgen und den Verkehr noch hören zu können – nur eben mit einem Dämpfer. Highend-Earbuds wie AirPods Pro 2 und Sony WF-1000XM5 ist der ANC-Effekt spielen jedoch in einer anderen Liga. Das mag zwar nicht überraschen, doch wer auf der Suche nach kompakten Noise-Cancelling-Optionen ist, die Umgebungsgeräusche fast vollständig eliminieren können, ist mit höherpreisigen Earbuds besser bedient.

Immerhin hält sich Nothings Angabe, dass es keinen Unterschied bei der ANC-Leistung gibt. Bei wiederholten direkten Vergleichen in Innen- und Außenräumen konnten wir im Test kaum einen Unterschied bei der ANC-Leistung feststellen – ein klares Plus für die günstigeren Ear (a).

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Solider Klang mit klarem Fokus auf Bass

Nothing platziert die Ear und Ear (a) in einem schwierigen Preissegment, das regelrecht von Earbuds-Optionen überflutet ist. Aus der Masse hervorzustechen, ist keine leichte Aufgabe. Das Unternehmen betont zwar seine langjährige Audio-Erfahrung und die neue Keramik-Membran in den 11 mm großen dynamischen Treibern der Ear. Aber andere Hersteller haben auch Modewörter, die Käufer überzeugen sollen.

Die Nothing Ear in ihrem Ladecase
Die Nothing Ear in ihrem Ladecase Foto: TECHBOOK

Nach etwa einer Woche täglicher Nutzung können wir mit Zuversicht sagen, dass beide Modelle solide Leistung für ihre Preisklasse liefern. Die Ear (a) klingen etwas dumpfer und die Ear haben eine bessere Separation. Die Unterschiede sind jedoch marginal – und zumindest in unserer Wahrnehmung ist keines der Modelle per se besser als das andere. Zwar sind bei beiden die Bass-Frequenzen ab Werk verstärkt. Ein ausgewogeneres Klangprofil lässt sich jedoch mit dem integrierten Equaliser einfach erreichen.

Mit teureren Konkurrenten wie Sonys WF-1000XM5, aber eben auch Apples AirPods Pro 2, kann keines der beiden Modelle mithalten. Die „Premium“-Earbuds liefern mehr Details und vor allem eine deutlich breitere Klangbühne.

„Pinch“-Steuerung mit Individualisierbarkeit

Die Steuerung erfolgt bei beiden Modellen nach dem gleichen Schema und lässt sich über die App weiter individualisieren. Nothing hat die „Pinch“-Geste von den AirPods Pro übernommen, bei der man den Stiel mit zwei Fingern „zwicken“ muss. Das funktioniert hervorragend. Standardmäßig sind für beide Seiten folgende Gesten festgelegt:

  • Einfaches Drücken: Wiedergabe starten / pausieren, Anruf annehmen / auflegen
  • Zweifaches Drücken: Vorspulen, Anruf ablehnen
  • Dreifaches Drücken: Zurückspulen
  • Drücken und Halten: ANC-Kontrolle
  • Zweifaches Drücken und Halten: nicht belegt

Bis auf das einfache Drücken lassen sich alle Gesten für beide Earbuds individuell belegen. Wir haben den linken Earbud gleich nach dem Einrichten der App mit einer Lautstärkesteuerung durch Drücken und Halten sowie zweifaches Drücken und Halten belegt. Eine Streichgeste zum Verändern der Lautstärke wie bei den AirPods Pro 2 und vielen anderen Kopfhörern gibt es leider nicht – schade.

Umfangreiche App-Funktionen

Die App bietet noch eine Reihe von Zusatzfunktionen, mit der sich die Earbuds auf die eigenen Vorlieben anpassen lassen. Standardmäßig gibt es einen einfachen Equaliser, mit dem sich die Verstärkung von Bass, Mitten und Höhen festlegen lässt. Nutzer können aus vier vorgefertigten Optionen wählen, oder die Werte zwischen-6 und +6 selbst wählen.

Für Audioenthusiasten bietet die App einen mächtigen Equaliser mit zahlreichen Zusatzfunktionen, auf den allerdings nur die Nothing Ear zugreifen können. Hier lassen sich zwischen 20 und 20.000 Megahertz acht verschiedene Frequenzbänder frei anpassen. Dabei lässt sich nur die Verstärkung, sondern sogar die Frequenz der einzelnen Bänder verschieben. Außerdem haben Nutzer Kontrolle über den Q-Wert, können also sogar die Filterbandbreite festlegen. Die individuellen Einstellungen sind als Sound-Profile speicherbar. Einen solch robusten Equaliser findet man selten in einer Kopfhörer-App, hier hat Nothing wirklich gute Arbeit geleistet.

Der starke Equaliser in der Nothing-App
Der starke Equaliser in der Nothing-App Foto: TECHBOOK

Eine weitere Funktion in der App ist die Bass-Verbesserung, die tiefe Frequenzen in Echtzeit anpassen soll. Ist die Funktion aktiviert, lassen sich fünf Level festlegen. Da Nutzer in dieser Preisklasse in der Regel nach Kopfhörern mit starkem Bass suchen, trifft das Feature ins Schwarze. Wir passen die Bass-Frequenzen lieber selbst im Equaliser an und deaktiviere Bass-Boost-Optionen. Aber wir sehen den Mehrwert für eine Echtzeitsteuerung der Niederfrequenzen – vor allem, wenn die Kopfhörer alltäglich in verschiedenen Situationen wie zu Hause, in der Bahn und im Office getragen werden.

In den Geräteeinstellungen sind weitere Optionen wie die Trage-Erkennung, Dual-Verbindung mit zwei Audioquellen und der Low-Lag-Modus zu finden. Von hier aus können Ear-Nutzer außerdem ich persönliches Sound-Profil erstellen lassen, das auf das eigene Hörvermögen angepasst ist. Auch der Test für die Passform der Silikonstöpsel steht hier zur Verfügung. Dieser reagiert jedoch etwas empfindlich. Wir hatten Probleme, die richtigen Aufsätze für eine gute Abdichtung zu finden. Bei der kleinsten Abweichung vom perfekten Sitz schlägt der Test fehl. Zu guter letzt können Nutzer bei Verlust einen Ton über die einzelnen Earbuds abspielen, um sie wiederzufinden.

Die Klangpersonalisierung versucht, für Hörer schwer wahrnehmbare Details individuell wieder herzustellen
Die Klangpersonalisierung versucht, für Hörer schwer wahrnehmbare Details individuell wieder herzustellen Foto: TECHBOOK

Beide Modelle wurden mit der Vorab-Version der Nothing-App für iOS mit der Build-Nummer 2.3.15 getestet. Auf den Testgeräten ist die jeweilig aktuelle Firmware installiert.

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Welches Modell lohnt sich für wen?

Angesichts des Funktionsumfangs und der Leistung ist der Preis von 149 Euro für die Nothing Ear und 99 Euro für die Ear (a) angemessen. Sie liefern das, was man von Earbuds in dieser Preisklasse erwarten darf: guten Klang und brauchbares ANC. Wo sich Nothing von der Konkurrenz absetzt, ist bei der hervorragenden App. Selten sind wir in den Genuss gekommen, Kopfhörer so detailliert auf die eigenen Vorlieben anpassen zu können. Der starke Equaliser, Klangpersonalisierung und robuste Anpasssungsmöglichkeiten der Steuerung stechen hier besonders hervor. Schade nur, dass Nothing die Ear (a) auf den Standard-Equaliser einschränkt und keine Klangpersonalisierung ermöglicht.

Der Grund dafür ist jedoch einfach: Die Ear hätten sonst nicht genügend Alleinstellungsmerkmale, um sich von den Ear (a) abzuheben. So, wie es ist, müssen Kunden den Aufpreis für die Ear bezahlen, um alle App-Funktion, marginal besseren Klang und kabelloses Laden zu bekommen. Wer das nicht benötigt und Earbuds mit solidem Sound und brauchbaren ANC sucht, kann getrost zu den Ear (a) greifen.

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