2. Juli 2024, 14:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Umstieg von UKW (Ultrakurzwelle) zur Rundfunkübertragung auf das digitale DAB+ (Digital Audio Broadcasting) ist nunmehr seit Jahrzehnten im Gespräch. Nun wird er Realität. Wo die Abschaltung von analogem Radio zeitnah vorgenommen werden soll und was das für Nutzer bedeutet, erklärt TECHBOOK genauer.
Löst Radio hören bei Ihnen auch nostalgische Gefühle aus? Es hat doch etwas liebgewonnen Altmodisches, etwa im Auto das Gerät einzuschalten und von einer gut gelaunten Stimme zum Beispiel über das Wetter informiert zu werden. Abhängig vom Empfang kann es zwischendurch ein wenig rauschen, das gehört nun mal dazu. Oder auch nicht. Ein bereits seit 2004 diskutierter Umstieg vom altbekannten UKW auf den Digitalstandard DAB+ soll den Empfang sowie die Tonqualität verbessern und darüber hinaus auch mehr Sender zur Verfügung stellen. Bislang scheiterte das Unterfangen. Doch jetzt ist die Abschaltung von Radio in seiner ursprünglichen Form beschlossene Sache, zumindest bereits in einem ersten Bundesland.
Übersicht
Schleswig-Holstein kündigt Abschaltung von analogem Radio an
„Radio in Schleswig-Holstein wird digital“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung von unter anderem der Landesmedienanstalt und Landesregierung Schleswig-Holstein. Als erstes Bundesland konnte es sich demnach mit privaten und öffentlich-rechtlichen Radiosendern darauf einigen, die Programmverbreitung schrittweise von ehemals UKW auf DAB+, also auf Digitalradio, umzustellen. Die Übergangszeit beginnt im kommenden Jahr und soll bis 2031 abgeschlossen sein. Ab diesem Zeitpunkt dann wird es endgültig nicht mehr möglich sein, Radio in seiner klassischen analogen Form zu empfangen, denn dann laufen die letzten UKW-Frequenzen aus.
In der Veröffentlichung ist das Vorgehen der einzelnen Sendeanstalten übersichtlich erklärt. Beispielsweise Radio Bob, Antenne Sylt und Delta Radio planen demnach bereits für 2025 die vollständige Abschaltung von analogem Radio zugunsten des Umstiegs auf reines DAB+ und IP-Webradio. Für einige andere ist zunächst noch ein Parallelbetrieb geplant. Ausführliche Informationen dazu erhalten Sie auf der Webseite des Digitalradios Deutschland.
Was Radiohörer jetzt wissen müssen
Rund 35 Prozent der Haushalte in Schleswig-Holstein sollen laut der Pressemitteilung bereits über einen Zugang zu DAB+ verfügen. Alle anderen können Digitalradio auf ihren mobilen Endgeräten hören, heißt es da weiter, und als Alternative für ältere, analoge Radios finde man „im Elektrohandel ab ca. 30 Euro eine breite Auswahl an Empfangsgeräten“ vor. Aber im Einzelfall kann man auch sein Bestandsgerät weiter nutzen, wenn man es mithilfe eines Digitalreceivers (DVB-C) mit der TV-Buchse verbindet.
In Neuwagen sei eine Ausstattung mit Digitalradio-Empfang seit 2020 verpflichtend und das DAB+-Netz in der Region sehr gut ausgebaut. Der Einsatz zusätzlicher Sendeanlagen soll gewährleisten, dass in der Übergangszeit auch kleinere Lokalsender empfangen werden können.
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Der Rest von Deutschland dürfte bald nachziehen
Es ist davon auszugehen, dass nach und nach andere Bundesländer dem Beispiel Schleswig-Holsteins folgen werden. Zumal der Übergang von UKW auf DAB+ schon so lang im Gespräch ist. Zwischen 2004 und 2012 wurde ein Gesetz zur Abschaltung von analogem Radio diskutiert. Es scheiterte bisweilen an zu erwartenden Herausforderungen bei der Umsetzung. TECHBOOK berichtete 2018 über ein damals geplantes, doch dann noch einmal abgewendetes (analoges) Radio-Aus.
Wesentlicher Beweggrund für den Schritt vom analogen zum digitalen Radio dürfte das Thema Geld sein. Denn die landesweiten UKW-Sendemasten am Laufen zu halten, kostet. „Die Anmeldungen von ARD und Deutschlandradio für die Programmverbreitung über UKW betragen für die kommende Beitragsperiode (2025 bis 2029, Anm. d. Red.) inklusive eigenem Senderbetrieb der ARD 220,9 Mio. Euro.“ Dies kann man dazu im Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) von Februar dieses Jahres nachlesen.