25. Oktober 2018, 17:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Zwar ist der asiatische Staat Nordkorea seit Jahren von der Außenwelt isoliert, doch Smartphones feiern auch in der Diktatur ihren Erfolg: Bereits seit 2014 bietet die Regierung ihren Bürgern verschiedene Geräte an. TECHBOOK gibt Einblicke, wie der Smartphone-Markt in Nordkorea funktioniert.
Der nordkoreanische Smartphone-Boom begann im Jahr 2014 mit dem Modell Pyongyang Touch. Welche technischen Daten es hat, ist nicht bekannt – nur, dass es in Pink, Blau und Weiß erhältlich war und Nutzer weder ins Ausland telefonieren konnten noch einen Internet-Zugang hatten.
Es gibt sogar ein Bild von Machthaber Kim Jong-un, wie er die Fabrik besucht. Einige Fotografen äußerten wohl danach den Verdacht, dass die koreanischen Smartphones nicht wirklich dort hergestellt wurden – sondern schlicht chinesische Importe mit neuem Logo seien.
2017 folgte ein moderneres Smartphone mit dem Namen Jindallae 3. Auch hier ist wenigen über technischen Details bekannt.
Im Frühjahr 2018 kam das Arirang 171 auf den Markt. Es hat ein 4,7 Zoll großes Display, 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und einen flotten Prozessor, der auch im Xiaomi Redmi Note 4 steckt. Das macht das Arirang zumindest auf dem Papier zu einem ordentlichen Gerät.
Neueste Erfindung: Das „Phurun Hanul H-1“
Das Staatsunternehmen Phurun Hanul Corporation präsentierte in diesem Frühjahr sein neuestes Smartphone auf der Messe „21. Pyonyang International Trade Fair“. Das Modell H-1 hat einen 5,5-Zoll-Bildschirm mit „hoher Auflösung“. Außerdem bewirbt man das Gerät mit einem integrierten Fingerabdruck-Sensor. Angeblich ist ein riesiger Akku mit einer Leistung von 6.000 Milliamperestunden (mAh) verbaut. Zum Vergleich: Das neue iPhone Xs kommt gerade einmal auf 2.650 mAh.
Kein Zugriff aufs Internet
Das nordkoreanische Internet umfasst gerade einmal 28 Webseiten. Mit den Smartphones haben Nutzer ausschließlich Zugriff auf ein staatsinternes Intranet. Einen Zugang zur Außenwelt gibt es nicht. Als Betriebssystem kommt wahrscheinlich eine extrem modifizierte Version von Android zum Einsatz. Nordkoreaner haben die Auswahl zwischen drei Mobilfunkanbietern: Koryolink, Kangsong Net und Byol. Ersterer ist auch für ausländische Besucher als Roaminganbieter nutzbar. In Nordkorea existiert seit 2008 ein 3G-Netz – den schnellen Nachfolge-Standrad LTE gibt es nicht.
WLAN-Netzwerke existieren in Nordkorea grundsätzlich nicht. Es gibt jedoch Berichte der Staatsmedien über Testläufe in zwei Straßen der Hauptstadt Pjöngjang, wo man Netze teste. Jedoch ist nicht sicher, ob dabei von dem WLAN die Rede ist, wie wir es kennen. Grundsätzlich könnte das Post- und Telekommunikationsministerium Nordkoreas jede Technologie den Bürgern als WLAN verkaufen.
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Apps gibt es nur im echten Laden
Alle verfügbaren Apps auf dem Telefon sind staatlich programmiert. Laut NKNews.org umfasst das Angebot sogar einige Spiele, Musik-, Karaoke-, Koch- und Shopping-Apps. Am beliebtesten sei wohl eine App, die übersetzt so viel wie „Mein Begleiter“ heißt. Die Software ist eine Mischung zwischen E-Book-Reader und Netflix.
Ein Nordkoreaner, der 2017 das Land verließ, berichtet gegenüber NKNews, dass man Spiele auch untereinander teilen könne. Dafür benötige man einen Laptop, um die Datei zu übertragen. Ähnlich wie bei Filmen und Fotos wird dabei einfach eine Datei auf die Speicherkarte verschoben. Nach aktuellen Schätzungen besitzen rund 40 Prozent der Nordkoreaner ein Smartphone – vor allem die Oberschicht Nordkoreas in den Städten. Denn ein Nordkorea-Gerät kostet bis zu 800 US-Dollar – ganz schön viel Geld im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (etwa 1.800 US-Dollar). In Deutschland liegt die Smartphone-Besitzquote bei etwa 70 Prozent, das Bruttoinlandsprodukt bei etwa 45.000 US-Dollar pro Kopf.
Ohne Zugang zum Internet ist die Installation weiterer Apps unmöglich. Von der Regierung geprüfte und freigegebene Programme können die Staatsbürger jedoch in ausgewählten Geschäften kaufen und installieren lassen, berichtet eine nicht näher genannte Quelle gegenüber NKNews. Dort würden die Apps von Technikern auf das Smartphone gespielt. Landesweit soll es etwa 700 solcher Geschäfte geben.
Für Online-Geschäfte nutzen die Nordkoreaner eine App namens „Ullim“. Mit der App kann man Geld (Nordkoreanische Won) von Smartphone zu Smartphone senden. Auch der Kauf von Guthaben zum Verschenken ist möglich.
So sieht es aus, wenn man in Nordkorea einen Computer nutzt