12. Juni 2023, 12:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Aufgrund eines Lizenzstreits mit Nokia haben sich OnePlus und Oppo bereits aus Deutschland zurückgezogen. Nun hat ein weiterer Smartphone-Hersteller seine Konsequenzen gezogen und den Verkauf seiner Geräte hierzulande eingestellt.
Die Rede ist vom chinesischen Hersteller Vivo, der wie OnePlus und Oppo zur BBK-Electronics-Gruppe gehört. Auf dessen Webseite sind bereits alle Geräte verschwunden. Stattdessen informiert Vivo darüber, dass die Produkte leider nicht in Deutschland erhältlich und dementsprechend keine Produktinformationen auf der deutschen Seite verfügbar seien. Doch wie ist es dazu gekommen?
Übersicht
Lizenzstreit zwingt Vivo zu Verkaufsstopp in Deutschland
Grund für den Rückzug aus Deutschland ist der Lizenzstreit mit Nokia, der nun schon seit vergangenem Sommer läuft. Nokia wirft der BBK-Electronics-Gruppe die Nutzung von geschützten 4G- und 5G-Lizenzen vor, ohne dafür zu bezahlen. Zu BBK Electronics gehören mehrere bekannte Smartphone-Hersteller wie Oppo, Realme und OnePlus – aber eben auch Vivo. Durch diesen Verbund großer Marken zählte BBK Elecronics im Jahr 2020 als zweitgrößter Smartphone-Hersteller der Welt.
Doch das Deutschlandgeschäft muss nun nach und nach aufgegeben werden. Bereits im Juli 2022 erwirkte Nokia vor dem Landgericht München 1 einen Verkaufsstopp gegen OnePlus und Oppo. Seit dem vergangenen Jahr gibt es daher hierzulande keine neuen OnePlus-Smartphones mehr. Im Mai 2023 stellte auch Oppo den Verkauf endgültig ein und räumte seine deutsche Webseite leer.
Nun trifft es den Hersteller Vivo, der Nokia in einem weiteren Prozess ebenfalls unterlag. Das Landgericht Mannheim entschied bereits am 6. April zugunsten des Klägers. Laut dem Urteil (2 O 36/22) soll Vivo insgesamt drei Lizenzen von Nokia verletzen, deren bisherige Lizenzvereinbarung Ende 2021 ausgelaufen ist. Der Smartphone-Verkauf über offizielle Kanäle wurde daher vorerst gestoppt.
Auf Amazon sind Vivos Smartphones vereinzelt aber noch verfügbar – allen voran das aktuelle High-End-Modell Vivo X90 Pro. Es ist allerdings fraglich, wie lange das noch der Fall sein wird. Denkbar wäre, dass Nokia eine einstweilige Verfügung erwirkt, um auch den Verkauf über Amazon zu stoppen.
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Kann sich Vivo mit Nokia einigen?
Aufgeben möchte Vivo das Geschäft in Deutschland aber noch nicht. Man sei bereit für Verhandlungen, so das Unternehmen. Auch Oppo hatte lange versucht, eine Einigung mit Nokia zu erzielen, um seine Smartphones hierzulande weiter verkaufen zu können. Lange Zeit gab man sich daher optimistisch, das Deutschlandgeschäft aufrecht halten zu können. Doch im Mai kam alles anders: Die Webseite wurde leer geräumt und Anfragen nicht mehr über deutsche Partner beantwortet, sondern nach China weitergeleitet.
Im Falle von Vivo läuft es nun ähnlich ab. Auch hier ist die deutsche Seite bereits leer. Anders als bei Oppo sind unsere Ansprechpartner aber weiterhin verfügbar. Über sie erfuhr TECHBOOK auf Anfrage, dass Vivo weiterhin an einer Einigung mit Nokia interessiert ist, die Gespräche aber schwierig seien. „In den letzten Jahren hat Vivo mit zahlreichen führenden Unternehmen gegenseitige Lizenzvereinbarungen geschlossen. Wir haben mit Nokia über die Erneuerung der gegenseitigen Lizenzen verhandelt, aber bisher keine Einigung erzielen können“, so das Unternehmen in einem offiziellen Statement.
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Vivo wirft Nokia vor, der Verpflichtung, eine Lizenz zu „FRAND“-Bedingungen (fair, angemessen und nicht diskriminierend) anzubieten, bisher nicht nachgekommen zu sein. Nokia wiederum kontert, alle möglichen Schritte für eine außergerichtliche Einigung unternommen zu haben. Gegen das Mannheimer Urteil hat Vivo mittlerweile Berufung eingelegt. „In der Zwischenzeit stehen wir weiter in engem Kontakt mit Nokia, um die Lizenzverhandlungen in Übereinstimmung mit den FRAND-Bedingungen zum Abschluss zu bringen“, so Vivo zu TECHBOOK.
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Was bedeutet der Verkaufstopp für Kunden?
Den Kunden, die bereits ein Vivo-Smartphone besitzen, sichert der Hersteller weiterhin vollen Support zu. Auf seiner Webseite schreibt Vivo dazu, dass man sich weiterhin auf den Kundenservice verlassen könne und Nutzer ebenfalls zukünftige Softwareupdates erhalten sollen.
Auch in seinem Statement betont das Unternehmen, dass das langfristige Engagement auf dem deutschen Markt unverändert bleibe. „Die Nutzer können sich auf den Kundendienst sowie auf künftige Software-Updates für ihre Geräte verlassen. Es gibt keine Auswirkungen auf unser Geschäft außerhalb Deutschlands.“
Vivo hatte erst im März mit dem X90 Pro sein neuestes Flaggschiff nach Deutschland gebracht. Das Gerät bietet Besonderheiten wie eine Zeiss-Kamera mit 1-Zoll-Sensor und leistungsstarkem Snapdragon-8-Gen2-Chip.