26. Juni 2023, 11:25 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Pünktlich zum Wochenende flattern die Prospekte deutscher Supermärkte in großer Zahl in die Briefkästen. Doch langsam verabschieden sich die Händler von dieser Tradition – aus Kostengründen und der Umwelt zuliebe. Auch der Supermarkt Rewe schafft seine Papier-Prospekte ab. Stattdessen sollen die Angebote via WhatsApp zu den Kunden kommen. Ziehen andere Lebensmittel-Händler vielleicht nach?
Angesichts der Klimakrise und fortschreitender Digitalisierung schwenken viele Unternehmen auf digitale Lösungen um, wo vorher noch alles analog war. Gleiches gilt für Rewe. Bisher war es bereits möglich, die Angebote des Supermarkts online einzusehen. Nun soll der Papier-Katalog jedoch komplett abgeschafft werden. Die Alternative von Rewe heißt WhatsApp.
Übersicht
Rewe-Prospekt kommt künftig per WhatsApp
Die Handzettel existieren bei Rewe bereits seit den 1930er-Jahren. Deren Abschaffung ist für das Unternehmen somit ein großer Schritt. Dass Rewe seinen gedruckten Katalog abschaffen möchte, gab das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr bekannt. Im Juli ist es nun soweit. Pünktlich zum Start des neuen Monats verteilt der Supermarkt seine Angebote nur noch online. Dabei möchte man wohl generell auf neue Medien setzen und so zum einen die Umwelt entlasten, zum anderen aber auch neue Marketing-Möglichkeiten erschließen. Laut Rewe spart die Umstellung jährlich den Druck von 25 Millionen Handzetteln und somit über 73.000 Tonnen Papier, 1,1 Millionen Tonnen Wasser, 70.000 Tonnen CO2 sowie 380 Millionen kWh Strom.
Rewe verschreibt sich seit Jahren in ihrer Unternehmensstrategie konsequent der Nachhaltigkeit und transformiert in diesem Sinn sukzessive und erfolgreich Prozesse und Angebote. Vor allem auch mittels Digitalisierung – und zwar dort, wo sich für Kund:innen Mehrwert ergibt. Mit Meta und WhatsApp haben wir einen weiteren guten Weg gefunden, der unseren Kund:innen regionale Angebote und relevante Informationen auf eine leicht zugängliche Art und Weise bietet.
Bastian Tassew, Head of CRM & Owned Media von Rewe
Ab sofort können sich Rewe-Kunden jeden Sonntag über WhatsApp ein entsprechendes Angebot schicken lassen. WhatsApp bietet sich dafür als beliebtester Messenger-Dienst in Deutschland an. Tests in der Vergangenheit seien laut Rewe sehr positiv ausgefallen. Sowohl das Interesse der Kunden als auch das einfache Handling der digitalen Angebote seien gegeben. Zunächst hatte Rewe sowohl das WhatsApp-Angebot als auch das klassische Prospekt parallel angeboten. Nun fällt letzteres jedoch endgültig weg.
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So bekommen Sie die Rewe-Angebote über WhatsApp
Wer die Angebote von Rewe künftig einsehen möchte, kann dafür sowohl in die App als auch auf die Webseite schauen. Auch der Empfang direkt per WhatsApp auf das Handy ist möglich. Die Anmeldung zu diesem digitalen Service erfolgt auf einer speziell eingerichteten Webseite. Dort stellt Rewe einen QR-Code zur Verfügung, den Nutzer einfach mit ihrem Smartphone scannen und die angezeigte URL öffnen können. Alternativ können sie auch auf den Button „Jetzt loschatten“ klicken.
In beiden Fällen landen Kunden auf einer Seite mit Rewe-Logo und einem Button mit der Aufschrift „Weiter zu Chat“. Wenn sie darauf klicken, öffnet sich – sofern installiert – der WhatsApp-Messenger mit der von Rewe vorgefertigten Nachricht: „Abschicken und schon geht’s los! 🏷“
Schickt man die Nachricht ab, bittet der Rewe-Chatbot um die Eingabe der Postleitzahl, um entsprechende Rewe-Märkte in der Nähe zu ermitteln. Wer möchte, kann sich im selben Atemzug über die Datenschutzrichtlinien des Supermarkts informieren, die mitgeschickt werden. Stehen im Einzugsgebiet der Postleitzahl mehrere Supermärkte zur Auswahl, können Kunden noch ihren Favoriten auswählen. Mit dem anschließenden Absenden dieser Daten haben sie sich für die WhatsApp-Angebote von Rewe angemeldet.
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Wie sieht es bei anderen Supermärkten aus?
Auch WhatsApp bewertet die Zusammenarbeit mit Rewe positiv. „Wir freuen uns, dass unser Partner Rewe der erste Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland ist, der WhatsApp Business Solutions nutzt, um seinen Print-Prospekt zu digitalisieren und neue und bestehende Kunden über einen ihrer bevorzugten Kommunikationskanäle zu erreichen“, sagt Claudia Studtman, Meta Head of Retail in den DACH-Ländern. Nehmen die Kunden das neue Angebot positiv an, dann könnte dieses oder ein ähnliches Modell durchaus auch bei anderen Supermärkten zum Einsatz kommen.
Aktuell bieten die meisten Händler noch einen Papier-Prospekt an. Zwar hat beispielsweise der Baumarkt Obi bereits 2022 die Papier-Prospekte abgeschafft und setzt seitdem auf digitale Verbreitungswege. Bei vielen Supermarkt-Ketten geht es aber noch traditionell zu. Edeka setzt beispielsweise zwar ebenfalls verstärkt auf digitale Verbreitungswege, das Papier-Prospekt abschaffen wolle man aber nicht. „Wir wissen, dass viele unserer Kunden nicht auf den gedruckten Handzettel verzichten möchten, und auch diese Menschen wollen wir erreichen“, so ein Sprecher des Supermarktes. Edeka erlaubt seinen Kunden bereits seit einer Weile, die Angebote sowohl online als auch per App einzusehen. Ähnliches beziehungsweise gleiches gilt auch für Kaufland sowie die Discounter Netto, Lidl und Penny, wobei die individuelle Ausgestaltung immer etwas anders aussieht. Aldi hat im Dezember 2022 zwar sein digitales Angebot ausgebaut und versendet dieses nun auf Wunsch ebenfalls per WhatsApp. Trotz allem wolle man aber an den gedruckten Handzetteln festhalten. Alle Ketten argumentieren hierbei mit der expliziten Nachfrage der Kunden nach dem Papier-Prospekt.
TECHBOOK meint
„Ich persönlich finde es gut, dass Rewe auf die Papier-Prospekte verzichtet und künftig auf digitale Verbreitungswege setzt. Der riesige Prospektstapel, der wöchentlich in meinen Papierkasten gelandet ist, hat mich so genervt, dass ich mittlerweile einen Aufkleber mit „Bitte keine Werbung“ angebracht habe. So möchte ich vermeiden, regelmäßig zahlreiche Prospekte ungelesen in den Papiermüll werfen zu müssen. Wenn ich mich über Angebote informieren möchte, nutze ich entsprechende Apps oder schaue ins Internet. Ich kann allerdings verstehen, dass einige Menschen an den klassischen Prospekten hängen. Nicht jeder ist so digital unterwegs wie ich und möchte auf das gewohnte Durchblättern der kleinen Kataloge nicht verzichten. Langfristig, so denke ich aber, hat die analoge Art der Verbreitung keine Chance. Irgendwann werden sich die Supermärkte die Kosten und den Aufwand sparen, um weiterhin profitabel bleiben zu können.“– Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin