24. Oktober 2022, 13:25 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Während iOS 16 bereits seit einem Monat verfügbar ist, mussten sich iPad-Nutzer lange gedulden. Doch nun steht das große Funktionsupdate zum Download bereit.
Mit iPadOS 16 hat Apple das Tablet-Betriebssystem weiter von iOS abgekapselt. Das Update bringt zwar viele Neuerungen, die auch in iOS 16 und 16.1 zu finden sind. Viele weitere sind aber speziell für das iPad entwickelt.
Übersicht
Die wichtigsten Neuerungen in iPadOS 16
Stage Manager für Multitasking wie auf dem Mac
Ein iPad Pro liefert zwar so viel Leistung wie ein MacBook Air – es wurde aber bislang durch iPadOS in seinen Fähigkeiten zurückgehalten. Der Stage Manager soll das ändern. Zuerst wollte Apple die neue Multitasking-Funktion nur für das neue iPad Pro bereitstellen. Nach Nutzerbeschwerden in der Beta-Phase hat sich das Unternehmen jedoch umentschieden. Das Feature ist nun für alle iPad Pro ab dem Modelljahr 2018 verfügbar.
Mit Stage Manager können Nutzer bis zu vier Apps oder Fenster neben- oder übereinander auf dem iPad Pro anordnen. Die Größe und Position können sie dabei selbst bestimmen. Damit ist Multitasking ähnlich wie auf dem Mac möglich. Es lassen sich sogar viel genutzte App-Paare anlegen, um sie schnell abrufen zu können.
Anzeigezoom
Um Stage Manager in iPadOS 16 effektiver nutzen zu können, bekommt das iPad zudem einen Anzeigezoom. Dieser macht Gebrauch von der hohen Displayauflösung, um „mehr Fläche“ zu bieten – also die Bildschirmelemente kleiner anzuzeigen. So passen beim Multitasking mehr Apps nebeneinander auf die Anzeige.
Unterstützung für externe Bildschirme
iPad Pro mit M1 oder M2 sollen im Laufe von 2022 noch volle Unterstützung für externe Bildschirme bis 6K-Auflösung bekommen. Das bedeutet, dass die iPad-Anzeige nicht gespiegelt wird, sondern ein erweiterter Arbeitsbereich erscheint. Somit können iPad-Pro-Nutzer mit M1 oder M2 noch mehr Apps gleichzeitig anzeigen.
Referenz-Modus für iPad Pro 12.9
Ab dem Modelljahr 2021 hat das iPad Pro 12.9 als Alleinstellungsmerkmal ein „Liquid Retina XDR“-Display bekommen. Dabei handelt es sich um ein Mini-LED-Panel, das einzelne Bereiche des Displays abschalten kann, um tiefere Schwarztöne darzustellen. Nun macht Apple Gebrauch von dem Feature und integriert einen Farbreferenz-Modus in das 12,9-Zoll iPad Pro. Dieser erlaubt die Farbkalibrierung in professionellen Foto- und Videobearbeitungs-Apps. Das funktioniert auch, wenn man das iPad als zweites Display neben einem Mac benutzt.
Geteilte iCloud-Fotomediathek
Mit der „iCloud Fotomediathek“ können sechs Familienmitglieder Fotos und Videos in einer separaten Mediathek teilen, bearbeiten und löschen. Nutzer können einfach zwischen geteilter Mediathek und persönlicher Mediathek wechseln oder beide vermischen.
Die Verschicken-Funktion in der Kamera-App ermöglicht das direkte Hinzufügen von Aufnahmen zur geteilten iCloud-Fotomediathek. Auch wenn Familienmitglieder gerade in der Nähe sind, schlägt das iPhone automatisch das Teilen vor.
Mehr professionelle Apps sollen kommen
Apple hat angekündigt, dass eine Reihe neuer, professioneller Apps für das iPad kommen. Darunter etwa DaVinci Resolve für Videobearbeitung und Farbkorrektur und Octane X für Kino-3D-Rendering. Auch Affinity Publisher für Seitenlayouts soll bald verfügbar sein.
„Fokus“ für bessere Trennung von Privatem und Beruflichem
Neu in iPadOS 16 sind Fokusfilter. Bislang war es nur möglich, bestimmte Apps zu sperren. Jetzt gibt es die Möglichkeit, innerhalb der Apps selbst Grenzen zu setzen. Beispielsweise lässt sich damit der Zugang in Safari auf ausgewählte Tab-Gruppen festlegen. Das ist auch für das Trennen von Arbeit und persönlicher Zeit interessant. So können Nutzer mit ihrem persönlichen Fokus etwa Mail-Konto und Kalender für die Arbeit in der Mail-App und dem Kalender unzugänglich machen.
Wetter-App
Erstmals in der iPad-Geschichte stellt Apple eine eigene Wetter-App für das Tablet bereit. Wie auf dem iPhone kommt die App mit Unwetterwarnung als Benachrichtigung und antippbaren Felder, die mehr Informationen über Temperatur und Niederschlag über die nächsten 10 Tage zeigen.
Nachrichten-App iMessage und FaceTime
Die Nachrichten-App bekommt mit iPadOS 16 eine ganze Reihe von praktischen Neuerungen. Nicht nur gibt es endlich eine Bearbeitungsfunktion für verschickte Nachrichten bis zu 15 Minuten nach Absenden. Auch ist es möglich, bis zu zwei Minuten nach Absenden eine Nachricht rückgängig zu machen. Zudem lassen sich Nachrichten als ungelesen markieren und bis zu 30 Tage nach Löschung wiederherstellen.
Beim Einladen zur Zusammenarbeit in einer Unterhaltung bekommen nun alle Teilnehmer automatisch Zugriff. Das funktioniert unter anderem mit Dateien, Keynote, Numbers, Pages, Notizen und Safari. Außerdem ist SharePlay nun in Nachrichten integriert, sodass Teilnehmer in einer Unterhaltung direkt Filme oder Musik zusammen abspielen können.
FaceTime-Anrufe lassen sich nahtlos von iPhone zu iPhone oder Mac und umgekehrt übertragen. Dabei wechseln sogar per Bluetooth verbundene Kopfhörer automatisch zu dem anderen Gerät. Für Englisch bekommt FaceTime zudem Live Captions, als Untertitel in Echtzeit. Damit können Menschen mit Hörbehinderung FaceTime-Anrufe mitverfolgen.
Passkeys für mehr Sicherheit
Apple hat Passkeys bereits auf der WWDC 2022 angekündigt. Diese Schlüssel sollen Passwörter ersetzen und so die Anmeldung sicherer und einfacher machen. Da Passkeys immer auf den eigenen Geräten bleiben und nur für die jeweilige Webseite gelten, werden Phishing-Versuche wirkungslos.
Auch können die Schlüssel somit nicht ins Internet leaken und damit andere Accounts gefährden. Das Anmelden per Passkey funktioniert auch auf Geräten, die nicht von Apple stammen. Dazu reicht es aus, einen QR-Code zu scannen und mit Touch ID oder Face ID zu authentifizieren.
Weitere Neuerungen in iPadOS 16
Virtueller Arbeitsspeicher
Schon vorher konnte das iPad Pro in den Varianten mit mehr Speicher einen Teil davon in Arbeitsspeicher umwandeln. Nun können Apps auf bis zu 16 Gigabyte virtuellen Arbeitsspeicher zugreifen. Außerdem erweitert Apple die Funktion auf mehr Modelle. Auch das iPad Air ab der 5. Generation mit mindestens 256 GB Speicher unterstützt sie. Zudem gibt es keine Mindestspeicheranforderung mehr für das iPad Pro 12.9 ab der 5. Generation und das iPad Pro 11 ab der 3. Generation.
Dateien-Apps der Desktop-Klasse
Die Dateien-App bekommt zahlreiche neue Funktionen, die sie näher an den Funktionsumfang eines Desktop-Programms bringen. Darunter sind mehr Navigations-Schaltflächen, um Ordner zu finden und einfacherer Zugriff auf Optionen wie Duplizieren, Umbenennen und die Dateiendung zu ändern.
Ähnlich wie die Nachrichten-App iMessage erhält auch die Mail-App die Möglichkeit, E-Mails innerhalb von zehn Sekunden nach Absenden rückgängig zu machen. Außerdem lassen sich E-Mails vorplanen.
Siri
Beim Verfassen von Nachrichten mit Siri ist nun keine Bestätigung mehr erforderlich. Außerdem lassen sich nun Emojis direkt per Siri diktieren.
Live Text in Videos
Die praktische Live-Text-Funktion ist auch in Videos nutzbar. In einem pausierten Video lässt sich Text kopieren und woanders einfügen – etwa zum Nachschlagen oder Übersetzen. Die Texterkennung ist zudem in drei weiteren Sprachen verfügbar: Japanisch, Koreanisch und Ukrainisch.
Freeform als Pinnwand
Mit Freeform bekommt iPadOS 16 eine gänzlich neue App. Diese bietet eine Leinwand für neue Projekte, Ideensammlungen und Brainstorming. Mehrere Personen können in Echzeit auf der Leinwand zusammenarbeiten und beispielsweise zeichnen oder Text, Bilder, Audio, Video, Dokumente und Internet-Links frei einfügen und verschieben.
Freeform steht zum Start von iPadOS 16 noch nicht zur Verfügung, soll aber im Laufe von 2022 erscheinen.
Apple Karten werden umfangreicher
In der Karten-App lassen sich nun mehrere Stopps zu einer Route hinzufügen. Nutzer können die Route auf dem Mac planen und dann auf dem iPad abrufen.
Auch für öffentliche Verkehrsmittel erhält Karten ein Update. Die Tarifansicht zeigt, wie viel eine Fahrt kosten wird. Außerdem lassen sich Fahrkarten direkt zur Apple Wallet hinzufügen und Guthaben aufladen, ohne die App zu schließen.
Sollte man iPadOS 16 gleich installieren?
iPadOS 16 bringt eine Menge neuer Funktionen mit sich, die es zu einem der lohnenswerten Updates in jüngerer Vergangenheit machen. Vor allem die professionellen Features für das iPad Pro machen es damit umso mehr zu einer echten Laptop-Alternative.
In unserem Beta-Test konnte TECHBOOK keine größeren Probleme feststellen. Hin und wieder kam es zu kleinen Aussetzern und App-Abstürzen, die Apple mit der finalen Version aber hoffentlich beseitigt hat. Vereinzelt berichten Nutzer auf Social Media zwar über schnelle Akku-Entladung. Das Problem scheint aber nicht die gleichen Ausmaße zu haben, von denen iPhones mit iOS 16 geplagt sind. TECHBOOK konnte auf dem iPad Pro (2. Generation) keine Verschlechterung der Akkulaufzeit feststellen.
Welche iPads bekommen iPadOS 16?
Wie auch schon bei iOS 16 stellt Apple auch mit iPadOS 16 den Support für mehrere iPad-Modelle ein. Sowohl das iPad mini 4 und das iPad Air 2 bekommen das Update nicht mehr. Unterstütze Modelle sind demnach:
- iPad Pro (alle Generationen)
- iPad Air ab 3. Generation
- iPad mini ab 5. Generation
- iPad ab 5. Generation
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Quellen
- Apple: New features available with iPadOS 16 (abgerufen am 24.10.2022)
- Apple: iPadOS 16 (abgerufen am 24.10.2022)
- Macrumors: iPadOS 16 (abgerufen am 24.10.2022)