11. Mai 2023, 14:01 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Foldable-Marktführer Samsung bekommt Konkurrenz von einem ernst zu nehmenden Herausforderer: Google. Neben einer Reihe anderer Ankündigungen hat der Konzern sein erstes Pixel-Smartphone zum Falten gezeigt.
Mit dem Pixel Fold ist Google der jüngste Mitspieler auf dem Markt für faltbare Smartphones. Das Unternehmen war schon seit geraumer Zeit mit der Entwicklung eines eigenen Falt-Smartphones beschäftigt, bereits 2019 war ein Prototyp in Entwicklung. Nach einer Reihe von Leaks, in denen wir schon praktisch alles über das neue Gerät erfahren haben, hat Google es nun offiziell auf seiner Entwicklerkonferenz I/O am 10. Mai 2023 vorgestellt.
Übersicht
Außen kompakt, innen ein vollwertiges Tablet
Das Außendisplay macht das Google Pixel Fold mit 5,8 Zoll Diagonale vergleichsweise kompakt. Selbst das neue Pixel 7a ist mit 6,1 Zoll deutlich größer. Trotzdem soll eine Triple-Kamera in dem Gerät zu finden sein, die sich an den Sensoren im Pixel 7 Pro orientiert. Mit je einer Selfie-Kamera auf der Innen- und Außenseite kommt man somit auf ganze fünf Kameras.
Aufgeklappt wird das Google Pixel Fold mit 7,6 Zoll Diagonale zum Tablet. Wir fragen uns jedoch, ob nicht sogar noch etwas mehr Bildschirmfläche möglich gewesen wäre, da die Ränder im Vergleich zu anderen modernen Falt-Smartphones eher breit wirken. Womöglich verbirgt sich dahinter aber der Versuch Googles, das Gerät so widerstandsfähig – und damit massentauglich – wie möglich zu machen. Immerhin verspricht das Unternehmen selbst „das langlebigste Scharnier für faltbare Smartphones“. So erinnert der Rahmen ein wenig an das Galaxy Fold der ersten Generation. Immerhin ist die Kamera darin bereits integriert und nimmt so keinen Platz auf dem Bildschirm ein.
Google ist es gelungen, das Scharnier so zu entwerfen, dass beim Zusammenfalten keine Lücke zwischen den Gehäusehälften entsteht. Das ist ein gängiges Problem, das Samsung mit seinem Fold 4 und Flip 4 weiterhin hat. Erst kürzlich haben Hersteller wie Oppo mit dem Find N und Honor mit dem Magic Vs eine Lösung gefunden, dem Display trotz flacher Bauweise genug Platz zu geben.
Auffällig ist die angepasste Android-Oberfläche für Pixel-Smartphones. So steht im Dock am unteren Bildschirmrand im Tablet-Modus mehr Platz für zusätzliche Apps zur Verfügung. Außerdem wandert die Google-Suchleiste über das Dock – während sie auf Pixel-Smartphones normalerweise darunter zu finden ist.
Auch interessant: YouTuber bauen erstes iPhone mit faltbarem Display
Technische Spezifikationen
Das Datenblatt des Google Pixel Fold ist nichts neues – denn vorab ist es bereits durch Leaks in seiner Gesamtheit an die Öffentlichkeit gelangt. Daher gibt es keine Überraschungen bei der Ausstattung.
- Bildschirme:
- Außen: 5,8 Zoll OLED, Verhältnis 17,4:9, 1080 x 2092, 408 PPI, 120 Hz Bildwiederholrate
- Innen: 7,6 Zoll OLED, Verhältnis 6:5, 1840 x 2208, 380 PPI, 120 Hz Bildwiederholrate
- Chip: Tensor G2, Titan M2 Co-Prozessor
- RAM/Speicher: 12 GB, 256/512 GB (UFS 3.1)
- Kameras:
- Hauptkamera: 48 MP, ƒ/1.7, 0,8 μm
- Ultraweit: 10,8 MP, ƒ/2.2, 1,25 μm
- Telefoto: 10,8 MP Dual Pixel, ƒ/3.05, 1,22 μm, 5x optischer Zoom
- Außen: 9,5 MP, ƒ/2.2, 1,22 μm
- Innen: 8 MP, ƒ/2.0, 1,12 μm
- Batterie: 4821 mAh, Aufladen mit 30 Watt
- Abmessungen:
- 139,7 mm x 79,5 mm x 12,1 mm (geschlossen)
- 139,7 mm x 158,7 mm x 5,8 mm (geöffnet)
- 283 Gramm
- Sonstiges: IPX8, USB-C 3.2 Gen 2
- Farben: Obsidian, Porcelain
Auffällig ist, dass das Smartphone mit 284 Gramm recht schwer ist. Zum Vergleich: das iPhone 14 Pro Max, Apples größtes Modell, wiegt 240 Gramm. Auch das Galaxy Z Fold 4 wiegt „nur“ 263 Gramm. Immerhin soll das Pixel Fold laut Google jedoch 24 Stunden lang durchhalten – oder sogar 72 Stunden im extremen Stromsparmodus. Das liegt jedoch wohl kaum an einem effizienteren Chip, denn das Falt-Smartphone soll Googles Tensor G2 bekommen. Dieser ist bereits im Pixel 7 und Pixel 7 Pro, sowie im kürzlich vorgestellten Pixel 7a zu finden.
Gelingt Google mit dem Pixel Fold der Durchbruch für Falt-Geräte?
Mit knapp 14 Millionen verkauften Geräten ist der Absatz von Falt-Smartphones im vergangenen Jahr deutlich hinter den erwarteten 50 Millionen Einheiten zurückgeblieben. Gründe dafür sind unter anderem die restriktiven Preise und die hohe Reparaturanfälligkeit der faltbaren Displays. Diese beiden Probleme wird auch das Google Pixel Fold nicht lösen können, da es sogar eher teurer als die Konkurrenz ist und keine neuen Akzente bei der Bildschirmtechnologie setzt.
Wo Google jedoch Akzente setzen kann, ist bei der Software. Denn Google ist – anders als Apple – in erster Linie ein Software-Unternehmen. Erst mit dem Pixel 3 von 2018 ist der Konzern ernsthaft in das Hardwaregeschäft eingestiegen. Zuvor waren stets andere Hersteller wie etwa HTC und LG mit der Fertigung beauftragt.
Doch bislang hat sich Google nur wenig dafür interessiert, sein Android-Betriebssystem optimal auf faltbare Smartphones abzustimmen. Apps für großformatige Foldables basieren oft auf der Tablet-Version der jeweiligen App. Diese sind jedoch manchmal nicht auf dem gleichen Entwicklungsstand wie ihre Smartphone-Gegenstücke. So fehlt der YouTube-App auf größeren Falt-Smartphones bis heute die Möglichkeit, Shorts zu posten. Andere Apps hingegen sind seit Jahren nicht für breitere Bildschirme angepasst – sei es in Falt-Geräten oder Tablets. Das prominenteste Beispiels ist Instagram. Die App lässt sich entweder stark herangezoomt oder mit fetten Balken auf beiden Seiten des Feeds öffnen.
Und selbst wenn Google wichtige Features für faltbare Geräte in Android integriert, machen Entwickler nur schleppend Gebrauch davon. Ein Beispiel ist App Continuity, das ein nahtloses Weiternutzen einer App beim Wechseln zwischen Innen- und Außenbildschirm ermöglicht. Zahllose Apps unterstützen diese Funktion bis heute nicht. Mit dem Ergebnis, dass eine App beim Sprung auf das große Innendisplay erstmal in einem größeren Format neu startet. Das ist kein Wunder, denn es ist vor allem für kleinere Entwickler extrem schwierig ihre Apps für alle möglichen Größen und Formate zu gestalten.
Nun gibt es jedoch Hoffnung, dass das Google Pixel Fold die Entwicklung für Foldables auf der Software-Seite anstößt. Das Unternehmen gab zum Launch auf der I/O an, dass es bereits 50 seiner Apps für das Pixel Fold optimiert habe. Diese Apps unterstützen Kontinuität zwischen den beiden Bildschirmen. Durch weitere Anstrengungen, Android und viele Apps besser auf faltbare Smartphones abzustimmen, könnte Google auch andere Entwickler dazu bringen, ihre Apps anzupassen. Denn mittlerweile ist die Hardware in Foldables recht ausgereift – nur die Software muss noch nachziehen.
Tablet und Smartphones Google stellt neue Geräte auf I/O-Event 2023 vor
Foldable Überraschende Details zu Apples faltbarem iPad aufgetaucht
Im Test Wie alltagstauglich sind die neuesten Falt-Smartphones?
Verfügbarkeit und Preis
Die Leaks lagen nicht nur richtig, was das Design und die Ausstattung angeht. Auch den Preis für das Google Pixel Fold haben sie korrekt vorausgesagt. Das Falt-Smartphone geht für 1899 Euro in der Ausführung mit 256 Gigabyte Speicher an den Start. Für die 512-GB-Variante verlangt Google 2019 Euro. Der Einstiegspreis von 1899 Euro ist der gleiche, mit dem das Galaxy Z Fold 4 im August 2022 gestartet ist. Allerdings hat Samsung den Preis recht deutlich auf 1599 Euro gesenkt.
Googles Pixel Fold wird es deshalb sowohl aus technischer Sicht als auch aufgrund der höheren Kosten schwer haben, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Das Google Pixel Fold ist ab sofort vorbestellbar. Die Auslieferung soll noch Ende Juni beginnen.