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Erst Hype, jetzt Luftnummer?

Was ist eigentlich aus Clubhouse geworden?

Social-Media-App Clubhouse
Von Clubhouse, eine der am meisten gehypten Apps 2021, redet heute kaum noch jemand. Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

9. Februar 2023, 16:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Sie gehört zu jenen Apps, die man einfach auf dem Smartphone haben musste, damals Anfang des Jahres 2021. Die Rede ist von Clubhouse. Doch wie steht es heute um die App?

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Plötzlich schien die halbe Welt im Gespräch miteinander zu sein. Denn Clubhouse hat einen Trend losgetreten: Sprachbasierte Chaträume. Hier sprechen Menschen wirklich miteinander und tippseln nicht nur Nachrichten hin und her. Viele Promis haben mitgemacht, selbstverständlich Elon Musk, Joko Winterscheidt oder Mark Zuckerberg. Und nun? Lange nichts gehört von Clubhouse. Geht die App als Scheinriese in die Geschichte des Internets ein?

Clubhouse bietet Unterhaltung – aber nur auf Einladung

Zunächst einmal haben die Umstände zu Beginn des Jahres 2021 sicherlich eine bedeutende Rolle für den raschen Aufstieg von Clubhouse gespielt. Die Menschen sehnen sich damals aufgrund des coronabedingten Lockdowns nach Nähe. Stimmen und per App geführte Gespräche helfen daher, die Einsamkeit in den eigenen vier Wänden für einen kurzen Moment zu vergessen. Clubhouse betritt daher genau zum richtigen Zeitpunkt die Bühne.

Außerdem entsteht zunächst der Eindruck, es handele sich bei der App um einen exklusiven Club. Denn um an den Gesprächen teilnehmen zu können, benötigen User eine Einladung. Das erweckt zumindest den Anschein der Exklusivität. Der wahre Grund, warum Clubhouse zunächst nur eingeladene Besucherinnen und Besucher in die Audio-Chats lässt, hat allerdings eine ganz andere Ursache. Tatsächlich reichen die Serverkapazitäten zu Beginn nicht aus, um den erwarteten User-Ansturm zu bewältigen.

Hype trotz holprigem Start

Der gesamte Clubhouse-Markteintritt wirkt in der Rückschau äußerst unprofessionell. Denn zunächst gibt es nur eine App fürs iPhone. Die Android-App erscheint erst sehr viel später. Da haben die meisten Clubhouse-User der App schon längst wieder den Rücken gekehrt. Wie konnte Clubhouse dennoch so einen Hype auslösen?

Die Idee, mit anderen zu bestimmten Themen in Chaträumen in Wort und Ton zu sprechen, hat durchaus Potenzial. Hier hat Clubhouse über den anfänglichen Hype hinaus eine Marke gesetzt. Denn andere Social-Media-Kanäle, wie Twitter oder Facebook, haben sehr rasch das Clubhouse-Prinzip auf ihren Plattformen imitiert. Der Wunsch ist bei den Internet-Usern durchaus groß, sich im direkten Dialog miteinander auszutauschen.

Inzwischen konkurriert allerdings die reale Welt wieder deutlich stärker mit den virtuellen Verlockungen um das knappe Gut Zeit. Weil die Zeit der pandemiebedingten Isolation nun weggefallen ist, genießen es viele Menschen wieder, mit anderen etwas zu unternehmen. Der reale Chat ist dann eben doch verlockender.

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Audio-Chats haben Zukunft

Dennoch ist das Thema Audio-Chat noch längst nicht vom Tisch. Viele Fachleute sehen in bestimmten Bereichen enorme Möglichkeiten. Die App „Locker Room“ ist kürzlich von Spotify gekauft worden. Bei dieser App unterhalten sich die User nur über Sportthemen. Spotify nutzt die Strukturen von „Locker Room“ für die eigene App „Greenroom“. Inzwischen heißen die Audio-Chaträume ganz einfach Spotify Live.

Hier können Spotify-User eigene, thematische Räume erstellen oder bereits bestehenden Räumen beitreten, um mit anderen Gästen über musikalische Themen zu fachsimpeln. In solchen monothematischen Audio-Chaträumen sehen viele Social-Media-Fachleute die Zukunft des Formats.

Auch LinkedIn ist auf den Clubhouse-Zug aufgesprungen und bietet Live-Räume an, wo sich User in Wort und Bild und in Echtzeit austauschen können. Es gibt daher durchaus einen Markt für sprachbasierte Chaträume. Clubhouse hat dafür den Weg geebnet.

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Clubhouse hat nachgebessert

Tot ist Clubhouse daher sicher noch nicht. Die Macher der App haben die Zeit genutzt, um einige Schwachstellen zu beseitigen. Das Programm gibt es jetzt für iOS und Android. Die Serverkapazitäten sind erheblich ausgeweitet worden. Inzwischen kann jeder, der möchte, an Clubhouse-Diskussionen teilnehmen. Die Einladungen sind weggefallen.

Auch in Sachen Datenschutz hat Clubhouse die App zuverlässiger gemacht. Gehackte Nutzerdaten sollen künftig nicht mehr öffentlich in irgendwelchen Foren im Netz auftauchen. Zudem werden die Audios in den Räumen mitgeschnitten und zumindest temporär gespeichert. Falls sich User antisemitisch oder rassistisch äußern oder anderweitig durch sprachliche Ausfälle auffallen, könne dagegen etwas unternommen werden, verkünden die Clubhouse-Macher.

Wohin die Reise von Clubhouse künftig geht, ist erst einmal noch unklar. Möglicherweise beruht der rapide Absturz der App auf völlig überzogenen Erwartungen seitens der Fachwelt. Das wäre nicht das erste Mal in der digitalen Welt – Stichwort: Dotcom-Blase. Damals Ende der 1990er Jahre galt jedes Unternehmen, welches irgendwas mit Internet zu tun hatte, als das nächste große Ding. Die Firmen konnten sich vor Investoren kaum retten. Es bildete sich eine Spekulationsblase, die im März 2000 unter lautem Getöse zerplatzte.

Nachdem Clubhouse aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden ist, haben die Entwickler wichtige Dinge auf den Weg gebracht. Ob das ausreicht, um im zweiten Anlauf aus einem Scheinriesen einen echten Riesen zu machen, bleibt abzuwarten. Der Wunsch der User nach echter Kommunikation in der virtuellen Welt scheint auf jeden Fall noch nicht gestillt zu sein, wie die Beispiele Spotify und LinkedIn zeigen.

Themen Social Media
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