15. Dezember 2022, 12:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Apple reguliert über den App Store, welche Apps Nutzer auf dem iPhone installieren können. Neue EU-Vorschriften sollen das ändern, genauso wie ein neues Gesetz in den USA.
Die Entwickler der beiden größten mobilen Betriebssysteme, Apple und Google, sehen sich mit wachsendem politischem Druck konfrontiert. Die Unternehmen haben mit dem Apple App Store und dem Google Play Store die Kontrolle darüber, welche Apps Smartphone-Nutzer auf den Endgeräten installieren können.
Politik will Apple das App-Store-Monopol entreißen
Sowohl Apple als auch Google verlangen von App-Entwicklern eine Gebühr für die Nutzung des App Stores als Verkaufsplattform. In der Vergangenheit lag die Gebühr bei 30 Prozent der Einnahmen. Doch angesichts des politischen Drucks und mehrerer Gerichtsverfahren (unter anderem gegen Spieleentwickler Epic Games) hat sich das mittlerweile geändert. Nun müssen Entwickler mit geringeren Einnahmen etwa nur noch 15 Prozent an Apple und Google abgeben.
Die EU-Kommission geht mit neuen Vorschriften sogar noch weiter. Das Gesetz über digitale Märkte (DMA), das ab Mitte 2024 in Kraft treten soll, sieht auch vor, alternative Zahlungsmethoden in den großen App Stores verpflichtend zu machen. Das würde unter anderem bedeuten, dass Apple und Google die absolute Kontrolle über installierte Apps verlieren. Sogenanntes „Sideloading“ soll es Nutzern dabei ermöglichen, auch Apps aus anderen Quellen installieren zu können. Diese Quellen können dann nicht nur weitere alternative App Stores sein, sondern etwa auch eine Online-Datenbank für Apps. Laut Brancheninsider Mark Gurman arbeitet Apple bereits an einer entsprechenden Lösung, um es Nutzern zu ermöglichen, alternative App Stores auf ihren iPhones und iPads zu installieren. Das könne dann vielleicht schon ab iOS 17 möglich sein.
Außerdem soll es Entwicklern möglich sein, ihre Apps über alternative Systeme zur Zahlungsabwicklung zu verkaufen. Somit wären sie nicht mehr von der Zahlungsgebühr betroffen, die Apple und Google dafür verlangen, dass eine App in ihren App-Stores zum Verkauf steht. Ein verpflichtendes Zahlungssystem mit hohen Gebühren erschwert Innovationen von unbekannten Apps und unabhängigen Entwicklern. Das neue EU-Gesetz könnte somit den App-Dienstleistungsmarkt für unabhängige Entwickler beleben.
Vor allem Apple wäre von einem solchen Gesetz betroffen, da es bislang keine anderen Quellen als den eigenen App Store für sein Betriebssystem iOS zulässt. Google hingegen erlaubt schon seit Einführung des Play Stores (früher Marektplace) die Installation von Apps aus anderen Stores oder dem Internet – auf eigene Gefahr. Beide müssten zudem Umsatzeinbußen befürchten, wenn Entwickler ihre Apps über andere Zahlungsverfahren als das des eigenen App Stores verwenden können.
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Der Druck steigt – auch in den USA wird Gesetzesentwurf geprüft
Die großen Tech-Konzerne müssen sich auf weltweite Regulierungen einstellen. Auch in den USA soll ein Gesetzesentwurf eine monopolartige Stellung verhindern. Die Unterstützer des Gesetzentwurfes argumentieren, dass Apple und Google durch die konkurrenzlose Vormachtstellung ihrer App Stores und hohen Gebühren die Preise für Verbraucher in die Höhe treiben. Die republikanische US-Senatorin Marsha Blackburn sagte dazu, dass es für „Big Tech“ (große Technologie-Unternehmen) „Leitplanken geben müsse“.
Doch der Open App Market Act (Gesetz für einen offenen App-Markt) soll die Unternehmen dazu zwingen, sogar einen Schritt weiter zu gehen. Der Gesetzentwurf sieht vor, faire Preise und Vertriebsbedingungen in hauseigenen App Stores für unabhängige Entwickler zu sichern. Strafmaßnahmen gegen Entwickler zu ergreifen, die das interne Zahlungssystem von Google oder Apple nicht benutzen wollen, sind nicht erlaubt. Das Gesetz wurde von US-Senatoren Richard Blumenthal und Amy Klobuchar (Demokraten), sowie US-Senatorin Marsha Blackburn (Republikaner) vorgelegt. Am Donnerstag hat der Justizausschuss des US-Senats dem Entwurf zugestimmt.
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Apple warnt davor, den App Store auszuhebeln
In einem offenen Brief an den Senat warnt Apple jedoch vor den Auswirkungen, die die Umsetzung des Entwurfs in geltendes Rechte haben könnte. „Sideloading“ von Apps aus anderen Quellen als dem Apple App Store würde alle Sicherheitsvorkehrungen aushebeln, mit denen das Unternehmen sonst die Nutzer schützt.
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In dem Brief schreibt Tim Powderly, Apples Leiter für Regierungsangelegenheiten: „Sideloading würde es bösartigen Akteuren erlauben, Apples Schutzmechanismen für Privatsphäre und Sicherheit zu umgehen, indem sie Apps ohne kritische Kontrolle der Privatsphäre und Sicherheit vertreiben. Die Vorschriften würden die Verbreitung von Malware, Betrug und Daten-Diebstahl erlauben.“
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Quellen
- Reuters: Apple urges lawmakers say no to app store bill, aufgerufen am 15.12.22.
- Bloomberg: Apple Urges Senate to Reject a Bill That Allows Outside App Stores, aufgerufen am 15.12.22.
- Bloomberg: Apple’s App Store Likely to Survive U.S. Bills Aimed At Upending It, aufgerufen am 15.12.22.
- CNBC: Senate committee advances bill targeting Google and Apple’s app store profitability, aufgerufen am 15.12.22.