29. Januar 2017, 8:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ob Einkaufsliste, ein Buchtitel oder das lustige Wort, das das Kind gerade gesagt hat: Viele Menschen notieren sich in ihrem Alltag Dinge. Smartphones ersetzen hier zunehmend Stift und Papier. Als Notizbuch haben sie viele Vorteile – mit einer Ausnahme.
Unterwegs einen Gedanken festhalten? Eine Skizze zeichnen? Eine Aufgabenliste schreiben? Früher wurde dafür ein Notizbuch hervorgekramt. Heute zücken viele ihr Smartphone. Kein Wunder: Die meisten haben es immer griffbereit.
Zudem überzeugen digitale Notizbücher mit Funktionen, die dem Papier überlegen sind. Bis auf eine Sache: Im Gegensatz zum Papier, hinterlässt man mit dem Smartphone reichlich digitale Spuren.
„Fast jedes Smartphone lässt sich für das Erfassen von Notizen verwenden“, sagt Inge Schwabe, Autorin bei der Zeitschrift „Connect“. Die meisten aktuellen Geräte haben entsprechende Anwendungen bereits an Bord. Wem die nicht reichen, der wird in den App-Stores fündig.
Zu den bekanntesten Notiz-Apps zählen Evernote und Microsofts OneNote. Daneben gibt es Anwendungen wie Simplenote, Google Notizen und Wunderlist. Die meisten Apps sind kostenlos. Teils gibt es gegen etwas Geld mehr Funktionen, einige Anwendungen, etwa Buno, setzen gezielt auf minimalistisches Design.
„Notiz-Apps gehen über den klassischen Notizzettel hinaus und erleichtern vor allem die Organisation“, sagt Jan Kluczniok, Smartphone-Experte beim Online-Magazin „Netzwelt.de“. Die unsortierte Zettelwirtschaft wird schnell chaotisch. „Die Apps dagegen ermöglichen, Notizen zum Beispiel mit Schlagwörtern zu versehen.“ So lassen sie sich sortieren und durchsuchen.
Und mit dem Smartphone geht noch mehr: Zu den Notizen lassen sich Sprachaufnahmen, ein Video oder ein Foto hinterlegen. Wer einen passenden Link im Netz findet, kann ihn mit abspeichern. „Der Notizblock wird multimedial“, sagt Kluczniok. Einige Apps erinnern auch an dringende Erledigungen.
Laut Inge Schwabe bietet nicht jede Anwendung den Zeichenmodus. In diesem kann man Skizzen zeichnen und handschriftlich schreiben. Die Handschrift wird meist in ihrer Originalform gespeichert: „Ich schreibe wie auf einem Zettel und kriege das auch so wieder.“ Bei einigen Programmen lässt sich die Handschrift auch in Zeichen übersetzen; das klingt nützlich, kann für Menschen mit unleserlicher Handschrift aber problematisch werden: „Das ist mitunter noch fehleranfällig“, sagt Schwabe.
Generell lassen sich Notizen entweder mit dem Finger eingeben oder mit einem speziellen Stift. Solche Stifte sind laut Kluczniok insbesondere beim Zeichnen dem Finger überlegen. Es gibt einfache Stifte mit einer Gummikappe, die oft günstig zu haben sind, sowie Stifte, die das elektrische Feld eines Touchscreens genauso verändern wie der Hautwiderstand. „Diese Stifte haben in der Regel eine dünnere Spitze und bieten dadurch ein angenehmeres Schreibgefühl“, erklärt Schwabe. Sie sind aber auch teurer.
Für Viel-Notierer dürften Smartphones interessant sein, deren Display einen Stift unterstützt, der gleich mitgeliefert wird. „Im Gegensatz zu Tablets sind das aber nur wenige Modelle“, sagt Schwabe. Dazu gehören das LG Stylus 2 und das Galaxy Note; von Letzterem gibt es in Deutschland nach dem Rückruf des Galaxy Note 7 derzeit nur die älteren Modelle Galaxy Note 4 und das Note Edge mit gebogenem Display. „Stift und Display sind perfekt aufeinander abgestimmt und geben die handschriftlichen Eingaben sehr gut wieder“, sagt Schwabe.
Der große Vorteil vieler Apps im Vergleich zum Notizbuch: Einmal notiert, ist alles leicht auf vielen Wegen verfügbar. «Für Evernote und OneNote zum Beispiel gibt es auf nahezu allen Plattformen Pendants», sagt Inge Schwabe. Die Notizen können so automatisch zwischen Smartphone, Tablet und PC synchronisiert werden.
„Etwas, das man auf dem Smartphone notiert hat, lässt sich später am PC weiterbearbeiten. Das ist sehr praktisch“, sagt Timm Lutter vom IT-Verband Bitkom. Nutzer müssen aber bedenken, dass ihre Aufzeichnungen durch die Synchronisation auf Onlinespeichern abgelegt werden. „Ich sollte mir schon Gedanken machen, wo ich was speichere“, rät Jan Kluczniok. Grundsätzlich seien
attraktive Ziele für Hackerangriffe – sensible Daten wie PINs, Kennwörter oder Firmengeheimnisse haben darin nichts verloren. In vielen Apps kann man die Notizen mittels Passwort schützen. Einige Apps synchronisieren mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.