27. Februar 2019, 18:04 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Xiaomi hat das neue Flaggschiff-Smartphone Mi 9 zum Mobile World Congress 2019 mitgebracht. TECHBOOK hat die günstige Alternative zum Galaxy S10 ausprobiert.
Nachdem Xiaomi das neue Mi 9 bereits eine Woche vorher vorgestellt hatte, gab das Unternehmen am Montag bekannt, dass das Smartphone weltweit verfügbar sein wird. Es kommt also wie der Vorgänger Mi 8 auch nach Deutschland.
Premium-Komponenten für wenig Geld
Eigentlich ist die 5G-Version des Xiaomi Mi Mix 3, die ebenfalls auf dem MWC präsentiert wurde, das Flaggschiff-Gerät des chinesischen Unternehmens. Das Mi 9 schlägt jedoch in dieselbe Kerbe, allerdings zu einem deutlich günstigeren Preis. Ein Grund dafür ist der Verzicht auf ein 5G-Modem, das beim Mi Mix 3 5G den Preis in die Höhe treibt. Gerade für rückständige Märkte wie Deutschland, das noch mindestens bis 2020 warten muss, um den neuen 5G-Standard zu bekommen, ist das Mi 9 daher sogar die bessere Alternative.
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Reichlich Leistung und schnelles Laden
Xiaomi setzt beim Mi 9 auf den aktuell schnellsten Chip von Qualcomm, den Snapdragon 855, der auch in anderen High-End-Smartphones wie dem Galaxy S10, dem LG G8 und Sony Xperia 1 verbaut ist. Auch das superteure Falt-Smartphone Galaxy Fold kommt mit dem gleichen Chip. Dem Prozessor zur Seite stehen sechs Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher, das Mi 9 ist dementsprechend flüssig und reaktionsfreudig in der Bedienung. Auch aufwendige 3D-Spiele sind für das Leistungspaket keine Herausforderung.
Beim Bildschirm hat Xiaomi etwas gespart, allerdings merkt man das kaum. Das brillante, 6,4-Zoll-große Super-Amoled-Panel unterstützt HDR10 und nimmt mehr als 85 Prozent der Vorderseite des Smartphones ein. Allerdings löst es „nur“ mit 1080 x 2340 Pixeln auf, was dem Full-HD-Standard entspricht. Andere High-End-Smartphones wie das Galaxy S10 haben eine deutlich höhere 1440p-Auflösung, den Unterschied werden die meisten Nutzer jedoch nicht bemerken. Dafür spricht alleine schon, dass die Auflösung beim Galaxy S10 ab Werk auf Full-HD-reduziert ist und erst in den Einstellungen hochgestellt werden muss.
Auch der Akku ist für ein 2019er Flaggschiff-Smartphone relativ knapp bemessen. Der Stromspeicher kommt auf 3300 Milliamperestunden (mAh) Leistung, also etwas weniger als beim Galaxy S10 mit 3400 mAh und erheblich weniger als beim Galaxy S10+ mit 4100 mAh. Dafür unterstützt das Mi 9 jedoch sehr schnelles Laden mit bis zu 27 Watt Eingangsleistung. Außerdem kann das Smartphone auch kabellos sehr schnell laden. Mit der entsprechenden kabellosen Ladestation kann der Akku mit bis zu 20 Watt geladen werden.
Unter dem Display sitzt ein Fingerabdrucksensor, der zum Entsperren und für die Zahlungen per Google Pay genutzt werden kann. Xiaomi macht keine Angaben darüber, ob es sich um einen optischen Sensor wie im OnePlus 6T oder um einen etwas besseren Ultraschallsensor wie im Galaxy S10 handelt.
Als Speicheroptionen stehen in der normalen Version des Mi 9 64 GB und 128 GB zur Verfügung. Der Speicher ist nicht erweiterbar. Es gibt aber auch das Mi 9 Explorer, das nicht nur einen größeren 512 GB Speicher hat, sondern auch mit doppelt so viel Arbeitsspeicher – sprich: 12 GB – kommt.
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Dreifachkamera mit vielen Funktionen
Das Kamera-Setup setzt sich zusammen aus einer 48-Megapixel-Hauptkamera, einer 16-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera und einer 12-Megapixel-Telefotokamera mit zweifachem optischen Zoom. Die Foto-Experten von DxOMark haben die Kameras bereits ausführlich getestet und die Leistung nur knapp hinter dem Huawei Mate 20 Pro, Huawei P20 Pro und dem Samsung Galaxy S10+ verordnet. Damit hängt das Mi 9 locker das iPhone XS und XR sowie Googles Pixel 3 XL ab. Das Galaxy S10+ hat eine ähnliche Kameraausstattung, allerdings haben die Sensoren andere Auflösungen und Brennweiten.
Die App-Implementierung der Dreifachkamera im Galaxy S10+ hat uns besser gefallen, weil hier alle drei Module von einer Schaltfläche aus angesteuert werden können, während es beim Mi 9 zwei sind. Beim Galaxy kann man einfach per Zwei-Finger-Zoom-Geste nahtlos zwischen den drei Kameras wechseln, während man beim Mi entweder zwischen Hauptkamera und zweifacher Vergrößerung oder zwischen Hauptkamera und Ultraweitwinkel wechseln kann. Ein direkter Wechsel vom Ultraweitwinkel zur zweifachen Vergrößerung ist jedoch nicht möglich. Mit etwas Glück kann Xiaomi dieses Problem aber mit einem simplen Softwareupdate beheben.
Eine besondere Kamerafunktion ist die Möglichkeit von Super-Slow-Motion-Videos in Full-HD-Auflösung. Viele andere Geräte, darunter das Galaxy S10, können Super-Slow-Motion nur in 720p-Auflösung aufnehmen.
Die Frontkamera sitzt in einer kleinen Einbuchtung am oberen Bildschirmrand – auch Teardrop-Notch genannt – und löst mit 20 Megapixel auf.
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Einen Blick ins Innere werfen
Auf dem Mi 9 läuft die aktuelle Android-Version 9 (Pie), über die Xiaomis eigene MIUI-10-Oberfläche gestülpt wurde. MIUI hebt sich optisch deutlich von der „normalen“ Android-Oberfläche ab, die etwa in Googles Pixel-Smartphone und den Android-One-Smartphones zu finden ist. Die Oberfläche erinnert eher an ein Samsung-Smartphone, mit vielen bunten Icons in den Menüs. Ein paar intelligente Funktionen wie der Game Turbo und die Geräteoptimierung Mi Turbo sind ebenfalls in MIUI integriert.
Im Lieferumfang des Xiaomi Mi 9 befinden sich neben dem Smartphone selbst ein Schutz-Case, ein Netzteil mit USB-C-Kabel, ein Adapter von USB-C auf 3,5 mm Klinke und ein SIM-Tool.
Das Display auf der Vorderseite ist mit dem aktuellen Gorilla Glass 6 geschützt, das laut Hersteller Corning noch mehr und noch höhere Stürze als Gorilla Glass 5 überleben soll. Wie beim Galaxy S10 ist die leicht abgerundete Rückseite mit Gorilla Glass 5 bedeckt. Die zwei Glasscheiben schmiegen sich um einen dünnen Rahmen aus 7000er-Aluminium.
Besonders interessant ist das Mi 9 Explorer, da dieses mit einer durchsichtigen Glasrückseite kommt, die den Blick auf die Innereien des Smartphones freigibt. Eine ähnliche Konstruktion bot Xiaomi bislang schon mit dem Mi 8 an, das Design wurde im Mi 9 jedoch weiter verfeinert. Durch das Fenster sieht man Illustrationen der Komponenten, die im Inneren verbaut sind, wie etwa der Qualcomm-Prozessor. Allerdings handelt es sich hier nicht um das echte Motherboard, sondern um eine dünne Schicht mit aufgeklebten Elementen, die jedoch nur eine optische Funktion haben. Die tatsächlichen Komponenten liegen darunter und sind von außen nicht sichtbar.
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Preis und Verfügbarkeit
Die 64-GB-Version des Mi 9 ist bereits für 449 Euro zu haben, das ist weniger als die Hälfte, als Samsung für sein Galaxy S10 verlangt. Bei der 128-GB-Version steigt der Preis auf 499 Euro an. Die Explorer-Variante mit der durchsichtigen Glasrückseite ist mit 599 Euro am teuersten, dafür bekommt man jedoch auch 256 GB Speicher und 12 GB Arbeitsspeicher. Das Xiaomi Mi 9 wird noch im kommenden März auf den Markt kommen
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Datenschutz
Achten Sie bei der Nutzung von vorinstallierten Xiaomi-Apps darauf, sich die Datenschutzbestimmungen genau durchzulesen. Die enge Vernetzung der chinesischen Telekommunikationsunternehmen mit der chinesischen Regierung ließ in der Vergangenheit Vorwürfe der Spionage laut werden. Ihre Daten könnten schlimmstenfalls gesammelt und zu Werbezwecken missbraucht werden. Xiaomi ist dafür bekannt, Werbeanzeigen sogar tief integriert in den Smartphone-Einstellungen und an anderen Orten zu platzieren.
TECHBOOK meint
„Hersteller Xiaomi bleibt seiner Linie treu und bietet ein vor Leistung strotzendes Premium-Smartphone für wenig Geld an. Das gut abgestimmte Paket aus Dreifachkamera, Hochleistungsprozessor und schnellem Laden kann sich vor der Konkurrenz sehen lassen. Da LG und Sony sich im Prinzip aus dem Flaggschiff-Rennen verabschiedet haben, bleiben eigentlich nur noch Samsung und Huawei als Mitspieler übrig. Den Vergleich zum Galaxy S10 und Mate 20 Pro muss das Mi 9 nicht scheuen, und der Preis ist unschlagbar. Es bleibt jedoch immer noch der fahle Beigeschmack, dass irgendwas nicht stimmen kann mit einem Unternehmen, das der chinesischen Regierung so nahesteht.“– Adrian Mühlroth, Redakteur