23. Oktober 2018, 22:28 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Die Gründer von Curaluna haben einen Windel-Sensor entwickelt, damit Babys und Senioren immer trockene Windeln haben. Eine verpatze Präsentation sorgte bei „Die Höhle der Löwen“ jedoch für Ärger.
Sowohl Eltern als auch Menschen, die ältere Leute pflegen, kennen es: Es ist schwer abzuschätzen, ob die Windel gewechselt werden muss. Nur durch das Fühlen oder Riechen an der Windel gibt es darüber Klarheit. Genau das wollen die Gründer von Curaluna mit ihrem Windel-Sensor ändern – und das aus ganz persönlichen Erfahrungen.
„Als unsere Tochter Luna mit 7 Monaten eine Blasenentzündung bekam, waren wir ratlos. Wir gaben uns alle Mühe, immer direkt die Windel zu wechseln, waren aber dennoch oft zu spät“, sagt Frank Steinmetz zu TECHBOOK. Mit einem speziellen Sensor hätte die Blasenentzündung von Luna verhindert werden können. Auf diese Weise entstand die Idee zu dem Windel-Sensor. Sein Geschäftspartner Christoph Hohl kannte das Problem ebenso, weil er mit seiner Familie 13 Jahre lang die Großmutter gepflegt hatte.
„Keine Rötungen oder gar Wundliegen und Infektionen“
Hinter ihrem Produkt steht eine menschenwürdige Botschaft: „Kein Mensch soll auch nur eine Minute länger als unbedingt notwendig in seinen eigenen Ausscheidungen liegen“, sagen die Gründer. Nur ein Sensor könne genau darüber Auskunft geben, wann eine Windel ersetzt werden müsse. Nur so können unangenehme Folgeerscheinungen verhindert werden. „Es ist nicht nur gut für den gepflegten Menschen und das hilflose Baby, sondern gibt auch den betreuenden Angehörigen von Senioren oder Eltern von Kindern die Gewissheit, bestmöglich für das anvertraute Leben zu sorgen. Keine Rötungen oder gar Wundliegen und Infektionen“, sagt Frank Steinmetz.
Diese Apps sollten Sie nicht installieren!
So funktioniert der Windel-Sensor
An der jeweiligen Windel wird der Curaluna-Sensor angebracht. Dieser misst von außen, ob die Windel innen feucht ist und gewechselt werden sollte. „Diese Information überträgt unser Windel-Sensor auf ein Mobiltelefon und zeigt in der Curaluna-App an, wenn es soweit ist, zu handeln“, erklärt Steinmetz. Ab 50 Prozent Feuchtigkeit gibt es die Empfehlung, die Windel zu wechseln, ab 80 Prozent Feuchtigkeit soll sie unbedingt gewechselt werden. Später soll die App auch den Windel-Verbrauch aufzeichnen und dadurch direkt neue Windeln nachbestellen können, wenn diese zur Neige gehen.
Ihre Präsentation haben die Gründer versucht zu perfektionieren. „Wir haben natürlich den Drei-Minuten-Pitch zu Beginn geübt und uns gewissenhaft auf mögliche Fragen vorbereitet. Am Ende ist aber entscheidend, authentisch bei sich selbst zu bleiben und sich nicht verrückt machen zu lassen“, sagt Christoph Hohl.
Frank Thelen: „Das ist ja Bullshit!“
„Also das ist mal ein Pitch, wo ich keine Ahnung habe, was es sein kann. Das Puzzle kriege ich nicht zusammen“, sagt Frank Thelen, bevor er die beiden Gründer von Curaluna kennenlernt. Schon vor dem Pitch ein schlechtes Zeichen? Zwei Millionen mögliche Kunden in Deutschland, zig Millionen Kunden weltweit sowie zwei lebensnahe Beispiele sollen den Löwen die Geschäftsidee schmackhaft machen. Mit einem Krug Wasser testen die Investoren den Windel-Sensor. Doch dann der Super-Gau: Die Windel-Sensoren schlagen Fehlalarm! „Franks Windel ist feucht!“, zeigt die App auf dem Smartphone an. „Das ist ja Bullshit! Ich habe ja noch gar nichts gemacht“, beschwert sich Thelen. Danach meldet sich fälschlicherweise erneut die App, dass auch die Windel von Dagmar Wöhrl feucht sei. „Das ist alles Schwachsinn, was da rüberkommt“, sagt Frank Thelen.
Die beiden Gründer sind sichtlich verunsichert über diese Fehlinformation ihrer App. Die Pechsträhne hält an, anschließend teilt die App mit: „Dagmars Windel wurde gewechselt!“ Christoph Hohl schiebt gleich eine Erklärung hinterher. Für die Demonstration des Sensors habe er die Werte niedrig eingestellt. Das Ruder kann er damit nur bedingt rumreißen. Frank Thelen erläutert zwar, dass er die Grundidee des Produkts sehr gut findet, die Umsetzung sei aber sehr schlecht. Eine Klatsche für Curaluna. „Das ist viel zu groß“, sagt Thelen zum Produkt. Kleiner, flacher und mit einer modernen Akku-Technologie müsste der Sensor gebaut werden, meint er. Hohl rechtfertigt abermals, dass er absichtlich einen größeren Prototypen für die Präsentation gewählt habe. Der fertige Windel-Sensor sei viel kleiner.
Bewertung nach Prinzip Hoffnung?
Frank Steinmetz gerät sichtbar ins Schwitzen, erklärt das Abo-Konzept von 19 Euro pro Monat für die Anwendung des Sensors. Je länger das Abo, desto günstiger wird es. „Und da haben Sie schon Aufträge von Pflegeheimen?“, will Wöhrl wissen. Bisher hat das Team von Curaluna aber nur Pflegeheime gefunden, die an einer Test-Phase interessiert sind. Nun sind die Löwen vollends verdutzt. „Wenn es funktioniert? Das heißt, Sie sind sich noch gar nicht sicher?“, fragt Carsten Maschmeyer entsetzt. Georg Kofler fasst die Präsentation noch einmal zusammen: Es existiert kein fertiges Produkt und dennoch wollen die Gründer 600.000 Euro haben. „Freunde, jetzt muss ich euch mal was sagen: Also diese Bewertung finde ich derart abenteuerlich, so unrealistisch, dass ich mich da etwas ärgere, gerade zu empöre“, sagt Kofler. Er ist raus. „Eine Bewertung können Sie doch nicht auf dem Prinzip Hoffnung aufbauen“, sagt Wöhrl. Sie steigt auch aus dem Deal aus.
Frank Thelen wünscht sich dennoch eine Erklärung. Steinmetz versucht die hohe Bewertung mit dem Prototypen und einem angemeldeten Patent zu erklären. „Der ist ja nicht ein paar Millionen wert. Das ist ja Blödsinn“, sagt Thelen. Es handele sich bei Curaluna um einen schlechten Prototypen, der in keiner Weise funktioniert habe. Auch deshalb sei die Eigenbewertung des Unternehmens eine Frechheit, so Thelen. Er möchte nicht investieren.
Trotz Kritik – Maschmeyer will investieren
Die Idee sei gut, aber an vielen Stellen würde es noch haken, meint Ralf Dümmel, der ebenfalls nicht einsteigen will. Die letzte Möglichkeit auf einen Deal ist Carsten Maschmeyer. Er habe zwar keine Lust auf die Gründer, aber das Thema passe in sein Profil. „Obwohl ich sauer auf Sie bin, wie Sie hier auftreten: Ich biete Ihnen 50.000 Euro“, sagt Maschmeyer. Er wolle das Geld als reines Risiko setzen, da die Firma noch kaum etwas wert sei, einzig weil das Thema so toll sei. Er wolle bei der Weiterentwicklung helfen und mehr investieren, sobald das Produkt fertig sei. Trotz dieser großen Chance beraten sich die beiden Gründer. Eine Frechheit, befinden Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel. „Sie reichen uns die Hand, wir nehmen die Hand“, sagt Hohl. Am Ende steht ein Deal. Die Gründer bekommen vorab 50.000 Euro und erst wenn sowohl das Patent erteilt ist als auch der Prototyp funktioniert, erhalten sie weitere 550.000 Euro für 25,1 Prozent der Anteile am Unternehmen.
„Wir haben die Kritik der Löwen am Produkt in der Sendung sehr ernst genommen und inzwischen mit einem Elektronikspezialisten ein erstes tolles Produkt entwickelt, dass wir aktuell in den deutschen Markt einführen. Gleichzeitig sprechen wir mit Pflegeeinrichtungen bereits über breitere Tests im professionellen Bereich“, sagt Christoph Hohl gegenüber TECHBOOK.
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Deal mit Maschmeyer am Ende geplatzt
Von Seiten Maschmeyers heißt es, der Deal platzte nach der Aufzeichnung. Hintergrund: Es stellte sich heraus, dass ein taiwanesisches Unternehmen bereits zum Zeitpunkt der Aufzeichnung ein ähnliches Produkt auf dem Markt hatte. Auch ergab sich für den Windel-Sensor kein Patent. Aus all diesen Gründen sei kein Deal zustande gekommen. „Beim Fall CURALUNA platzte die Nachricht vom taiwanesischen Wettbewerber noch vor Abschluss der Verhandlungen zu diesem Vertrag herein. Damit waren die Voraussetzungen einer Beteiligung entfallen“, heißt es in einer Mitteilung der Maschmeyer Group.