28. April 2020, 13:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das Smartphone hat schon lange auch den guten alten Camcorder abgelöst. Mittlerweile entstehen Familienvideos und andere Clips auf dem mobilen Alleskönner. TECHBOOK fragt beim Experten nach, worauf Hobbyfilmer achten sollten.
Beim Filmen mit dem Smartphone kommt es auf mehr an, als nur die richtige Kamera. Moderne Geräte aus den vergangenen zwei Jahren sind hier bereits sehr gut ausgestattet. Unabhängig vom Smartphone selbst, gibt es einige Tipps, die jeder kennen sollte. TECHBOOK hat dazu mit dem Patrick Zeitler gesprochen, der seit Jahren Bewegtbild-Inhalte für Medien und Marken erstellt. Der Video-Content-Creator ist außerdem Managing-Partner der frisch gegründeten Content-Agentur „fam of creators“, die unter anderem auf die Produktion kreativer, digitaler Inhalte spezialisiert ist. Er verrät Hobbyfilmern fünf wichtige Tipps und Tricks.
Tipp 1: Die richtige App
Wieso eine App? Das fragen sich vielleicht die meisten bei unserem ersten Tipp. Schließlich hat jedes Smartphone einen eingebauten Videomodus. „Dieser verfügt aber nur über begrenzte Einstellungsmöglichkeiten“, weiß Patrick Zeitler von „fam of creators“. Wer demnach wirklich die volle Kontrolle über seine Aufnahmen haben möchte – und das ist durchaus ratsam – sollte auf spezielle Apps zurückgreifen. Vor allem Familienvideos sind etwas für die Ewigkeit. Nehmen Sie sich also die Zeit und setzten sich mit Belichtung, ISO-Wert und Autofokus vorab auseinander. „Einmal verstanden, geben Ihnen die Apps ungeahnte Optimierungsmöglichkeiten“, so Zeitler.
TECHBOOK empfiehlt hier die kostenpflichtigen Apps ProCam, MoviePro und Filmic Pro. Viele Android-Smartphones haben bereits einen Pro-Modus für Videos in der vorinstallierten Kamera-App. Aber auch hier gibt es gute Alternativen wie Filmic Pro und Manual Cam.
Tipp 2: Die richtige Auflösung und Bildwiederholrate
Je höher die Auflösung ist, desto detailreicher ist am Ende das Videobild. „Eine Auflösung in 1920 x 1080 Pixel, also Full-HD, ist inzwischen Standard“, so Zeitler. Diese Auflösung beherrschen die meisten Smartphones auf dem Markt. Die neuesten Geräte können aber noch mehr. Sie nehmen bereits in der vierfachen Auflösung, also 4K auf. Sollte man also immer in der höchstmöglichen Auflösung filmen? „Jein“, meint Patrick Zeitler, denn „4K-Aufnahmen brauchen auch mehr Speicherplatz als Full-HD-Videos. Das bringt irgendwann den Smartphone-Speicher an seine Grenzen.“ So benötigt eine Minute in 4K, je nach Bildrate, 350 bis 400 Megabyte (MB). Beim einstündigen Urlaubsfilmchen sind das dann schon zwischen 21 Gigabyte (GB) und 32 GB. Wer in 4K aufnehmen möchte und möglichst Speicher einsparen will, hat zwei Möglichkeiten:
- 30 oder 24 Bilder pro Sekunde (fps) statt 60 einstellen.
- Die Komprimierung auf den neueren H.265-Standard (beim iPhone „High Efficiency“) stellen, da dieser im Vergleich zu H.264 weniger Speicher benötigt.
Ansonsten sollte im immer noch guten Full-HD-Format gefilmt werden. Für dieses spricht noch folgender Punkt:
Für hektische Aufnahmen aus der Hand gilt außerdem: Wenn man die Auflösung herunterschraubt, kann das Smartphone die gewonnene Leistung zur Stabilisierung verwenden, sprich das Bild wackelt weniger. Diese Erfahrung hat TECHBOOK-Kollege Adrian Mühlroth, der in der Freizeit leidenschaftlicher Parkour-Läufer ist, gemacht.
Tipp 3: Stativ verwenden
Nachdem die Vorbereitungen nun getroffen sind, geht es ans Filmen selbst. Hier macht der Profi klare Vorgaben: „Das Smartphone sollte zu jeder Zeit so ruhig wie möglich gehalten werden, schnelle und hektische Bewegungen gilt es zu vermeiden. Zeitler rät daher ganz klar zu einem Gimbal oder einem handlichen Stativ. Nur so würden, vor allem bei längeren Film-Sessions, gute Aufnahmen gelingen. Zusätzlicher Vorteil eines Stativs: Man kann auch selbst auf den Aufnahmen mit den Liebsten drauf sein.
Tipp 4: Nicht so viel zoomen
Beim Filmen selbst gibt es laut Zeitler eine weitere goldene Regel: „Lieber näher an das Motiv herangehen, als zu zoomen.“ Beim meist digitalen Zoom von Smartphone-Kameras verschlechtert sich nämlich mit jedem weiteren reinzoomen die Bildqualität. Das sieht am Ende im Film leider überhaupt nicht schön aus. Klar, näher heranzugehen ist nicht immer möglich. Im Zoo sollte man lieber darauf verzichten, sich ins Löwengehege zu schleichen, nur um den König der Savanne besser ins Bild zu bekommen. Bei den ersten Schritten des Nachwuchses empfiehlt es sich aber dann doch, lieber ganz nah ranzugehen.
Tipp 5: Hauptkamera verwenden
Seit ein paar Jahren geht der Trend zu immer mehr Kameralinsen in Smartphones. Mittlerweile gibt es Modelle mit riesigen Arrays, die aus bis zu sechs verschiedenen Kameras bestehen, darunter etwa Ultraweitwinkel, Telefoto und Makro. Diese besonderen Objektive können zwar für nette Effekte sorgen – mit einer Ultraweitwinkel-Kamera passt deutlich mehr in den Rahmen – die Videoqualität leidet aber bei den meisten Smartphones erheblich. Die Hauptkamera ist immer noch am besten darin, farbgetreue, scharfe und stabile Videos aufzunehmen.
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Fazit
Einfach blind draufhalten und losfilmen mag bedingt funktionieren. Wem es aber darum geht, unwiederbringliche Momente so schön wie möglich einzufangen, der sollte nicht nur unsere Tipps beachten, sondern einfach mit etwas Muse ans Filmen herangehen. Spätestens beim nächsten Familienabend, an dem die alten Aufnahmen dann herausgekramt werden, werden Ihre Lieben es Ihnen danken.