Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für digitalen Lifestyle und Entertainment
Einst ein Traum-Duo

Warum die Smartphones von Sony Ericsson scheiterten

Es startete als Traumduo, verpasste aber aktuelle Entwicklungen – das Joint Venture Sony Ericsson
Es startete als Traumduo, verpasste aber aktuelle Entwicklungen – das Joint Venture Sony Ericsson Foto: Getty Images

15. August 2024, 11:32 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wenn sich ein Spezialist für Telekommunikation und ein Entertainment-Riese zusammentun, um Smartphones herauszubringen, klingt das vielversprechend. Trotzdem gibt es Sony Ericsson heute nicht mehr. Wer zu lange zaudert, verliert den harten Konkurrenzkampf.

Artikel teilen

Im Jahr 2001 wurde das Joint Venture Sony Ericsson aus der Taufe gehoben. Das japanische Unternehmen Sony war damals schon für seine Consumer-Geräte bekannt. Fernseher, Videorekorder, Kameras und Audio-Produkte – all diese Sparten bediente Sony zum Teil schon seit Jahrzehnten. Ericsson hingegen war und ist ein etablierter Netzwerkausrüster, der bereits 1876 in Schweden gegründet wurde. In den frühen Jahren stellte man unter anderem Telegrafen und erste Telefone her. Das Unternehmen entwickelte in den 1990er-Jahren zudem das Funkverfahren für Bluetooth und baute erste Mobiltelefone. Aufgrund eines Brandes bei einem Zulieferer wurde diese Sparte jedoch eingestellt – bis man sich 2001 mit Sony zusammentat und neu durchstarten wollte.

Die Zusammenarbeit beider Unternehmen schien schon damals sehr passend. Den Handys von Ericsson hing nach, dass sie nicht gerade benutzerfreundlich waren. Sonys Handysparte brachte den Japaner bis dato Verluste ein. Die Kombination aus dem japanischen Know-how in Sachen Design und Unterhaltungselektronik sowie Ericssons Expertise in der Telekommunikation schien also eine ideale Verbindung zu sein.

Erfolge mit dem T610 und der Walkman-Serie

Und tatsächlich: Mit dem T610 machte Sony Ericsson zwei Jahre nach der Gründung von sich reden. Es war eines der ersten Handys mit eingebauter Digitalkamera, dem von Ericsson erfundenen Bluetooth und Farbbildschirm. Es überzeugte zudem mit einem modernen Alu-Design.

Dass die Handys des Joint Ventures kleine Entertainment-Zentralen sein sollten, untermauerte Sony Ericsson zwei Jahre später mit dem W800i aus der Walkman-Serie. Das W800i konnte mir einer Akku-Ladung bis zu 30 Stunden Musik wiedergeben.

Bis 2006 freuten sich die Anteilseigner Sony und Ericsson über steigende Absatzzahlen ihrer Handys. Sony Ericsson war damals mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent weltweit die Nummer 4. Doch auf die ersten Smartphones reagierte der Hersteller nur zögerlich und unterschätzte den Trend hin zu Mobiltelefonen mit Touchscreen.

2007 geriet Sony Ericsson im Zuge der Weltwirtschaftskrise in Schieflage. Der Hersteller wurde von LG überholt und rutschte weltweit auf den fünften Rang ab. 2008 musste Sony Ericsson zwei Gewinnwarnungen herausgeben. Zur Jahreshälfte hatte sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum quasi pulverisiert. Er sank um rund 98 Prozent.

Lesen Sie auch: Was aus den Smartphones von LG geworden ist

Arbeitsplatzvernichtung, bessere Kameras und Touchscreen

In den Folgejahren brachen die Verkäufe weiter ein. Sony gab im Jahr 2008 noch 103,9 Millionen ausgelieferte Mobiltelefone an. 2010 waren es nur noch 53,3 Millionen und 2011 sogar nur noch 12,5 Millionen Geräte. Sony Ericsson reagiert und baute 2000 Arbeitsplätze ab. Und das war erst der Anfang: Dem Restrukturierungsprogramm fielen bis Ende 2009 insgesamt 5000 Jobs zum Opfer.

Hiluckey Wireless Solar Power Bank

26800mAh wasserdichte Power Bank für Smartphones, Tablets und mehr

Bei seinen Mobilfunkgeräten drehte Sony Ericsson insbesondere die Megapixelzahl der eingebauten Kameras in die Höhe. 2008 war das C905 das erste Handy mit 8,1-Megapixel-Kamera. Ein Jahr später stellte Sony Ericsson auf dem Mobile World Congress in Barcelona das Satio-Smartphone mit Touchscreen und 12-Megapixel-Kamera vor. Neben der Kamera bestach das Gerät vor allem durch die Musik- und Videowiedergabe.

Lesen Sie auch: Die kuriosesten Smartphones der Welt

Symbian, Android und die iPhone-Konkurrenz

Doch der Wettbewerb wurde immer härter: Andere Hersteller wie Samsung, LG oder Apple legten in Sachen Design und Technik zu. Plötzlich wurde nicht mehr die Marke Sony mit Musik in Verbindung gebracht, sondern Apple. Der iPod war bereits in der sechsten Generation erhältlich und 2007 kam das erste iPhone heraus, dessen Erfolg Sony Ericsson unterschätzte.

Damals nutzte der Hersteller das Betriebssystem Symbian. Das war durchaus leistungsfähig, aber die Anpassung der Apps an die Symbian-Version von Sony Ericsson machte Probleme. Die Auswahl an Anwendungen war vergleichsweise gering.

2008 brachte HTC das erste Android-Smartphone auf den Markt. Zwar legte Sony Ericsson ein Jahr später mit dem Xperia X10 nach, aber noch bis 2010 brachte der schwedisch-japanische Hersteller Smartphones mit dem Symbian-Betriebssystem auf den Markt, zuletzt das Vivaz. Erst danach setzte Sony Ericsson ausschließlich auf Android – zu spät, wie sich zeigen sollte.

Mehr zum Thema

Anteilsverkauf bringt das Ende

Nachdem Sony Ericsson 2010 noch 90 Millionen Euro Gewinn erzielen konnte, stand ein Jahr später ein Verlust von 247 Millionen Euro in den Büchern – obwohl der Smartphone-Markt boomte. Ericsson zog die Reisleine und verkaufte 2012 seine Anteile für 1,05 Milliarden Euro. Ein Preis, der nach Ansicht vieler Marktanalysten zu niedrig war. Der Name Sony Ericsson war damit passé. Die Japaner führten die Smartphone-Entwicklung unter Sony Mobile Communications fort.

Sony blieb beim Fokus auf Entertainment-Features. Es folgten mehrere Xperia-Modelle, überwiegend im High-End-Preissegment mit einer hochwertigen Bildverarbeitung. Aber heute spielen die Xperia-Smartphones keine tragende Rolle mehr. Bei den führenden Marktanalysten wird Sony als Smartphone-Hersteller nicht mehr gesondert aufgeführt. Die Japaner sind in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. 2021 ging Sony Mobile in der Sony Corporation auf.

Themen #AmazonTech Geschichte
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.