19. November 2024, 8:14 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
OnePlus wurde 2013 gegründet. Zunächst als exklusive Marke vermarktet, deren Smartphones man nur auf Einladung erhielt, entwickelte sie sich schnell zu echter Alternative zu Samsung, Xiaomi und Co.
Smartphones von OnePlus galten jahrelang als Flaggschiff-Killer. Zu einer Performance und Verarbeitung auf Augenhöhe mit Samsung, Apple, HTC und Co. gesellte sich ein Kaufpreis, der die Konkurrenz deutlich unterbot. Zudem sind Besonderheiten wie der „Alert Slider“, ein an der Seite platzierter, praktischer Schieberegler, um schnell auf „Lautlos“ zu stellen, bis heute das Tüpfelchen auf dem i.
Gegründet wurde die junge Marke 2013 vom Chinesen Pete Lau sowie dem in China geborenen schwedischen Unternehmer Carl Pei. Der am 11. September 1989 in Peking geborene Pei zog noch als Kind mit seinen Eltern erst in die USA und später nach Schweden, wo er die schwedische Staatsbürgerschaft annahm. Das 2008 in Stockholm begonnene Studium brach er kurze Zeit später wieder ab, um in der chinesischen Smartphone-Industrie zu arbeiten.
Übersicht
OnePlus One übertraf alle Erwartungen
Über die Mobiltelefon-Hersteller Nokia und Meizu gelangte Pei schließlich zur aufstrebenden Smartphone-Marke Oppo. Dort war er unter Pete Lau als Manager für internationale Märkte tätig. 2013 entschieden Pei und Lau sich selbstständig zu machen und entwickelten die Marke OnePlus. Ein Start-up, das nur ein Jahr später, 2014, bereits das erste OnePlus-Smartphone präsentieren konnte.
Der Erfolg stellte sich gleichsam über Nacht ein und war überwältigend. Auf 50.000 Einheiten des OnePlus One, so der Name des ersten Smartphones der Marke, hatte man gehofft. Tatsächlich aber verkaufte OnePlus vom Gerät innerhalb eines einzigen Jahres eine Million Stück. Und das, obwohl (oder gerade weil) man auf ein Invite-System gesetzt hatte. Das bedeutete, dass das OnePlus One ausschließlich über die OnePlus-Webseite bestellt werden konnte. Und dafür bedurfte es einer Einladung von jemandem, der bereits glücklicher OnePlus-One-Besitzer war.
Ob Pei und Lau ganz bewusst auf das Geschäftsmodell „Begehrlichkeit durch Verknappung“ setzten, ist zwar nicht bekannt, aber es liegt nahe. De facto dürften die damaligen Schwierigkeiten, an ein OnePlus One zu kommen und so zu einer Elite zu zählen, den Haben-Wollen-Faktor deutlich erhöht haben.
Als diese Schranke am 27. Oktober 2014 erstmals für drei Stunden geöffnet wurde, brach umgehend der Server des Online-Shops zusammen. Das erste, wenn auch mit Einschränkungen frei erhältliche OnePlus-Smartphone war das Modell OnePlus 2, das seit 5. Dezember 2015 auch ohne Einladung erhältlich war. Zu bekommen war es nach wie vor über den eigenen Online-Shop sowie in lediglich sechs Pop-up-Stores weltweit. Heute, nachdem längst alle Einschränkungen aufgehoben worden sind, sollte ein OnePlus-Smartphone eigentlich problemlos zu bekommen sein – immer vorausgesetzt, dass nicht gerade wieder ein Rechtsstreit tobt.
Rechtsstreitigkeiten mit der Konkurrenz bremsen OnePlus aus
Davon aber gab es in der jüngeren Vergangenheit leider sogar zwei. Zunächst war es das Unternehmen Nokia, das am 5. August 2022 OnePlus sowie auch Oppo, Vivo und Realme verklagt hatte. Allesamt sind Tochter-Unternehmen von BKK-Electronics, und noch 2021 war der Konzern mit diesen Marken weltweiter Marktführer bei Smartphones.
Gestritten wurde um eine Patentrechtsverletzung bei den 5G-Lizenzen, die von den vier Marken, die zum chinesischen Mutter-Konzern BBK Electronics gehören, begangen worden sein sollte. Und tatsächlich bekam Nokia vor dem Landgericht Mannheim sowie dem Landgericht München recht. Die Folgen für OnePlus und Co. waren schwerwiegend. Die Marken mussten jegliche Smartphone-Aktivität auf dem deutschen Markt einstellen und durften etwa ein Jahr lang die eigenen Smartphones weder bewerben noch verkaufen.
Schließlich aber konnte man Ende Januar 2024 eine Einigung mit Nokia erzielen. Und lediglich fünf Tage später waren OnePlus-Smartphones in Deutschland endlich wieder erhältlich. Dann aber, gerade einmal neun Monate später, erlebte der Hersteller ein böses Déjà-vu. Denn jetzt verklagte Interdigital, ein Unternehmen, das Schlüsselpatente für u. a. 5G hält, OnePlus und die Konzernschwestern. Und wieder ging es um Patentrechtsverletzungen. Dieses Mal aber konnte der Streit zum Glück sehr viel schneller aus der Welt geschafft werden. Offensichtlich hatten OnePlus und Co. gelernt, dass mit deutschen Gerichten nicht gut Kirschen essen ist. Der Rechtsstreit wurde Ende Oktober schließlich beigelegt.
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Kleine Kratzer und ein allmählich schwindender Preisvorteil
Klar, dass OnePlus nun endlich auch in Deutschland wieder und vor allem dauerhaft durchstarten möchte. Am liebsten so, wie es gerade erst auf dem heimischen Markt, in China, der Fall war. Dort konnte man vom neuen Top-Modell, dem OnePlus 13, 100.000 Exemplare in nur 30 Minuten verkaufen. Ein Erfolg, der selbst den Größten auf dem Markt, Samsung, Apple und Xiaomi, nur selten gelingt.
Natürlich ist man sich bei OnePlus bewusst, dass diese Größenordnung in Deutschland wohl nicht möglich sein wird. Gerade auch, weil der Preisvorteil der OnePlus-Smartphones zwar (noch) nicht vollständig aufgebraucht ist, sich doch der Konkurrenz aber doch angenähert hat. So wird aktuell etwa das Falt-Modell OnePlus Open für rund 1600 Euro angeboten, während ein vergleichbar ausgestattetes Samsung Galaxy Z Fold 6 bei 1900 Euro liegt.
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Carl Pei steht heute für Nothing Phone
Wann das OnePlus 13 nach Deutschland kommt, ist noch offen. Wegen der beiden zwischenzeitlichen Verkaufsverbote konnte das OnePlus 12, das in Deutschland bereits im Januar 2024 präsentiert wurde, sein Marktpotenzial bisher nur wenig ausspielen. So bleibt abzuwarten, ob der Hersteller eine Kannibalisierung des 12er- durch das 13er-Modell in Kauf nehmen wird oder ob man dem OnePlus 12 zunächst noch eine Chance auf dem deutschen Markt gibt.
Übrigens: Carl Pei verließ OnePlus bereits 2020, um mit Nothing Phone eine weitere, etwas andere und vor allem erfolgreiche Smartphone-Marke aus der Taufe zu heben. Aber das ist eine andere, die Nothing-Phone-Story.