3. Februar 2025, 8:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die französische Mobilfunkmarke Sagem ist heute nur noch Wenigen bekannt. Dabei gehörte sie Ende der 1990er-Jahre zu den größten Handy-Herstellern in Europa. Warum ist das Unternehmen verschwunden?
Die Sagem-Gruppe war eine treibende Kraft in der französischen Technologiebranche. Gegründet 1924, wuchs das Unternehmen durch Innovationen in der Kommunikationstechnologie und wurde in den 1990er-Jahren zu einem der führenden Hersteller von Mobiltelefonen. Trotz des Erfolgs führte die strategische Neuausrichtung zur Fusion mit Snecma, aus der 2005 die Safran-Gruppe entstand. Diese Veränderung leitete das Ende der Marke Sagem in ihrer traditionellen Form ein.
Vom Marktführer zum Rückzug
Sagem wurde 1924 als „Société d’Applications Générales Électriques et Mécaniques“ gegründet und war zunächst im Maschinenbau tätig. Bereits in den 1930er-Jahren diversifizierte das Unternehmen sein Portfolio und begann mit der Produktion von Präzisionsausrüstung für die französische Marine. Der Eintritt in den Telekommunikationsmarkt erfolgte in den 1940er-Jahren mit der Herstellung von Fernschreibern. 1939 übernahm Sagem die „Société Anonyme de Télécommunications“ (SAT) und wurde zu einem wichtigen Akteur in der Telefon- und Telekommunikationsbranche.
Jahrzehnte später galt Sagem als einer der führenden Hersteller von Mobiltelefonen. 1995 wurde die Mobilfunksparte für den internationalen Vertrieb gegründet. In Frankreich erreichte Sagem bald die Marktführerschaft, während das Unternehmen in Deutschland zu den fünf größten Anbietern zählte. Der Hersteller investierte massiv in Forschung und Entwicklung, wodurch er in Bereichen wie die der digitalen Set-Top-Boxen und biometrischen Sicherheitssysteme Innovationsführer wurde. Bis 2003 beschäftigte Sagem 14.675 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 3,18 Milliarden Euro, wovon 1,08 Milliarden Euro auf die Mobiltelefonsparte entfielen.
Fusion mit Snecma und Neuausrichtung
Im Mai 2005 fusionierte Sagem mit dem Triebwerkshersteller Snecma zur Safran-Gruppe. Die Fusion zielte darauf ab, die Kompetenzen beider Unternehmen in den Bereichen Luftfahrt, Verteidigung und Sicherheitstechnik zu bündeln. Während Safran den Fokus auf Hochtechnologie setzte, wurde das Mobilfunkgeschäft unter dem Namen „Sagem Communication“ weitergeführt. 2007 wurde die Mobilfunksparte als eigenständiges Unternehmen „Sagem Wireless“ ausgegliedert.
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Die Sparte konzentrierte sich auf die Entwicklung von maßgeschneiderten Lifestyle-Geräten für Mobilfunkanbieter und Konsummarken. Dafür kooperierte man mit diversen Partnern. So brachte Sagem Wireless 2009 exklusive Mobiltelefone wie das „Vodafone 533 Crystal“ mit Swarovski-Kristallen und das „PUMA Phone“ auf den Markt. Trotz dieser Innovationen geriet das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Frühjahr 2011 wurde es in MobiWire umbenannt. Kurz darauf folgte die Insolvenz, woraufhin Sagetel Mobiles Teile der Vermögenswerte übernahm und das Unternehmen als Original Design Manufacturer (ODM) weiterführte.
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Das Ende der Marke Sagem
Heute existiert Sagem als eigenständige Marke nicht mehr. Die verschiedenen Unternehmensbereiche wurden entweder in die Safran-Gruppe integriert oder an Investoren verkauft. Einzig Sagemcom, eine ehemalige Tochtergesellschaft, besteht bis heute. Sagems Erbe lebt in zahlreichen Technologien fort, die es mitgeprägt hat. Die Geschichte des Unternehmens zeigt eindrucksvoll, wie sich ein Technologiepionier im Zuge von Marktveränderungen und strategischer Neuausrichtung transformieren kann.