
3. März 2025, 13:10 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Smartphone ohne Apps – das klang auf dem Mobile World Congress 2024 wie eine radikale Zukunftsvision. Nun wird aus dem Konzept Realität: Die Telekom will ihr KI-Phone noch 2025 in den Handel bringen. Doch hält das Gerät wirklich, was es verspricht?
Bereits auf dem MWC 2024 konnte man einen Blick auf das KI-Phone der Telekom ohne Apps werfen. Ein Jahr später hat das Unternehmen angekündigt, sein Konzept-Gerät im zweiten Quartal 2025 tatsächlich auf den Markt zu bringen. Der digitale Assistent „Magenta AI“ soll den Nutzern alltägliche Aufgaben erleichtern – doch ganz ohne Apps kommt das Gerät offenbar doch nicht aus. TECHBOOK und auch unsere Kollegen von Computer Bild sind live vor Ort.
KI-Phone der Telekom als virtueller Butler
Optisch erinnert das KI-Handy an ein klassisches Android-Modell der Mittelklasse: ein großer Touchscreen mit vergleichsweise breitem Rahmen. Die eigentliche Besonderheit steckt in der Steuerung – statt über Apps sollen Telekom-Kunden viele Funktionen über eine KI-basierte Sprachsteuerung erledigen können. Ein Doppeltipp auf die Einschalttaste oder ein Symbol auf dem Sperrbildschirm aktiviert den Assistenten.
Der digitale Helfer kann diverse Aufgaben übernehmen, darunter das Bestellen eines Taxis, das Reservieren eines Tischs im Restaurant oder das Übersetzen von Gesprächen in Echtzeit. Weitere Funktionen umfassen das Schreiben von E-Mails, das Starten von Anrufen, Abspielen von Musik, Zusammenfassen und Übersetzen von Texten sowie die Organisation von Kalendereinträgen. „Damit sind die Tage des unübersichtlichen App-Dschungels vorbei“, betont Claudia Nemat, Technologie-Chefin der Telekom.
Magenta AI arbeitet mit Technologie von Perplexity
Die zugrunde liegende KI stammt nicht von der Telekom selbst, sondern von externen Partnern. Aktuell wird der Assistent „Magenta AI“ von Perplexity unterstützt – einer KI-Suchmaschine, die bereits für Aufsehen gesorgt hat. In Zukunft soll Magenta AI auch auf weiteren Telekom-Geräten zum Einsatz kommen, etwa in der T-Phone-Serie.
Wer Magenta AI schon jetzt testen möchte, kann das über die „Mein Magenta“-App tun, in die die Technologie bereits integriert wurde. „Wir wollen den Zugang zu den besten generativen KI-Technologien demokratisieren. Das ist unsere Kernvision für ‚Magenta AI’“, erklärt Produktmanager Jon Abrahamson.
Ab Sommer 2025 sollen weitere Partner-Technologien in Magenta AI integriert werden. Neben Perplexity kommen dann auch Google Cloud AI, ElevenLabs und Picsart zum Einsatz:
- Google Cloud AI nutzt die „Gemini Multimodal Live API“, um Inhalte in Echtzeit zu analysieren. So lassen sich beispielsweise Gespräche simultan übersetzen oder Texte auf Schildern und Speisekarten per Kamera erkennen.
- ElevenLabs ermöglicht es, komplexe Dokumente oder Websites als Podcasts mit verschiedenen Sprecherstimmen vorzulesen.
- Picsart bietet Bildbearbeitungsfunktionen, mit denen Nutzer beispielsweise Avatare aus Fotos erstellen oder Bilder in verschiedenen Stilen umwandeln können.
Auch interessant: Telekom über KI im Recruiting: „Eine ‚One size fits all‘-Lösung gibt es nicht“
Doch nicht ganz ohne Apps
Der große Aufhänger auf dem MWC 2024 war seinerzeit ein Smartphone ganz ohne Apps. Diese ursprüngliche Idee erweist sich bei genauerem Hinsehen als nicht durchgängig umsetzbar. Denn das KI-Handy basiert auf Android und benötigt für bestimmte Funktionen weiterhin den Zugriff auf klassische Apps – etwa für Login-Daten oder Zahlungsabwicklungen.
Damit bleibt das Versprechen eines völlig App-freien Geräts letztlich unerfüllt. Allerdings sind die Apps zumindest nicht besonders sichtbar. Die Hauptsteuerung erfolgt per Spracheingabe.

MWC 2024 Telekom schafft Apps auf neuem Handy ab – das „KI-Phone“ im Hands-on

„Mobile World Congress“ in Barcelona Diese Highlights erwarten wir auf dem MWC 2024

TECHBOOK-Redaktion Das waren unsere Highlights auf dem MWC 2024
KI-Phone der Telekom birgt Potenzial, aber auch Unsicherheiten
Noch ist es zu früh für ein endgültiges Urteil über das KI-Handy der Telekom. Das Konzept wirkt durchdacht, denn die Steuerung per Sprachbefehl könnte die Nutzung tatsächlich vereinfachen. Allerdings gibt es vergleichbare Ansätze bereits – so integriert Samsung in der neuen Galaxy-S25-Serie ebenfalls einen erweiterten KI-Assistenten, der Apps und Funktionen des gesamten Geräts steuert.
Zudem zeigt ein Blick auf frühere KI-Projekte, dass der Verzicht auf Apps nicht unbedingt von Erfolg gekrönt ist. Geräte wie der Humane AI Pin, Rabbit R1 oder das Limitless Pendant, die auf klassische Apps und teils sogar auf Displays verzichteten, wurden nach ihrem Hype schnell von der Realität eingeholt. Während Humane bereits vom Markt verschwunden ist, kämpft Rabbit R1 mit Update-Problemen, bietet aber mittlerweile zumindest eine Unterstützung für die deutsche Sprache.
Auch bleiben grundlegende Fragen offen: Ist ein KI-Assistent, der so tief in den Alltag eingreift, wirklich eine Erleichterung oder eher eine Einschränkung der Wahlfreiheit? Und wie werden die Produzenten der Inhalte entlohnt, aus denen die KI ihre Antworten generiert?
Fazit: Das KI-Handy der Telekom könnte eine spannende Innovation sein – doch ob es sich tatsächlich als praktisches Alltagsgerät durchsetzt, bleibt abzuwarten.