5. August 2019, 12:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Smartphones chinesischer Hersteller werden immer beliebter. Wer die Handys in China kauft, kann sogar jede Menge Geld sparen. Ein Experte erklärt, worauf geachtet werden sollte.
„Made in China“ – das galt lange Zeit als Siegel für billige und qualitativ minderwertige Ware. Auch im Techniksektor machten viele Menschen lieber einen großen Bogen um Geräte oder gar Smartphones aus der Volksrepublik China. Zu groß war die Sorge, dass die bestellten Technik-Schnäppchen nicht funktionieren, es sich dabei meist sowieso nur um schlechte Kopien anderer Hersteller handele. Um es vorwegzunehmen: Das Blatt hat sich gewendet. Shenzhen ist längst zum größten Elektronikmarkt der Welt gewachsen.
Speziell auf dem Smartphone Markt haben die Geräte aus dem Reich der Mitte in puncto Software und Hardware ordentlich aufgeholt. Außerdem sind sie in einem Punkt meist unschlagbar: im Preis. Das ist der Grund, warum immer mehr Menschen – auch hierzulande – die preisgünstigen Handys online aus Fernost bestellen. Was Käufer beachten müssen, wenn sie zu Smartphones aus China greifen, das haben wir den Experten Jonas Andre gefragt. Noch vor einigen Jahren war die Bestellung eines Smartphones aus China sehr kompliziert. „Damals haben die Handys nicht direkt funktioniert, meist musste auf dem Smartphone zusätzlich Software installiert werden“, erklärt Jonas Andre. Um anderen Menschen einen Ratgeber für die Bestellung ihres Handys aus China zu geben, hat er gemeinsam mit anderen die Internetseite Chinahandys.net gestartet, auf der sie unterschiedliche Geräte aus China testen und Erfahrungsberichte darüber schreiben.
Vorteile von Chinahandys
Der größte Vorteil von Handys aus China ist der Preis. „Durchschnittlich 30 bis 40 Prozent können Verbraucher sparen im Vergleich zum Preis auf dem deutschen Markt“, sagt Jonas Andre. Und es kann sogar in einigen Fällen noch günstiger werden. So kaufen einige Menschen Smartphones chinesischer Hersteller, die schon gar nicht mehr existieren, weil die Unternehmen insolvent gegangen sind. „Ein Beispiel hierfür ist LeEco. Der Hersteller ist 2018 Bankrott gegangen, war bei vielen Menschen aber beliebt, weil die Hardware der Smartphones sehr gut war und bis heute ist. Einige Verbraucher kaufen die Handys heute noch aus China für circa 80 Euro und rüsten die Software selbst nach“, weiß Jonas Andre. In der Regel sei ein Nachrüsten der Software von aktuellen China-Handys nicht notwendig. Sollte dies dennoch nötig sein, gibt es zahlreiche OpenSource-Software, um das Smartphone einsatzfähig und auf den neuesten Stand zu bringen.
Nicht nur der Preis steht im Fokus der Käufer auch die Exklusivität spielt eine entscheidende Rolle. „Ebenfalls interessant sind China-Handys für Menschen mit besonderen Smartphone-Wünschen, einige wollen das Beste vom Besten und zahlen dafür auch gerne einen angemessenen Preis“, sagt Jonas Andre. Dazu zählt etwa das Oppo Find X für rund 800 Euro mit einer ausklappbaren Kamera oder das Vivo Nex für circa 600 Euro mit einer ausfahrbaren Frontkamera. Einige Handys werden nicht für den europäischen Markt hergestellt, sind hier deshalb käuflich nicht zu erwerben.
Manche Marken können sich in China nicht durchsetzen und werden gar nur für Übersee produziert. Meistens decken diese Marken besondere Nischen ab, wie etwa Smartphones für den Outdoor-Bereich oder Handys mit zwei- bis dreimal größeren Akkus. Marken wie Cubot, ULU Phone oder Blackview zählen dazu.
Übrigens: Nicht nur Smartphones sind auf dem chinesischen Markt günstiger, auch Ersatzteile kosten deutlich weniger.
Wo kaufen Verbraucher Smartphones aus China am besten?
Es gibt viele Online-Händler, die mit Smartphones aus China handeln. Auch bei Ebay oder Amazon werden Interessierte fündig – dort ist allerdings höchste Vorsicht geboten. „Bei Amazon oder Ebay kann es sein, dass für Käufer der Gang zum Zoll notwendig wird. Außerdem ist bei Händlern auf diesen Portalen oft nicht richtig deklariert, ob sie die Ware aus Deutschland oder direkt aus China beziehen“, sagt Jonas Andre.
Der Experte empfiehlt große chinesische Shops wie Gearbest, Bang Good oder AliExpress. „Bei kleineren Shops im Internet kann es sein, dass der Gang zum Zoll für den Käufer notwendig wird. Große Shops hingegen schicken ihre Ware in ein EU-Lager, von dort aus wird es erst nach Deutschland versendet – ein Zollbesuch für Verbraucher ist hierbei ausgeschlossen“, erklärt Andre.
Nachteile beim Kauf von Handys aus China
Wo das Handy herkommt, ist tatsächlich relevant, wenn es um die Gewährleistung geht. Die ist bei Smartphones aus China anders als bei Geräten aus Deutschland. „Beim Kauf von Smartphones aus China verzichtet der Käufer auf die Gewährleistung nach deutschem Recht“, sagt Jonas Andre. Einigen müssten sich Käufer bei Problemen meist mit dem jeweiligen Shop und die Garantie entsprechend dem Fall aushandeln. In deutschen Shops steht die Garantie nach deutschem Recht dagegen fest. Bei Problemen können Verbraucher diese etwa mit einem Anwalt einklagen.
Bedenken sollten Käufer auch, dass die Lieferzeiten häufig deutlich länger sind. Zehn bis 15 Tage dauert es ungefähr, bis das bestellte Smartphone zu Hause eintrifft. Angst vor einer Nicht-Lieferung brauche der Verbraucher nicht haben. Eine Lieferung sei in den chinesischen Shops garantiert, bei falscher oder defekter Ware gebe es das Geld zurück. „Die Reparatur eines defekten Smartphones kann im Zweifel länger dauern, weil das Handy aufwendig nach China geschickt werden muss. Reparaturzeiten von vier Wochen lauern aber auch bei Handys aus Deutschland eines chinesischen Herstellers, die ebenso nach China zur Reparatur versendet werden“, weiß Jonas Andre.
Nicht zuletzt schwingt bei chinesischen Smartphones auch immer der Sicherheitsaspekt mit. Inwiefern hier die chinesische Regierung mitwirkt, um an Daten der Nutzer zu gelangen ist nicht klar. Fakt ist: Die Volksrepublik China zensiert das Internet im eigenen Land – Facebook und Co. gibt es dort nicht, dafür heimische Alternativen. Wer so stark in die Informationsfreiheit seiner Bürger eingreift, dem sollte auch beim Datenschutz nicht blind vertraut werden. Man sollte sich zumindest bewusst sein, dass die Möglichkeit besteht, dass die Regierung auch bei den Technikkonzernen die Finger im Spiel haben könnte.
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Die Bestseller
Wer sich für ein Smartphone aus China entscheidet, sollte zunächst etwas Geduld mitbringen. „Wenn ein Hersteller ein Handy auf den Markt bringt, sollten Interessierte das Feedback abwarten. Das Neuste ist nicht immer das Beste – vor allem bei kleinen Herstellern“, warnt Andre.
Es gibt vor allem drei Smartphones, die bei deutschen Käufern besonders beliebt sind und deshalb häufig im virtuellen Einkaufskorb landen. Die stärkste Marke ist Xiaomi und das High-End-Gerät Xiaomi Mi 9. Auch eine Untermarke von Xiaomi, Redmi, ist für Käufer aus Deutschland sehr interessant – allen voran das Redmi Note 7. Die Geräte von Meizu sind weiter auf dem Vormarsch, haben ebenfalls Fans in Deutschland. Am häufigsten kaufen Verbraucher hier das Meizu Note 9. Wenn Sie noch unsicher sind, ob ein Smartphone aus China für Sie infrage kommt, können Sie die Ratgebersuche von Chinahandys.net nutzen.