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Klingeltöne

Was ist eigentlich aus Jamba und dem „Crazy Frog“ geworden?

Crazy Frog von Jamba!
Spätestens mit dem Auftauchen des „Crazy Frog“ kannte jeder Jamba Foto: picture-alliance/ dpa | Jens_Kalaene
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

6. Dezember 2022, 11:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Als mobile Telefone noch keine Smartphones waren, spielen individuelle Klingeltöne eine gewaltige Rolle. Anfang der 2000er Jahre startet das deutsche Unternehmen Jamba sein Klingelton-Imperium. Doch wie steht es heute um das Unternehmen?

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Was zunächst als lästige Randerscheinung auftaucht, raubt den jungen Menschen spätestens mit dem Auftritt des „Crazy Frog“ den letzten Nerv. Bis zu 150-mal am Tag läuft die Jamba-Klingelton-Werbung vor allem auf den beliebten Musikkanälen MTV oder Viva. Was ist aus dem sagenumwogenden Jamba-Spar-Abo geworden und kann ich es heute noch abschließen?

Zunächst einmal: Die Marke Jamba lebt noch immer, ist allerdings in der Versenkung verschwunden. Inzwischen liegt der Fokus auf dem Verkauf von Spielen fürs Smartphone oder von mehr oder weniger lustigen Emoticons. Das Spar-Abo ist gestorben.

Warum boomen Klingeltöne?

Als Jamba im August 2000 seine Pforten öffnet, trifft das Unternehmen den Nerv der Zeit. Das Handy befindet sich mehr und mehr auf dem Vormarsch, stellt allerdings immer noch eine Art Statussymbol dar.

Allerdings unterscheiden sich die mobilen Telefone oft nur durch die Farbe des Gehäuses. Der Bildschirm schillert damals noch nicht in den buntesten Farben, sondern langweilt mit pixeligen Motiven in Schwarz und Weiß.

Die werkseigenen, immergleichen Klingeltöne der Handy-Hersteller sorgen daher für Verwirrung, weil in einem Raum voller Menschen nicht mehr klar zu unterscheiden ist, welches Telefon da gerade angerufen wird. Damals gilt es als gesellschaftlich anerkannt, den Anrufton möglichst laut klingeln zu lassen. Schließlich bedeutet das Klingeln eines mobilen Telefons: „Hoppla, da ist jemand sehr wichtig.“

Um aus der Masse der Standard-Klingeltöne mit einer individuellen Note hervorzustechen, nutzen viele Handy-Besitzer das Angebot von Jamba. In den Anfängen hält sich das Unternehmen mit Werbung zurück.

Crazy Frog kommt aus Schweden

Gegründet haben Jamba die Brüder Alexander, Marc und Oliver Samwer. Die drei beweisen bereits in den Anfängen des Online-Handels einen ausgesprochen guten Riecher für lohnende Geschäftsideen. Die Brüder investieren später auch in den deutschen Online-Versandhändler Zalando und sind außerdem an den bekannten Online-Marken Delivery Hero, HelloFresh, Home24 und Westwing beteiligt.

Im Jahr 2003 taucht die 3D-Animation eines Frosches mit Motorradhelm und eindeutigem Geschlechtsteil im Internet auf. Die virtuelle Amphibie trägt zunächst den Namen „The Annoying Thing“ – übersetzt: Die lästige Sache. Später erhält das Tierchen den Beinamen „Crazy Frog“ und ist lästiger denn je.

Der Geburtsteich des Crazy Frog liegt in Schweden, wo ein 17-jähriger Jugendlicher mit dem Mund das Geräusch eines Zweitakt-Motors imitiert. Die Audio-Datei landet über Umwege im Internet. Freunde basteln daraufhin zu den Geräuschen die 3D-Animation des Crazy Frog.

Jamba sichert sich im Jahr 2004 für Werbezwecke die alleinigen Nutzungsrechte des Crazy Frog. Von da an brabbelt der Frosch von morgens bis abends auf deutschen TV-Bildschirmen und macht Werbung für das Jamba-Spar-Abo. Da der Crazy Frog das auf eine so aggressive Weise tut, häufen sich die Beschwerden und Klagen bei deutschen Gerichten gegen diese Art von Werbung.

Tatsächlich bewegt sich Jamba damals am Rande der Legalität. Weil viele junge Menschen zwar die lustigen Klingeltöne besitzen möchten, überlesen sie das Kleingedruckte. In der Folge landen viele junge Handy-Besitzer in der Schuldenfalle, weil sie gedacht hatten, sie würden nur für das Herunterladen eines einzigen Klingeltons bezahlen. Stattdessen hatten sie ein teures Abo abgeschlossen, welches sich nicht so einfach kündigen lässt.

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Nerviger Hitparaden-Stürmer

Der Crazy Frog führt später auch noch ein lästiges Eigenleben außerhalb der Werbewelt. Mit seinen Songs im Crazy-Frog-Style stürmt der Frosch die Charts. Zu den prominentesten Hassern des lästigen Frosches gehört damals die britische Band Coldplay. Denn die Crazy-Frog-Version des Klassikers „Axel F.“ verhindert im Jahr 2005 Platz 1 in den britischen Charts für den Coldplay-Song „Speed of Sound“.

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Neben dem Crazy Frog setzt Jamba auf weitere nervige Charaktere wie Schnuffel, Mauli, den Gummibären oder Sweety. Eine Playlist des Grauens findet sich im Übrigen auf Spotify.

Die Samwer-Brüder trennen sich im Jahr 2004 von Jamba und verkaufen ihr Klingelton-Imperium an das US-Unternehmen VeriSign für 273 Millionen US-Dollar. Weil Handys inzwischen auch soundmäßig zugelegt haben, verschwindet Jamba zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung. Mit dem Aufkommen von Smartphones ist das Geschäftsmodell Klingeltöne tot.

Wer heute die Webseite von Jamba besucht, kann dort noch immer Klingeltöne kaufen. Die Produktpalette erstreckt sich außerdem auf Spiele, Wallpaper, Logos oder Emoticons. Besonders bemerkenswert: Bis heute versprüht der Jamba-Webauftritt den Charme der frühen 2000er Jahre.

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