8. Dezember 2022, 15:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Apple erleichtert die Reparaturen von iPhone und Mac in Eigenregie. Die Werkzeuge und Originalteile hierfür stellt das Unternehmen gegen Gebühr bereit. Das Angebot gilt jedoch nur für einige Modelle.
Apple bietet ab sofort die Self-Service-Reparatur für das MacBook und iPhone in Deutschland an. Nutzern stehen gegen Gebühr Reparaturanleitungen, Originalteile und Werkzeuge von Apple zur Verfügung, informiert das Unternehmen. Dieses Angebot ist Teil der Bemühungen von Apple, die Reparierbarkeit eigener Produkte zu verbessern. Jedoch sollten nur technisch versierte Nutzer selbst Hand anlegen und eine Reparatur wagen. So geht der Tech-Gigant davon aus, dass die überwiegende Mehrheit der Kunden ohne Vorerfahrungen das Angebot nicht nutzt. Diese sollten lieber einen professionellen Dienstleister oder Techniker mit der Reparatur beauftragen.
Self-Service Store bietet über 200 Produkte zur iPhone-Reparatur
Apple bietet in einem Online-Store Ersatzteile, Werkzeugkits zum Leihen und Reparaturanleitungen. Unter anderem sind Drehmomentschrauber, Reparaturhalterungen, Display- und Batteriepressen erhältlich. Das Angebot gilt aber nur für die häufigsten Reparaturen neuerer iPhones sowie für MacBooks mit Apples M-Chips. Konkret gilt das Programm für folgende iPhone-Modelle:
- iPhone 12, 12 mini, 12 Pro und 12 Pro Max
- iPhone 13, 13 mini, 13 Pro und 13 Pro Max
- iPhone SE (3. Generation)
Apples aktuelle iPhone-14-Generation ist also bislang nicht Teil des Self-Service-Reparatur-Programms – und das obwohl das iPhone 14 eines der am besten zu reparierenden iPhones seit langem ist.
Die Originalteile und Werkzeuge sind in Europa in acht Ländern seit dem 06. Dezember verfügbar. Der Online-Shop steht Endkunden in Deutschland, Belgien, Polen, Italien, Frankreich, Großbritannien, Schweden und Spanien zur Verfügung. Für alle, die das Self-Service-Reparatur-Angebot nicht nutzen können oder wollen, stehen weiterhin über 4000 unabhängige Reparaturanbieter zur Verfügung. Diese werden von Apple ebenfalls mit Ersatzteilen versorgt und geschult.
Werkzeugkits zum Ausleihen oder kaufen
Wenn eine Reparatur eines Apple Produktes ansteht, ist der erste Schritt, in ein bereitgestelltes Reparaturhandbuch für das iPhone oder MacBook zu schauen. Diese sind auf Apples Support-Seite verfügbar. Bei iPhones ist die Reparatur im Self-Service auf ausgewählte Komponenten beschränkt. So sind folgende Teile beim iPhone austauschbar:
- Batterie
- Unterer Lautsprecher
- Rückseitige Kamera
- Display
- Sim-Fach
- Taptic Engine (Vibrationsmotor)
Auf der MacBook-Seite stehen Ersatzteile für das MacBook Air (2020) und MacBook Pro 13 (2020) sowie MacBook Pro 14 und 16 (2021) zur Verfügung. Es sind unter anderem Display, Lüfter, Batterie, USB-C-Platinen, Trackpad und MagSafe-Platinen austauschbar. Je nach Modell variiert das Angebot der Ersatzteile.
Das passende Werkzeug können Nutzer einzeln kaufen oder alternativ als Komplett-Kits für 59,95 Euro eine Woche lang mieten. Der Versand ist inklusive, aber die Preise sind generell hoch. Eine Reparatur lohnt sich trotzdem, weil ein Display schnell kaputt gehen kann und ein neues Gerät in dem Fall unwirtschaftlich ist. Jedoch trägt der Kunde ein gewisses Risiko, wenn sich nach einem Tausch herausstellt, dass noch andere Teile kaputt sind.
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Recht auf Reparatur?
Apple hat sich lange gegen ein Recht auf Reparatur gewehrt. Das Unternehmen hat bislang Ersatzteile bewusst nur an eigene Werkstätten und autorisierte Reparatur-Shops ausgegeben. Unabhängige Werkstätten und Privatpersonen hatten so keinen Zugriff auf fabrikneue Original-Ersatzteile. Apple begründete das Vorgehen mit Sicherheitsbedenken, weil Apple nur ein zertifiziertes Netzwerk aus Technikern unterhalten wolle. Unabhängige Werkstätten hatten es somit schwer, neue Originalteile zu bekommen. Auch wurde der Akkutausch bei einigen Modellen durch Software-Sperren erschwert, was bei einem Verschleißteil sehr ärgerlich ist. Die Einrichtung der Self-Service-Reparatur vom iPhone und MacBook zeigt eine Änderung der Strategie. In den USA ist das neue Programm vor allem eine Antwort auf die erfolgreiche Right-to-Repair-Bewegung (dt. „Recht auf Reparatur“). Anderseits werden die Vorgaben für Hersteller für Elektronikprodukte in der EU zunehmend strenger.
So hat die EU das Recht auf Reparatur gestärkt, indem Hersteller seit 2021 verpflichtet sind, Ersatzteile für bestimmte Produkte zehn Jahre lang bereitzustellen. Bis jetzt betrifft das unter anderem Kühlschränke, Spülmaschinen, Waschmaschinen und Fernseher. Somit soll sich die anfallende Menge von Elektroschrott reduzieren. Eine ähnliche Regelung ist für Smartphones und Tablets geplant. Dies betrifft den Austausch von Verschleißteilen wie Akkus, die für fünf Jahre zur Verfügung stehen sollen. Aber auch Sicherheit-Updates für ältere Modelle könnten für Hersteller bald zur Pflicht werden. Apple ist nun mit der Self-Service-Reparatur einer möglichen gesetzlichen Regelung zuvorgekommen. Gut so – denn 2019 vielen 53 Millionen Tonnen Elektroschrott weltweit an. Prognosen nach könnten die Zahlen weiter steigen, auf über 74 Millionen Tonnen im Jahr 2030 steigen.
Mit Material der dpa
Quellen:
- Taggesschau, Wo es beim Recht auf Reparatur hakt, aufgerufen 08.12.22.
- Satista, Erzeugung von Elektroschrott weltweit in den Jahren von 2014 bis 2019 und eine Prognose bis 2030, aufgerufen 08.12.22.
- Apple Newsroom: Apple startet Self Service-Reparatur in Europa, aufgerufen 08.12.22.