12. Februar 2024, 15:17 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Internet hält sich hartnäckig der Mythos, dass es bei einem Wasserschaden hilft, das Smartphone über Nacht in Reis zu legen. Reparaturexperten raten schon lange von dieser Methode ab und nun warnt auch Apple selbst davor, das vermeintliche Wundermittel für das iPhone einzusetzen.
Moderne Smartphones, darunter auch das iPhone, haben seit Jahren ein IP-Rating, das den Schutz vor Eindringen (Ingress Protection) von Staub und Wasser angibt. Das gibt Nutzern ein Gefühl von Sicherheit – das jedoch etwas irreführend sein kann. Denn die Vergabe eines IP-Ratings erfolgt nach Labortests mit reinem Süßwasser beziehungsweise Trinkwasser. Doch es ist nicht das Wasser selbst, das gefährlich für das Smartphone ist, sondern die Partikel darin, etwa Mineralien wie Salz. TECHBOOK erklärt, warum Reis bei einem Wasserschaden am iPhone nicht hilft – und stattdessen das Problem sogar verschlimmern kann.
Sie wollen keine wichtigen News und praktischen Ratgeber mehr verpassen? Dann folgen Sie uns bei WhatsApp.
Apple warnt davor, das iPhone in Reis zu legen
Fast jeder hat zu Hause eine Packung Reis griffbereit. Dieser ist nicht nur ein beliebtes Lebensmittel. Das Getreide gilt als saugfähig, weshalb sich schon seit geraumer Zeit der Mythos hält, es könne bei einem Wasserschaden die Flüssigkeit aus einem Smartphone aufsaugen, wenn man es darin einlegt. Experten warnen schon seit einiger Zeit vor diesem Vorgehen; nun zieht Apple nach und veröffentlicht einen Hinweis in Bezug auf das iPhone.
Bei Kontakt mit Wasser im Lightning- oder USB-C-Port zeigt das iPhone eine Flüssigkeitswarnung an. Erscheint die Mitteilung, ist es nicht möglich, das Smartphone zu laden oder Zubehör über den Lade-Port zu nutzen, bis dieser wieder trocken ist.
Lesen Sie auch: Was tun, wenn das Smartphone ins Wasser gefallen ist?
Auf seiner aktualisierten Support-Seite warnt Apple nun davor, den Trocknungsprozess durch Einlegen in Reis zu beschleunigen: „Lege das iPhone nicht in einen Sack Reis, da es durch kleine Reiskörnchen beschädigt werden könnte.“ Auch vom Einsatz eines Föhns sowie Wattestäbchen und Küchenpapier rät Apple ab.
Stattdessen sollten Nutzer das iPhone mit dem Port nach unten leicht ausklopfen, etwa auf der Handfläche, um restliches Wasser zu entfernen. Zum Trocknen empfiehlt das Unternehmen, das Gerät an einen gut durchlüfteten Ort zu legen und erst nach 30 Minuten wieder an den Strom anzuschließen. Es kann sogar bis zu 24 Stunden dauern, bis das Wasser komplett verdunstet ist und die Flüssigkeitswarnung verschwindet.
TECHBOOK Basics Was tun, wenn das Smartphone ins Wasser gefallen ist?
Trotz IP-Zertifizierung Klage gegen Apple – iPhones nicht so wasserdicht wie behauptet?
TECHBOOK klärt auf Was bedeuten IP67 und IP68 bei wasserdichten Smartphones?
Nicht die Flüssigkeit, sondern Korrosion verursacht Schäden
Wenn Flüssigkeit nur in den Lade-Port eingedrungen ist, hat das normalerweise keine weiteren Auswirkungen auf die Funktionstüchtigkeit. Anders sieht es aus, wenn Wasser in das Gehäuse selbst gerät. In diesem Fall kann es fatale Folgen haben, das Smartphone einfach nur trocknen zu lassen.
Die Gefahr für ein Smartphone beim Kontakt mit Wasser geht in der Regel nicht von der Flüssigkeit selbst, sondern den darin enthaltenen Partikeln aus. Deswegen gilt etwa ein IP-Rating nur für reines Süßwasser – und nicht für Meerwasser, das große Mengen an Salz und weiteren Mineralien enthält. Die Partikel sind das, was auch nach dem Verdunsten des Wassers übrig bleibt und zur Korrosion führt. Diese kann sich weiter ausbreiten – auch noch lange nachdem das Gerät in Kontakt mit Wasser gekommen ist.
In den seltensten Fällen führt ein Wasserschaden direkt zu einem Defekt. Moderne Smartphones schalten sich intelligent ab, wenn kritische Komponenten in Kontakt mit Flüssigkeit kommen. Anschlüsse im Inneren sind in der Regel durch Gummidichtungen geschützt. Ein Kurzschluss ist daher recht unwahrscheinlich und das Gerät startet nach dem Trocknen wie gewohnt. Doch die verbleibenden Partikel können auch Monate später noch Korrosion verursachen und zu einem Defekt führen. Aus eigener Reparaturerfahrung weiß ich, dass Korrosion die Kontaktstellen an Anschlüssen angreift und so langsam aber sicher das Smartphone von innen heraus zerstört.
Reparaturexperten warnen deswegen auf dem Ifixit-Blog davor, ein Gerät mit Wasserschaden im Inneren überhaupt trocknen zu lassen. Stattdessen sollten Betroffene versuchen, das Wasser mit einer reineren Flüssigkeit zu verdrängen. Isopropyl-Alkohol mit einer Konzentration von mehr als 90 Prozent ist am effektivsten. Der Reinigungsalkohol ist nicht leitfähig und kann den Komponenten nichts anhaben, spült aber im Optimalfall das Wasser samt der gefährlichen Mineralien vollständig weg.