26. September 2023, 14:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Apple hat das Grundgerüst des iPhone 15 Pro komplett neu designt. Statt aus Edelstahl besteht das Gehäuse nun aus einer Mischung aus Aluminium und Titan. Damit soll das Smartphone leichter und trotzdem widerstandsfähig sein. Ersten Nutzerberichten zufolge ist das Ganze jedoch mit einigen Startschwierigkeiten verbunden.
Auf Social Media berichten frühe Käufer des iPhone 15 Pro/Pro Max über zahlreiche Probleme mit dem Premium-Smartphone. Währen das iPhone 15/15 Plus praktisch keine Mängel aufweist, häufen sich beim Pro die Beschwerden über das neue Titangehäuse und eine unzureichende Qualitätskontrolle. TECHBOOK-Redakteur Adrian Mühlroth fasst die Berichte zusammen und erklärt, was Betroffene tun können.
Übersicht
Empfindliches Titangehäuse
Eigentlich sollte das neue Gehäuse des iPhone 15 Pro eines der größten Probleme der Vorgänger beseitigen: das hohe Gewicht. Titan ist leichter als Edelstahl und trotzdem sehr widerstandsfähig. Das Metall ist jedoch teuer und schwer zu verarbeiten. Der innere Rahmen besteht deshalb aus Aluminium und nur etwa eine ein Millimeter dicke äußerer Umrandung besteht aus Titan. Da das Metall sich nicht einfach einfärben lässt – ein Farbmantel würde schnell abblättern – setzt Apple auf einen Prozess namens Physical Vapor Deposition. Bei der physikalischen Gasphasenabscheidung – kurz PVD – wird ein Material in der gewünschten Farbe in einem Vakuum vaporisiert und dann auf einer Oberfläche abgelagert.
Das Problem mit PVD ist, dass sich das oberflächliche Material durch Berührung mit schmutzigen oder öligen Fingern temporär verfärben kann. Tatsächlich berichten Nutzer auf Reddit über genau diese Verfärbung, die anscheinend vor allem rund um die Lautstärketasten, den Anschaltknopf und den Action Button auftritt.
Apple ist dieses Verhalten bekannt. In seinem Support-Artikel zur korrekten Reinigung hat das Unternehmen einen Absatz explizit für das iPhone 15 Pro/Pro Max hinzugefügt: „Bei iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max kann das Öl von Ihrer Haut möglicherweise die Farbe des Außenbands temporär ändern. Das Abwischen des iPhones mit einem weichen, leicht angefeuchteten, flusenfreien Tuch stellt das ursprüngliche Aussehen wieder her.“
Die Beschichtung scheint jedoch nicht nur anfällig für Verfärbung zu sein, sondern zerkratzt Nutzerberichten auch sehr leicht. Selbst ein Fall aus geringer Höhe soll bereits Kratzer und Dellen hinterlassen. Sogar eine Schutzhülle konnte einem Nutzer zufolge das Gehäuse nicht vor Beschädigung schützen.
Probleme bei der Qualitätskontrolle des iPhone 15 Pro?
Es ist relativ normal, dass bei der ersten Charge eines umfangreich neu designten Produkts defekte Einheiten bei Käufern ankommen. Beim iPhone 15 Pro scheint die Qualitätskontrolle jedoch eklatante Fertigungs-Probleme nicht erkannt zu haben.
So berichten Nutzer auf Reddit und X (früher Twitter) über eine Reihe von Mängeln, die sowohl in der Verkaufsversion als auch in Ausstellern auftreten sollen. Direkt nach dem Auspacken haben einige Käufer festgestellt, dass ihr iPhone bereits Dellen und Kratzer im Gehäuse hat. Auch das Displayglas und die Glasrückseite sollen vereinzelt Kratzer aufweisen. Hinzu kommen Berichte über Schmutzablagerung unter der Kameralinse.
Weitere Probleme scheint es ab Werk mit der Farbbeschichtung des iPhone 15 Pro zu geben. Ein etwa einen Zentimeter breiter Abschnitt zwischen SIM-Kartenslot und Lautstärketasten weist dabei einen anderen Farbton als der Rest des Rahmens auf. Außerdem gibt es vereinzelt Berichte über Displayeinheiten, die nicht korrekt am Rahmen ausgerichtet sind und dadurch Lücken hinterlassen, sowie über unsaubere Übergänge zwischen den Antennenbändern im Außenband.
Überhitzen bei normaler Nutzung
Im iPhone 15 Pro setzt Apple auf einen neuen Chip, der erstmals den Zusatz „Pro“ hat. Der A17 Pro soll in der Lage sein, Triple-A-Konsolentitel auf dem iPhone darstellen zu können. „Assassin’s Creed Mirage“, „Death Stranding“ und „Resident Evil Village“ sind bereits exklusiv für das iPhone 15 Pro angekündigt.
Doch der Chip scheint bei einiges Nutzern Probleme zu verursachen, die dazu führen, dass das iPhone 15 Pro auf mehr als 40 Grad überhitzt. Bereits bei normaler Nutzung soll das Smartphone so heiß werden, dass es sich kaum noch berühren lässt:
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Was betroffene Nutzer tun können
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Käufer direkt beim Auspacken einen Produktionsfehler entdecken. In diesem Fall greift die gesetzliche Gewährleistung, beziehungsweise die Hersteller-Garantie. In den ersten zwölf Monaten nach dem Kauf muss der Hersteller beweisen, dass ein Defekt nicht bereits ab Werk bestand. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Käufer bei Online-Ordern direkt nach dem Erhalt die Ware überprüfen und von ihrem 14-tägigen Widerrufsrecht Gebrauch machen. Es kann auch nicht schaden, den Fehler direkt mit einem Foto oder Video zu dokumentieren.
Bei Schäden, die zu einem späteren Zeitpunkt auftreten, gestaltet sich die Lage schwierig. Denn in der Regel gelten diese Fälle als eigenes Verschulden und sind daher nicht von der gesetzlichen Gewährleistung gedeckt. Einzig Zusatz-Garantien wie AppleCare+ können hier eine Ausnahme bilden, sofern explizit Schäden wie Kratzer darunter abgedeckt sind. Im Zweifel ist es am besten, zuerst den Apple-Support zu kontaktieren.
Ansonsten können Betroffene nur darauf hoffen, dass tatsächlich ein Produktionsfehler vorliegt und Apple das auch zugibt. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht absehbar, wie weitverbreitet das Problem mit der Beschichtung wirklich ist.
TECHBOOK hat Apple um Kommentar und Aufklärung, was betroffene Käufer tun können, gebeten.