20. September 2022, 14:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das iPhone 14 scheint oberflächlich ein langweiliges Upgrade gegenüber dem iPhone 13 zu sein. Äußerlich sind praktisch keine Änderungen zu erkennen. Doch unter der Haube hat sich einiges getan.
Es ist die größte Änderung im iPhone-Design seit dem iPhone X. Das mag auf den ersten Blick nicht so wirken – denn von außen betrachtet sieht es aus wie bisherige Apple-Smartphones. Doch im Inneren ist es das iPhone 14 nicht mehr wiederzuerkennen.
Was hat sich geändert?
Bislang waren iPhones auf die Reparatur von häufiger defekten Bauteilen wie Display, Akku, Kamera und Ladeanschluss ausgelegt. Dafür lässt sich mit relativ niedrigem Aufwand das Display abnehmen, womit man direkt Zugriff auf die anderen Komponenten im Inneren erhält. Der Nachteil an dieser Herangehensweise ist, dass keine einfache Reparatur der ebenfalls häufig von Fallschäden betroffene Glasrückseite möglich ist. Der Austausch der Rückseite ist daher eine der teuersten iPhone-Reparaturen überhaupt. Je nach Grad der Beschädigung sind mehr als 500 Euro fällig – etwa wenn die komplette Rückseite getauscht werden muss.
Mit dem iPhone 14 löst Apple dieses Problem. Zwar ist das Display weiterhin mit wenig Aufwand abnehmbar. Damit erhält man aber nun nicht mehr Zugriff auf das iPhone-Innenleben. Stattdessen ist nun auch die Glasrückseite entfernbar, hinter der sich alle weiteren Bauteile befinden. Damit macht Apple praktisch eine 180-Grad-Wende. Anstatt wie bisher über die Vorderseite wird das iPhone 14 nun wie viele Android-Smartphones über die Rückseite repariert. Trotzdem behält es den relativ einfach reparierbaren Bildschirm auf der Vorderseite bei. Das iPhone 14 verbindet also das beste aus beiden Welten und macht die Reparatur dadurch so einfach wie nie.
iPhone 14 macht Reparatur günstiger
Das letzte iPhone, das noch über die Rückseite zu öffnen war, ist das 4s aus dem Jahr 2011. Damals war es allerdings nicht möglich, das Display unabhängig von der Rückseite zu reparieren. Wie es auch heute bei vielen Android-Smartphones der Fall ist, musste man sich damals durch das komplette Innenleben des Geräts kämpfen, um das Display zu entfernen. Die Herangehensweise im iPhone 14 ist daher auch für Apple gänzlich neu.
Nicht nur macht Apple die Reparatur des iPhone 14 deutlich einfacher – sondern auch günstiger. Das Unternehmen bietet den Tausch der Rückseite nun bereits für 199 Euro an. Das ist immer noch viel Geld, im Vergleich zum iPhone 14 Pro und 14 Pro Max aber günstig. Für das 14 Pro bietet Apple den Austausch für 599 Euro an – beim 14 Pro Max für ganze 668,99 Euro. Das hat einen Grund. Denn so löblich das reparaturfreundliche Design des iPhone 14 auch ist, beim iPhone 14 Pro bleibt leider alles beim Alten. Hier ist die Rückseite nicht abnehmbar und muss daher im Reparaturfall komplett getauscht werden.
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Apple verschweigt größte Änderung im iPhone 14
Kyle Wiens, Reparatur-Experte von „iFixit“, betont, „wie bedeutend diese Änderung ist. Um einen Anhaltspunkt zu geben, Samsung hat seine Smartphone-Architektur seit 2015 nicht geändert.“ iFixit gibt dem iPhone 14 deshalb einen Reparaturfähigkeits-Score von 7 von 10 Punkten – der beste Wert für ein iPhone seit Jahren. Zuletzt bekam das iPhone 7 von 2016 diese Wertung. Laut Wiens sei das neue Design ein großer Fortschritt: „Diese Änderungen am iPhone tragen dazu bei, dass es länger hält und reduzieren seine Auswirkungen auf den Planeten.“
Angesicht dieses umfangreichen Redesigns verwundert es, dass Apple kein Wort darüber beim September-Event verloren hat. Statt der geringfügigen Änderungen gegenüber dem iPhone 13 hätte das Unternehmen die Reparaturfähigkeit des iPhone 14 betonen können. Stattdessen hat es kein Wort darüber verloren. Apple hat den Umbau des iPhone 14 so geheim gehalten, dass Reviewer erst jetzt beim Öffnen des Smartphones davon erfahren haben.
Ein Schritt in die richtige Richtung
In den vergangenen Jahren hat sich vor allem in den USA eine starke „Right to Repair“-Bewegung („Recht auf Reparatur“) gebildet, die auch von US-Präsident Biden unterstützt wird. Besonders Apple ist mit seinen Software-Sperren für Ersatzteile und eingeschränkten Reparaturmöglichkeiten außerhalb von lizenzierten Anbietern oft im Visier der Bewegung. So hatte Apple etwa im iPhone 13 eine Sperre für Display-Ersatzteile vorgesehen. Wurde die Kamera mit einem Original-Ersatzteile getauscht, funktionierte das Entsperren per Face ID nicht mehr. Nach viel Kritik aus dem „Right to Repair“-Lager machte Apple diese Sperre rückgängig. Mitte 2022 hat Apple zudem das „Self Service Repair“-Programm gestartet. Damit bietet das Unternehmen erstmals einige Ersatzteile und das nötige Werkzeug für Reparaturen in Eigenregie an.
Auch in Europa treibt die EU-Kommission Verbesserungen bei der Reparatur voran. So enthält ein neuer Gesetzentwurf die Forderung an Unternehmen, für fünf Jahre Ersatzteile für ihre Smartphones und Tablets zur Verfügung zu stellen.