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Aus China

Was man über den Smartphone-Hersteller Honor wissen sollte

Honor gehörte ehemals zu Huawei, ist nun aber eigenständig
Honor gehörte ehemals zu Huawei, ist nun aber eigenständig Foto: picture alliance / Sipa USA | SOPA Images
Andreas Kötter
Freier Redakteur

15. Januar 2025, 17:35 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Ziel der einstigen Huawei-Tochter Honor war es zunächst, mit preisgünstigen Smartphones der Mittelklasse eine jüngere Käuferschaft zu erreichen. Mittlerweile aber ist Honor eigenständig und fordert mit Premium-Modellen die Konkurrenz nicht nur heraus, sondern dominiert mitunter gar die Bestenlisten.

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Honor wurde 2013 in Shenzhen als Tochter von Huawei gelauncht. Das Mutter-Unternehmen, dessen Schwerpunkt auf der Entwicklung und Herstellung von Geräten der Kommunikationstechnik liegt, wurde seinerseits bereits 1987 gegründet. Mit Honor wollte man eine Smartphone-Marke auf dem stetig wachsenden chinesischen Mobilfunk-Markt platzieren, die mit preisgünstigen Smartphones eine jüngere Käuferschicht ansprechen sollte. Und nachdem man 2014 auch den internationalen Markt in Angriff genommen hatte, war Honor 2015 bereits in mehr als 70 Ländern vertreten. Eine beeindruckende Expansion, die allerdings schon bald jäh gestoppt werden sollte.

Sanktionen und Wirtschaftsembargo gegen Huawei und Honor

Mittels eines am 15. Mai 2019 erlassenen Dekrets erklärte der damalige US-Präsident Donald Trump den „Nationalen Notstand“ für die USA im Bereich der Telekommunikation. Ein Szenario, das es der US-Regierung erlaubte, Geschäfte zwischen heimischen Unternehmen und jenen anderer Staaten rigoros zu unterbinden. Trump sah die nationale Sicherheit der USA gefährdet, da „ausländische Feinde“ zunehmend Schwachstellen in der Kommunikationstechnik ausnutzen würden. Gemeint war China.

Und kurz darauf untersagte das US-Handelsministerium „alle Geschäfte, die inakzeptable Risiken für die Vereinigten Staaten oder für die Sicherheit von Amerikanern bedeuten.“ Ein Beschluss, der sich in erster Linie gegen den chinesischen Konzern Huawei und damit auch gegen Honor richtete.

Huawei verliert Google-Anbindung

Die Folgen waren fatal. Da die Zusammenarbeit mit Google jetzt weitestgehend verboten war, drohten die Android-basierten Smartphones von Huawei und Honor für den internationalen Markt praktisch jegliche Existenzberechtigung zu verlieren. Zwar war die für den 21. Mai 2019 geplante Umsetzung der Sanktionen zunächst um 90 Tage verschoben worden. Das allerdings war weniger ein Entgegenkommen gewesen als dem bloßen Eigeninteresse der US-Regierung geschuldet. Denn ausgerechnet Huawei war es, das Teile der Mobilfunk-Infrastruktur der USA bereitstellte.

Huawei reagierte allerdings rasch und erklärte anlässlich einer Entwicklerkonferenz am 9. August 2019, man plane für die Smartphone-Sparte zunächst weiter mit Android. Bei allen anderen Produkten, wie TV-Geräten oder Smartwatches, wolle man aber auf das eigene Betriebssystem HarmonyOS zurückgreifen. Und tatsächlich bedeutete die Präsentation von HarmonyOS 2.0 am 10. September 2020, dass Smartwatches, Gesundheitsarmbänder, Lautsprecher, Kopfhörer und TV-Geräte nun HarmonyOS-basiert waren.

Der Zwist mit der US-Regierung war damit aber natürlich nicht vom Tisch. Huawei schaltete sogar auf Angriffsmodus und beschuldigte die Trump-Administration, „vielfältige skrupellose Mittel“ einzusetzen, um den Geschäftsbetrieb des Unternehmens zu stören. Gar eine „Kampagne der US-Regierung, andere Staaten wie Deutschland dazu zu drängen, Huawei-Technologie von Mobilfunknetzen fernzuhalten“, vermuteten die Chinesen. Wie nicht anders zu erwarten, bewirkten diese Vorwürfe aber keine Verbesserung der Lage. Vielmehr verschärfte die US-Regierung die Sanktionen sogar noch.

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Honor wird zur eigenständigen Marke mit neuer Ausrichtung

Denn jetzt hatten Huawei und Honor nicht nur keinen Zugang mehr zu Android und zu Google Services wie Google Maps, sondern waren zudem im Hinblick auf Hardware eingeschränkt. So stoppte Samsung den Chip-Verkauf an Huawei, und auch der Speicherhersteller SK Hynix, ebenfalls aus Korea, stellte die Kooperation ein. Entsprechend waren die Folgen für Huawei und Honor dramatisch. So berichtete das koreanische Wirtschaftsnews-Portal „The Elec“ im September 2020 über eine „drastische Reduktion der Smartphone-Produktion bei Huawei um knapp 74 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“

Um Honor eine Überlebenschance zu geben, verkaufte Huawei seine Tochter im November 2020 schließlich. Käufer war Shenzhen Zhixin New Information Technology, ein staatlich kontrolliertes Händler-Konsortium. So konnte das einstige Tochter-Unternehmen bereits im Januar 2021 das erste nicht von einem Huawei-Gerät abgeleitete Smartphone-Modell auf den Markt bringen. Und im Dezember desselben Jahres präsentierte Honor mit dem Modell Honor 50 erstmals seit dem Beginn des Wirtschaftsembargos wieder ein Smartphone mit Google-Services-Unterstützung.

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Honor-Smartphones feiern Erfolge

Seitdem hat sich Honor Schritt für Schritt von einem Anbieter preisgünstiger Smartphones hin zu einer Marke entwickelt, die heute längst auch Highend-Potenzial aufweist. So führte das Honor Magic 5 Pro auch anderthalb Jahren die Bestenliste einiger Fachmagazine an. Der eigene Nachfolger, das Magic 6 Pro, knüpfte an die Erfolge an. Besonders konnte Honor bei diesen Modellen mit der Kamera und der langen Akkulaufzeit punkten. Gespannt sein darf man, wie sich das Magic 7 Pro schlagen wird, dessen Markteinführung in Europa Honor am 15. Januar verkündet hat.

Bei den immer stärker auf den Markt drängenden Foldables nimmt Honor ebenfalls einen Spitzenplatz ein. So lässt das Magic V3 viele andere Falt-Smartphones hinter sich, ist mit einer UVP von 1999 Euro aber auch sehr teuer.

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Auch wenn die aktuellen Honor-Smartphones mittlerweile oft Preise jenseits der 1000-Euro-Marke haben, bietet der Hersteller auch für den schmaleren Geldbeutel noch immer Produkte an, die bei Auftritt, Leistung und Kaufpreis rundum überzeugen können. Man wolle „eine globale, ikonische Technologiemarke werden und Menschen in allen Lebensbereichen und über alle Kanäle ein smartes Leben ermöglichen“, heißt es dazu auf der Honor-Homepage. Das mag einerseits nach typischem Marketing-Sprech klingen. Andererseits kann man Honor angesichts seiner ausgereiften Produkte das Zeug zur ikonischen Smartphone-Marke wohl kaum noch absprechen.

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