18. April 2024, 18:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer kennt es nicht: Statt einem geselligen Beieinander glotzen alle auf ihre Smartphones. Ausgerechnet ein Bierbrauer möchte mit seinem „Boring Phone“ nun dagegen vorgehen. TECHBOOK kennt die Hintergründe von diesem ungewöhnlichen Projekt.
Es klingt fast wie eine Verschwörungstheorie: Smartphones begleiten uns in fast jedem Moment unseres Alltags. So auch, wenn wir Freunde treffen, feiern oder mit dem Partner oder der Partnerin romantisch essen gehen. Doch oft genug wird das angeregte Gespräch abrupt unterbrochen, weil das Gegenüber „nur schnell“ mal E-Mails checkt, jemandem auf WhatsApp schreibt oder in die Untiefen von TikTok und Instagram abgleitet. Und wer leidet am meisten unter dem Zerfall unseres Soziallebens? Richtig! Bierbrauer wie Heineken, deren Kernprodukt ganz und gar auf ein geselliges Zusammensein abzielt. Doch Heineken lässt sich nicht lumpen, sondern liefert eine Lösung: Da Smartphones uns ablenken, setzt das Brauereiunternehmen auf sein eigenes „Boring Phone“.
Brauerei besorgt um unser Sozialleben
Es wäre nicht das erste Mal, dass Heineken sein Gespür für kluge Marketing-Kampagnen unter Beweis stellt. Das beste Beispiel dürfte wohl das „Heineken Experience“ in Amsterdam sein, wo Besucher bereitwillig relativ viel Eintritt für eine als Biermuseum getarnte Werbeveranstaltung bezahlen. Bei dem Projekt Boring Phone hat die niederländische Brauerei noch den Telefonhersteller HMD sowie das Modelabel Bodega ins Boot geholt. Herausgekommen ist ein rustikales Klapp-Handy im Stil der frühen 2000er und den Farben von Heineken. Und auch für HMD ist dies nicht die erste medienwirksame Kooperation. So plant das Unternehmen auch ein Barbie-Phone in Zusammenarbeit mit Mattel.
Der Name des Handys verspricht nicht zu wenig, denn hierbei handelt es sich nicht um ein Smartphone. Einen Internetzugang, Apps oder gar Social Media gibt es dementsprechend nicht. Schließlich soll das Telefon nur zwei Zwecke erfüllen: Die Kommunikation mit Freunden ermöglichen und ansonsten – nicht ablenken. Telefonieren und SMS schreiben sind aber kein Problem. Denn auch Heineken hat ein Interesse daran, dass sich Nachtschwärmer und Partygänger während des Barhoppings koordinieren können. Dementsprechend heißt es in der Pressemitteilung: „Es ist darauf ausgelegt, die Grundlagen für einen tollen Abend zu liefern: Anrufe tätigen und empfangen sowie Textnachrichten senden.“
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Boring Phone für Digital Detox
Fotos sind natürlich auch möglich, allerdings arbeitet das Boring Phone mit einer 0,3-MP-Kamera. Zum Vergleich: 12 MP sind eigentlich der Standard. Bilder in HD-Qualität? Fehlanzeige. Dafür besticht das Boring Phone mit einem grün-durchsichtig gehaltenen Design, großen Tasten und einem 2,8 Zoll großen QVGA-Innendisplay in monochromatischem Grün. Das Außendisplay misst dagegen 1,77 Zoll und zeigt – wenig subtil – zwei Heinecken-Flaschen beim Anstoßen.
Erstmals vorgestellt wurde das Boring Phone auf der Milan Design Week am 18. April 2024. Weltweit sollen nur 5.000 Exemplare von Heinekens erstem Handy produziert werden. Regulär zum Verkauf gibt es dieses spezielle Gerät aber nicht. Stattdessen verschenken Heineken, HMD und Bodega das Boring Phone. Und all das nur für den edlen Zweck, unser Nacht- und Partyleben zu retten. Dafür ist das Flip-Phone mit einer Standby-Akkulaufzeit von einer Woche ausgestattet.
Wer bei modernen Smartphones den klassischen 3,5mm-Kopfhöreranschluss vermisst, darf sich beim Boring Phone ein, zwei Freudentränen verdrücken. Musik streamen ist aber leider nicht möglich. Dafür besitzt das Retrogerät ein Dual-SIM-System und ein LTE-Modem, was einen soliden Mobilfunkempfang ermöglichen sollte. Beenden kann man die Telefonate dann durch das ikonische Zuklappen des Handys – ein Feature, das herkömmliche Smartphones vor der Flip- and Fold-Ära schmerzlich vermissen ließen.
Und allen, denen bei dieser Beschreibung das Herz leicht wird, die aber kein Boring Phone ergattern konnten, bietet Heineken eine Alternative: Ab Juni soll es eine App geben, die auch reguläre Smartphones vorübergehend in ein Boring Phone verwandelt. Nur auf das haptische Zuklappen wird man weiterhin verzichten müssen.