22. Dezember 2022, 18:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die ersten faltbaren Smartphones waren noch sehr empfindlich und teuer. Wie praxistauglich ist die neueste Generation?
Die Grundidee der Falt-Smartphones ist bestechend: Sie bieten eine große Bildschirmfläche, obwohl das Gerät selbst kompakt ist und gut in die Hosentasche passt. Bereits 2018 stellte der chinesische Hersteller Royole mit dem Flexpai das erste Smartphone mit faltbarem Bildschirm vor. Als Samsung und Huawei 2019 mit ihren Geräten auf den Markt kamen, zeigten sich aber auch schnell die Nachteile: Der Faltmechanismus erwies sich als eine große Schwachstelle. Scharniere und andere bewegliche Teile konnten leicht beschädigt werden.
Inzwischen gibt es die vierte Generation Klapp- und Falt-Geräte. Bei ihnen sollen die Kinderkrankheiten überwunden sein, versprechen die Hersteller. Wir haben mit drei Modellen einen Praxistest unternommen, um zu überprüfen, wie gut man im Alltag mit einem Smartphone zum Falten oder Zusammenklappen zurechtkommt und ob sich der Premiumpreis für die sogenannten Foldables lohnt.
Drei Kandidaten auf dem Prüfstand
Getestet haben wir die Falt-Smartphones Samsung Galaxy Z Flip 4 und Fold 4, sowie das Motorola Razr 2022. Bei Flip 4 und Razr handelt es sich um sogenannte Clamshell-Modelle. Sie falten horizontal und werde erst aufgeklappt zu einem Smartphone in Normalgröße.
Das Samsung Galaxy Z Fold 4 hingegen ist im zugeklappten Zustand bereits ein vollwertiges Smartphone. Aufgeklappt wie ein Buch vergrößert sich die Fläche vom üblichen Formfaktor jedoch auf Tablet-Format.
Für alle Kandidaten gilt: Um die mechanische Stabilität des Scharniers muss man sich keine großen Gedanken mehr machen. Anders als bei den Klapp-Geräten der ersten Generation ist die komplizierte Mechanik nicht mehr fragil, sondern in stabile Metallrahmen eingefasst. Die Display-Falte ist zwar deutlich sichtbar, nach einiger Zeit nimmt man sie aber nicht mehr wahr.
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Tauchgang oder Regenschauer?
Samsung hat seine aktuellen Falt-Smartphones eine IPX8-Zertifierung verpasst. Das bedeutet, dass bis zu einer Wassertiefe von zwei Metern untertauchen können. Möglich ist das durch eine Abdichtung aller inneren Komponenten, selbst wenn Wasser unter das Display kommt. Aber Achtung: das „X“ in der Zertifizierung gibt an, dass kein Schutz vor Staub besteht, wie es bei den meisten anderen Smartphones der Fall ist.
Motorola gibt dagegen seinem neuen Razr nur eine IP52-Zertifizierung mit auf den Weg. Das heißt: einen Regenschauer wird es überstehen. Ins Wasser fallen lassen sollte man das Razr 2022 dagegen nicht. Dafür ist das Smartphone jedoch vor Staub geschützt – auch gut.
Samsung ist es weder beim Flip 4 noch beim Fold 4 gelungen, den keilförmigen Spalt loszuwerden, der entsteht, wenn man die Foldables zusammenklappt. Das bekommen auch Huawei oder Oppo bei ihren Falt-Smartphones unauffälliger hin. Aber diese Geräte sind aber in Europa ohnehin nur schwer zu bekommen.
Im direkten Vergleich der Klapp-Smartphones kann sich das Razr 2022 mit dem größeren Außendisplay ein wenig vom Flip 4 absetzen. Beim Samsung-Gerät fällt der Touchscreen mit 1,9 Zoll Bildschirm-Diagonale und 260 zu 512 Pixeln doch sehr klein aus. Das Motorola ist dagegen 2,7 Zoll groß und bietet 800 zu 573 Pixel.
Praktisch sind die kleineren Außendisplays aber bei beiden Geräten: Sie zeigen eingehende Anrufe und Nachrichten sowie die Uhrzeit und Ladezustand an. Und man kann auf die wichtigsten Funktionen des Smartphones zugreifen und beispielsweise Anrufe starten oder Smart-Home-Geräte steuern, ohne die Smartphones aufklappen zu müssen. Leider sind beide Außendisplays ein Magnet für Fingerabdrücke.
Keine Spitzenkameras bei den Klapp-Telefonen
Wer auf der Suche nach dem besten Smartphone zum Fotografieren ist, sollte sich nicht unbedingt ein Razr 2022 oder Flip 4 zulegen. Sie produzieren zwar bei guten Lichtverhältnissen ansehenswerte Bilder. Sobald es aber dunkler wird, können sie mit der Spitzenklasse nicht mehr mithalten.
Das größere Fold 4 von Samsung verfügt hinten über drei Linsen (Hauptkamera, Ultraweitwinkel und Dreifach-Tele). Dazu kommen jeweils eine Linse auf dem Außendisplay und eine Selfie-Kamera innen. Diese ist mit einer bescheidenen Auflösung von maximal 4 Megapixeln (MP) Auflösung technisch gesehen nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Das liegt unter anderem daran, dass die Kamera unter dem Bildschirm liegt und daher bei Nichtgebrauch praktisch verschwindet. Erst bei Benutzung schaltet sich das Display hier ab. Trotzdem sehen die Selfies der Frontdisplay-Kamera einfach besser aus.
Die Hauptkamera des Fold 4 nimmt sehr ansehnliche Bilder mit bis zu 50 MP auf. Hier überzeugen vor allem Bilddynamik, Schärfe und Details. Wem die Samsung-typischen, sehr bunten Aufnahmen zu knallig ausfallen, kann dies später per Bildbearbeitungssoftware zurückdrehen. Mit einem dreifachen optischen Zoom spielt das Fold bei Teleaufnahmen immerhin in der Klasse des neuen iPhone 14.
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Falt-Smartphones im Vergleich Motorola Razr und Galaxy Z Flip treten im großen Test gegeneinander an
Fazit: Falt-Smartphones sind für den alltäglichen Gebrauch bereit
Die faltbaren Geräte von Samsung und Motorola haben ihre Kinderkrankheiten überwunden. Auch wenn sie keinen harten Outdoor-Einsatz überstehen würden: Man muss sie nicht mehr wie rohe Eier behandeln, sondern kann sie im Alltag als vollwertige Smartphones verwenden.
Bei Flip 4 und Razr 2022 überzeugt das handliche Format. Man muss aber leichte Abstriche bei den verbauten Kameras machen. Aber die beste Kamera ist ohnehin diejenige, die man im richtigen Moment dabeihat. Und mit dem ultrakompakten Formfaktor finden die beiden Falt-Smartphones in jeder noch so engen Tasche Platz.
Beim Galaxy Fold 4 gefällt das riesige Display. Sowohl beim Arbeitstempo als auch bei der Qualität der Kameras gibt es nichts zu meckern. Zusammengeklappt trägt es allerdings ganz schön auf und passt dann nicht mehr in eine enge Hosentasche.
Dass weder die beiden Samsung-Falt-Smartphones noch das Razr 2022 von Motorola an der Spitze der Verkaufs-Hitparaden stehen, ist aber vermutlich vor allem der Tatsache geschuldet, dass sie deutlich teurer sind als nicht-faltbare Geräte.
Das größte Loch in die Kasse reißt das Galaxy Z Fold 4, das je nach Speicherausstattung zwischen knapp 1800 Euro (256 GB) und 2160 Euro (1 TB) kostet. Das Motorola Razr ist mit 256 GB Speicher für knapp 1200 Euro zu haben. Auch das Galaxy Z Flip 4 kostet zischen knapp 1100 Euro (128 GB) und 1280 Euro (512 GB), ist jedoch oft für deutlich weniger Geld im Angebot.