22. Oktober 2023, 15:49 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die umweltfreundlichen und fair produzierten Fairphones haben bisher nicht unbedingt mit herausragenden Spezifikationen überzeugt. Beim neuesten Modell gibt es aber zwei große technische Fortschritte. Doch lohnt sich der Kauf des nachhaltig hergestellten Smartphones? TECHBOOK hat sich das Android-Gerät näher angesehen.
Seit Ende August 2023 gibt es das Fairphone 5 auf dem Markt. Während der Umweltaspekt bei vielen großen Herstellern meist zu kurz kommt, wirbt das niederländische Unternehmen Fairphone mit einem nachhaltigen Konzept. Die Einzelteile sind in der Regel fair gehandelt bzw. hergestellt und auch das Recyceln steht stark im Vordergrund. Zudem setzt das Unternehmen auf Modularität. Das heißt, dass das (eigenständige) Reparieren von diversen Einzelteilen grundsätzlich funktionieren soll.
Übersicht
- Die Spezifikationen des Fairphone 5 im Überblick
- TECHBOOK nimmt das Fairphone 5 auseinander
- Fairphone 5 soll 10 Jahre Software-Updates bekommen
- Kräftige Farben dank OLED
- Neuerungen bei der Kamera
- Kein optisches Teleobjektiv
- Fairphone-Akku nicht gerade gut
- Zehn Teile austauschbar
- Nachhaltigkeit als Hauptkonzept
Die Spezifikationen des Fairphone 5 im Überblick
Fairphone 5: Spezifikationen | |
---|---|
Displaygröße | 6,46 Zoll Full HD+ |
Auflösung | 1224x2700 Pixel |
Kontrast | 1.000.000:1 |
Displayart | OLED |
Bildwiederholungsfrequenz | 90 Hz |
Haupt-Kamera | Dual-Kamera: 50 MP (Weit) f/1,88, 50 MP (Ultraweit) f/2,2, 117 Grad |
Selfie-Kamera | 50MP, Weitwinkel, f/2,45, 90 Grad |
Betriebssystem | Android 13 |
Prozessor | Octa-Core, Qualcomm QCM 6490 |
Update | Software-Updates bis 2031 |
Akku | 4200 mAh |
Speicher | 256 GB, erweiterbar auf 2 TB |
RAM | 8 GB |
Mobilfunkstandard | unterstützt bis 5G |
WLAN | Wi-Fi b,a,g,n,ac,ax |
NFC | ja |
Bluetooth | BT 5.2 |
Anschluss | USB 3.0 |
Gehäuse | Kunststoff, IP55 |
Entsperren | Fingerabdruck, Gesicht |
Sensoren | Finger, Gesicht, Magnetometer, Beschleunigung, Gyriscop, Kompass, Licht, Näherung |
Maße | 161,6 x 75,83 x 9,6 in mm (L x B x T) |
Gewicht | 212 Gramm |
TECHBOOK nimmt das Fairphone 5 auseinander
Fairphone 5 soll 10 Jahre Software-Updates bekommen
Das neue Fairphone 5 kann ein Smartphone für ein ganzes Jahrzehnt sein. Während bei etlichen anderen Herstellern die Geräte wegen fehlender Software-Aktualisierungen bereits nach zwei oder drei Jahren obsolet werden, verspricht das niederländische Unternehmen zwischen acht und zehn Jahren Sicherheitsupdates – ein Branchenrekord in Sachen Nachhaltigkeit.
Um dieses Versprechen Wirklichkeit werden zu lassen, haben die Entwickler in Amsterdam eine ungewöhnliche Entscheidung zum Haupt-Chipset getroffen. Im Gegensatz zum Vorgängermodell hat man nicht zur Snapdragon-Baureihe gegriffen, die der Chip-Lieferant Qualcomm eigentlich für Mobiltelefone vorsieht.
Stattdessen hat man sich für Qualcomms QCM 6490 entschieden. Dieser Chipsatz kommt sonst in ganz anderen Umgebungen zum Einsatz, etwa bei den Selbstbedienungsterminals großer Fast-Food-Ketten. Es gibt aber auch ein Outdoor-Handy von AGM mit diesem Chip. Obwohl der QCM 6490 nicht unbedingt für Smartphones entwickelt wurde, hat er aus Sicht der Fairphone-Konstrukteure einen entscheidenden Vorteil. Qualcomm gewährleistet hier acht Jahre Software-Support.
Ohne diese Zusage müsste der kleine niederländische Hersteller bei großen Updates des Android-Betriebssystems die komplizierte Treiber-Software selbst entwickeln. Von der Rechenleistung her ist das Faiphone 5 mit Mittelklasse-Smartphones wie dem Galaxy A54 von Samsung vergleichbar.
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Kräftige Farben dank OLED
Die zweite wichtige technische Neuerung fällt direkt ins Auge. Das Faiphone 5 hat im Vergleich zum Vorgängermodell (Fairphone 4) ein deutlich besseres Display bekommen. Die Niederländer verwenden nun kein einfaches LCD-Panel mehr, sondern haben sich für ein hochwertiges Display mit OLED-Technik entschieden. Das sorgt zum einen dafür, dass Fotos auf dem Gerät deutlich kräftigere Farben haben und schön scharf erscheinen.
Und bei der Videowiedergabe erscheinen dunkle Bereiche wirklich tiefschwarz und nicht nur dunkelgrau. Die OLED-Technik sorgt auch dafür, dass der Bildschirm im Freien besser abzulesen ist. Die Bildwechselfrequenz liegt bei 60 oder 90 Hertz. Das OLED-Display ermöglicht es auch, einen Always-on-Modus umzusetzen: Informationen wie Uhrzeit oder aktuelle Benachrichtigungen können ständig angezeigt werden, ohne dass der Akku vorzeitig schlapp macht.
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Neuerungen bei der Kamera
Auch die Position der Selfie-Kamera hat sich verändert. Bei den älteren Modellen war für die Frontkamera noch ein größerer, tropfenförmiger Bereich ausgespart. Beim Faiphone 5 ist diese „Notch“ auf einen keinen schwarzen Kreis („Punchhole“) geschrumpft, wodurch das Gerät deutlich moderner wirkt, auch weil die Displayränder deutlich schmaler geworden sind.
Die Selfie-Kamera selbst erledigt ihren Job recht gut. Sie löst jetzt mit 50 Megapixeln auf, doppelt so viele wie beim Vorgängermodell. Die Selfies geraten dadurch schön scharf. Beim Haupt-Kamerasystem könnte man auf den ersten Blick meinen, man hätte es mit drei Kameras zu tun. Tatsächlich sind es aber nur zwei: eine Hauptkamera mit optischer Bildstabilisierung und eine Ultra-Weitwinkelkamera.
Was so aussieht wie eine dritte Kamera, ist ein Tiefensensor. Beide Kameras verfügen über eine Auflösung von 50 Megapixel. Nach dem sogenannten Pixel-Binning, bei dem mehrere einzelne Bildpunkte miteinander zu einem größeren Pixel verschmolzen werden, werden jeweils 12,6 Megapixel große Foto-Dateien ausgegeben.
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Kein optisches Teleobjektiv
Im Test produzierte die Hauptkamera des Fairphone 5 kontrastreiche Fotos mit kräftigen Farben, ohne ins Quietschbunte abzugleiten. Aufnahmen bei Dunkelheit und Dämmerung fielen dagegen nicht ganz so scharf und detailreich aus wie Tageslicht-Aufnahmen.
Weit entfernte Objekte kann man nur digital heranzoomen, weil es kein optisches Teleobjektiv gibt. In unserem Test stießen wir jenseits der zweifachen Vergrößerung schnell an die Grenzen. Bei Fotos, die mit der maximalen 20-fachen Vergrößerung aufgenommen wurden, gingen viele Details in einem Bildrauschen unter.
Fairphone-Akku nicht gerade gut
Besser als bei den Vorgängermodellen ist auch der Akku. Er verfügt nun über eine Kapazität von 4200 mAh. Der Akku kann mit einem 30-Watt-Ladegerät per USB-C in 30 Minuten auf 50 Prozent geladen werden.
Sollte der Akku irgendwann einmal so viel Kapazität eingebüßt haben, dass sich das Telefon so nicht mehr sinnvoll nutzen lässt, kann die Batterie sehr einfach ohne irgendwelches Werkzeug ausgetauscht werden. Mit den Fingernägeln kann man die Rückseite entfernen, ebenso den Akku selbst.
Der Nachteil dieser Lösung ist ein nicht optimaler Wasserschutz. Aber immerhin erreicht das Fairphone 5 damit eine IP55-Zertifizierung. Das Gerät ist somit vor einem Regenschauer geschützt, sollte aber nicht in die Badewanne fallen, denn es wie gesagt ist nicht wirklich wasserdicht.
Zehn Teile austauschbar
Die modulare Bauweise ermöglicht aber nicht nur den Austausch des Akkus. Auch die drei Kameras, die USB-C-Buchse, der Lautsprecher, die Hörmuschel und die „Topeinheit“ mit SIM-Kartenfach und Speicherkarten-Slot lassen sich ohne Bastelerfahrung ersetzen.
Der dafür benötigte Kreuzschlitzschraubendreher liegt in der Packung. Ein Ersatz-Akku kostet 40 Euro, das Display 100 Euro, die Rückseite 25 Euro, die Kameras zwischen 35 Euro (Selfie-Kamera) und 70 Euro (Hauptkamera).
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Nachhaltigkeit als Hauptkonzept
Zum Umweltkonzept gehört aber nicht nur die sehr gute und einfache Reparierbarkeit: Beim Fairphone 5 stammen 14 Rohstoffe aus fairen Lieferketten oder aus dem Recycling. Das gilt nach Angaben der Niederländer für das verwendete Aluminium, die Kunststoffe und Rohstoffe wie Gold, Wolfram, Lithium, Silber, Cobalt, Zinn, Zink, Metalle der Seltenen Erden, Magnesium, Indium, Kupfer und Nickel. Fairphone nimmt auch für sich in Anspruch, „elektronikschrottneutral“ zu sein. Das bedeutet, dass für jedes verkaufte Fairphone 5 ein altes Smartphone recycelt wird.
Das Faiphone 5 kostet knapp 700 Euro, das sind 120 Euro mehr, als das Vorgängermodell in der günstigsten Ausführung gekostet hat. Dafür gibt es nun aber ein deutlich besseres Display. Außerdem stecken im Fairphone 5 jetzt 256 Gigabyte Speicher, doppelt so viel wie beim Einstiegsmodell des Fairphone 4. Damit wurde der Preis des neuen Modells untern Strich um 50 Euro erhöht.
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TECHBOOK meint
„Es ist durchaus erfrischend, dass es auch nachhaltig hergestellte Smartphones auf dem Markt gibt. Abseits dessen gibt es noch weitere Vor- aber auch Nachteile. Zunächst die positiven Aspekte: Ein großes Plus vom Fairphone 5 ist die Modularität und die Reparierbarkeit der Teile. Außerdem ist die Update-Garantie von vielen Jahren optimal, da man das Smartphone stets auf den neuesten Stand bringen kann.
Ebenfalls stark ist der RAM sowie der Speicher. Sogar die Specs der Kameras können sich sehen lassen. Zwar ist das Fairphone 5 kein dezidiertes Fotohandy, liefert dabei aber durchaus eine sehenswerte Qualität ab.
Negativ hingegen sind vor allem zwei Punkte. Zum einen ist da der Akku, der eine Kapazität von unter 5000 Milliamperestunden vorweist, der eigentlich der Standard bei den meisten Mittelklasse-Smartphones ist. Zudem ist der Preis mit fast 700 Euro durchaus zu hoch. Teilweise gibt es Flaggschiff-Modelle für den Preis, die deutlich stärkere Specs vorweisen können. Da hat eben die Nachhaltigkeit ihren Preis.“– Isa Kabakci, Redakteur
Mit Material von der dpa.