23. März 2022, 13:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unterschiedliche Ladestandards, kaum reparierbare und daher schnell entsorgte Geräte – schon vor einer Weile hat das EU-Parlament den Kampf gegen den wachsenden Elektronik-Müll aufgenommen. Nun rücken die fest verbauten Akkus in den Fokus.
Früher ließen sich technische Geräte noch vergleichsweise einfach reparieren. Doch dann gingen Hersteller dazu über, Bauteile zu verkleben und so fest einzubauen, dass sie nur noch mit Spezialwerkzeug zugänglich waren. In der Folge wuchsen die Kosten für eine Reparatur, weshalb diese immer unbeliebter wurde. Viele Nutzer entsorgten Handy und Co. stattdessen und entschieden sich für den Neukauf – eine Katastrophe für die Umwelt und Ressourcen. Vor allem Verschleißartikel wie Akkus sind von dem Problem betroffen, doch damit möchte das EU-Parlament nun Schluss machen.
Übersicht
EU-Parlament möchte gegen fest verbaute Akkus vorgehen
Das EU-Parlament möchte fest verbaute oder gar verklebte Akkus in elektronischen Geräten künftig verbieten. Schon im Januar 2023 soll es soweit sein, sofern der EU-Ministerrat zustimmt. Mit dem Beschluss möchten die Abgeordneten die Lebensdauer der Geräte erhöhen, indem der Austausch defekter Akkus deutlich erleichtert wird. Das bedeutet allerdings nicht, dass es zu früheren Zeiten zurück geht, in denen Nutzer die Akkus über eine Klappe oder eine abnehmbare Rückseite selbst austauschen konnten. Vielmehr möchte das EU-Parlament mit dem Beschluss den Aufwand eines Austauschs deutlich minimieren und diesen somit auch außerhalb von Herstellerwerkstätten und Spezial-Shops ermöglichen.
Lesen Sie auch: Erschweren Smartphone-Hersteller absichtlich die Reparatur?
Die Regelung betrifft nicht nur Smartphones, sondern alle Arten von Geräten, die mit Akkus betreiben werden. Dazu zählen also auch Laptops, E-Bikes, mobile Spielekonsolen wie die Nintendo Switch sowie Radios und Lautsprecher. Bislang ist es meist so, dass diese Produkte entsorgt werden, sobald es einen Defekt am Akku gibt. Eine Reparatur ist in der Regel zu umständlich und zu teuer.
Auch Batterie-Hersteller müssen sich anpassen
Der geplante Beschluss betrifft aber nicht nur die Hardware-Hersteller. Auch die Produzenten der Akkus und Batterien müssen sich künftig wohl auf Veränderungen einstellen. Auf Wunsch des EU-Parlaments müssen bis 2024 alle in Smartphones und Co. verwendeten Akkus und Batterien so ausgelegt sein, dass sie sich von Verbrauchern oder unabhängigen Betreibern einfach und sicher entfernen und austauschen lassen. Gleichzeitig sprechen sich die Abgeordneten für Mindestwerte für zurückgewonnene Rohstoffe wie Kobalt, Blei, Lithium und Nickel aus. So möchte man die Recyclingquote der wertvollen Materialien deutlich erhöhen.
Auch deren Förderung inklusive der Arbeitsbedingungen und Risiken im jeweiligen Land sollen über die gesamte Lieferkette hinweg transparenter werden. Die Batterieindustrie soll daher im gesamten Herstellungsprozess zum international anerkannten Due-Diligence-Standard verpflichtet werden.
https://oembed/techbook/affiliate/2184fd5bec89b27a7f523dc74f7733f7d54b334d215c7e8dc5ab89185849b94c/b6e44ea0-940f-43c7-93ea-971f6546c765/embed
Lesen Sie auch: Einheitliche Ladekabel für Handy, Tablet und Co. rücken näher
Industrie wenig begeistert
Nicht gerade überraschend zeigt sich die Industrie vom geplanten Beschluss wenig begeistert. Sie kritisiert, dass die Pläne des EU-Parlaments die Haltbarkeit und Sicherheit der Akkus beeinträchtigen würde. Das Parlament kontert mit verpflichtenden Angaben zur Energie- und Leistungsfähigkeit sowie zur Lebensdauer und Haltbarkeit von Akkus.
Der neue Beschluss könnte auch dazu führen, dass die Smartphone-Hersteller die Produktion ihrer Geräte künftig anpassen müssen. Aufgrund all der technischen Bauteile kämpfen sie seit Langem um jeden Millimeter Platz im Gehäuse. Wechselbare Akkus könnten hierbei zu einem Problem werden.